©Gerd Ludwig/National Geographic Creative
Die tatsächlichen Folgen des daraufhin eingetreten Störfalles werden erst allmählich in ihrer vollen Tragweite sichtbar. Anlässlich des dritten Jahrestages von Fukushima erinnert der bei Edition Lammerhuber erschienene Band „Der lange Schatten von Tschernobyl“ daran, mit welchen Konsequenzen wir ein Vierteljahrhundert nach einer Atomkraftwerks-Katastrophe leben müssen, wie ein Störfall einen riesigen Landstrich für immer verändert und was es für die Betroffenen bedeutet.
©Gerd Ludwig/National Geographic Creative
„Es war die größte fotografische Herausforderung, die ich jemals erlebt habe. Die Umgebung war dunkel, laut und beklemmend. Der Adrenalinschub war unglaublich. Ich hatte maximal 15 Minuten Zeit, um eindringliche Bilder von einem Ort zu machen, den nur wenige jemals gesehen haben“ stellt der 2014 mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der DGPh ausgezeichnete Fotograf Gerd Ludwig, der Tschernobyl in den letzten 20 Jahren insgesamt neun Mal besucht hat, fest. Er hat sich weiter als jeder andere Fotograf in den „Bauch“ von Reaktor #4 vorgewagt, um die größte nukleare Katastrophe der Geschichte zu dokumentieren. Mit packenden und berührenden, teilweise auch verstörenden Aufnahmen ist dieser Bildband ein Buch des Erinnerns.
©Gerd Ludwig/National Geographic Creative
Ein zweiter „Sarkophag“, das 2,2 Milliarden teure ‚New Safe Confinement‘, wird in Kürze das bekannte Bild des von der Explosion zerstörten Reaktors für immer hinter einer High-Tech-Konstruktion verschwinden lassen. Es ist aber vor allem ein Buch des Erinnerns an jene Menschen, die diese Tragödie durchleiden müssen. „Mich treibt die Verpflichtung, im Namen von stummen Opfern zu handeln, um ihnen mit meinen Bildern eine Stimme zu geben. Bei meinem Aufenthalt in Tschernobyl habe ich viele verzweifelte Menschen getroffen, die bereit waren, ihr Leiden öffentlich zu machen – einzig beseelt von der Hoffnung, Tragödien wie jene in Tschernobyl zukünftig zu verhindern“, sagt Gerd Ludwig über sein fotografisches Vermächtnis.
Michail Gorbatschow, der zum Zeitpunkt der Katastrophe gerade 13 Monate im Amt des Präsidenten der Sowjetunion war, reflektiert in einem begleitenden Essay die Bedeutung der Ereignisse von Tschernobyl im Lichte der politischen Entwicklungen, die letztlich zum friedlichen Ende des „Kalten Krieges“ geführt haben.
H.-G. v. Zydowitz
Gerd Ludwig, Michail Gorbatschow
Der lange Schatten von Tschernobyl
Text: Deutsch, Englisch, Französisch
252 Seiten, 127 Photos
Format: 29 x 31 cm, Hardcover im Schuber
Baden (Österreich), Edition Lammerhuber
ISBN 978-3-901753-66-4, 75,- Euro
http://edition.lammerhuber.at/buecher/der-lange-schatten-von-tschernobyl
