Foto Mike Korostelev, Europäischer Naturfotograf des Jahres 2022
Im Rahmen des Internationalen Naturfestivals fand die Preisverleihung des Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahres 2022 statt. Rund 18.000 Aufnahmen wurden von Amateur- und Profifotografen aus 35 Ländern eingereicht. Die fünfköpfige, international besetzte Jury ermittelte 104 Siegerbilder in insgesamt 10 Kategorien und einer Sonderkategorie.
Gesamtsieger und damit Europäischer Naturfotograf des Jahres 2022 ist der russische Fotograf Mike Korostelev. Mithilfe einer Unterwasserdrohne beobachtete und dokumentierte er Flusspferde in einem südafrikanischen Salzsee. Gratulation!
Der russische Fotograf Mike Korostelev konnte die Jury mit seinem Bild Hippo-Welt begeistern. „In Russland haben viele Menschen gegen den Fang von Orcas im Ochotskischen Meer gekämpft, die an Delfinarien verkauft werden sollten, und schließlich wurde diese Aktion gestoppt“ sagt Mike. „Jetzt sind die Orcas in Freiheit, aber leider haben wir im Augenblick auch andere Probleme, und viele gute Menschen befinden sich gerade in „Gefangenschaft“. Viele Menschen in Russland sind mit dem, was zurzeit passiert, nicht einverstanden.“
Stundenlang bewegt sich der Reiher nicht einen Zentimeter von seiner Sitzwarte. Plötzlich
schießt er nach vorne und hat im nächsten Moment einen kleinen Fisch im Schnabel. Mit einer langen
Belichtungszeit wurde diese Bewegung visualisiert, so Jan Leßmann, Sieger des Fritz Pölking Preises.
Ebenfalls im Zuge des diesjährigen Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahreswurde der Fritz Pölking Preis an Jan Leßmann für sein Projekt Lockdown Heron. Sein Projekt Lochdohn Heron:
„Es ist still in der Nacht. Soeben hat der Landkreis Greifswald die Inzidenzmarke von 200 überschritten. Menschenleere Straßen, eine 15-Kilometer-Entfernungsbegrenzungs-Regel und eine Ausgangsperre bestimmen den Alltag. Eine unheimliche Schwere liegt über der Stadt. In der Nacht hat es geschneit, und die Straßen bleiben mit Schnee bedeckt. Mein Arbeitsumfeld ist so still wie nie zuvor. Ich begebe mich nach draußen und hinterlasse die ersten Fußspuren im frischen Weiß. Die Schwärze der Nacht verschluckt die Schneeflocken am Horizont und bricht sich im gelben Schein der Straßenlaternen. Nur fünfzig Meter entfernt von meiner Wohnung sitzt mein nächtlicher Freund auf einer kleinen Treppe am Hafenufer. Sonst unentdeckt, schaut er mich mit großen Augen an, erkennt mich, und stößt im nächsten Augenblick seinen Schnabel ins Wasser. Ein Graureiher, der sich an das Leben in der Stadt angepasst hat, fischt unberührt von Pandemien und Beschränkungen im Greifswalder Hafen. Unzählige Nächte besuche ich ihn, lasse mich von der Geduld des Vogels durch die Nacht tragen und verliere dabei das Gefühl für Zeit und Raum. Die Fotografie vor der Haustür hat für mich in diesen Tagen einen hohen Stellenwert. Die Unmöglichkeit zu reisen führt zur Konzentration auf die unmittelbare Umgebung und lässt mich vollends in das nächtliche Leben des Reihers eintauchen. Ich fiebere bei jedem Fang erneut mit, weiß, wo der Reiher seine Barsche fängt und wo sich seine Lieblingsstelle für Weißfische befindet. Immer wieder wetzt er seinen Schnabel an einem alten Tau und wirkt dabei sehr zufrieden. Das Hafenbecken ist voll mit kleinen Fischen, überall wimmelt es vor Rotfedern, Rotaugen und kleinen Barschen, und das Überangebot macht es dem Reiher schwer, sich auf einen Fisch zu konzentrieren.
Foto David Hup & Michiel van Noppen
Der Fritz Pölking Jugendpreis wurde an David Hup & Michiel van Noppen aus den Niederlanden für ihr gemeinsames Projekt „Ein Bär im Hinterhof“ verliehen.
Als Dokumentarfotograf ist David Hup (*1995) fasziniert von der Beziehung zwischen Mensch und Natur. Aufgewachsen ist er in einem dicht besiedelten Viertel von Amsterdam und hat daher unsere Beziehung zur Natur in von Menschen dominierten Gebieten aus erster Hand erlebt. Er erforscht, wie wir mit der Natur interagieren und wie unser Handeln Ökosystemen schaden oder nützen kann. David nutzt die Fotografie, um das Bewusstsein für unseren Einfluss auf die Natur zu schärfen, mit dem Ziel, eine nachhaltige Grundlage für eine Koexistenz zu schaffen.
Michiel van Noppen (*1997) ist ein junger Fotograf, der sich auf Themen aus den Bereichen Ökologie, Naturschutz und Naturgeschichte spezialisiert hat. Durch sein Biologiestudium hat er ein tiefes Verständnis für die wissenschaftliche Welt und die Wunder, die die Natur hervorbringt. Mit einem Fuß in der akademischen Welt und dem anderen in der Praxis hofft er, dass seine Fotos eine Verbindung zwischen beiden herstellen und Wissenschaftlern, Naturschützern und lokalen Gemeinschaften eine Stimme geben können, um die immer schneller schwindende und zug
Das Projekt:
Diese Geschichte ist das Werk zweier junger Niederländer, die eine gemeinsame Liebe zu Rumänien verbindet, und die vier Jahre lang zwischen Arbeit und Studium dorthin gereist sind, um einen der letzten Orte auf diesem überbevölkerten Kontinent zu dokumentieren, der noch echte Wildnis zu bieten hat. Mit dieser Fotostory wollen sie einen wunderschönen, aber oft übersehenen Teil Europas und eine der zahlreichen Herausforderungen, denen er sich stellen muss, dokumentieren.
In den Dörfern, die im Schatten der Karpaten liegen, ist die Präsenz des Bären deutlich zu spüren. Aufgrund der illegalen Abholzung der alten Wälder wird der Lebensraum und damit die Nahrung für die Bären immer knapper. Auf der Suche nach Futter müssen sie aus den uralten Wäldern hinab in die Dörfer wandern, was regelmäßig zu Konflikten mit den Ortsansässigen führt.
In mehreren Städten Siebenbürgens werden die Bären aber auch jeden Winter durch den traditionellen Ursul-Tanz verehrt. Ein Tanz, der dazu dienen soll, die Erde fruchtbar zu machen und zu reinigen, böse Geister zu vertreiben und das neue Jahr zu begrüßen.
Die überdurchschnittlich große Bärenpopulation Rumäniens ist eine Spätfolge der kommunistischen Ära, als Nicolae Ceausescu an der Macht war und die Bärenjagd untersagte – ein Verbot, von dem nur er selbst und seine Gäste ausgenommen waren. Das hat dazu geführt, dass in Rumänien heute rund 6.000 Bären leben, was der Hälfte der europäischen Population entspricht. Die Probleme der Koexistenz zwischen Bär und Mensch haben mittlerweile Priorität auf der politischen Agenda erlangt, doch die Debatte über die richtige Vorgehensweise ist aufgrund der zahlreichen Beteiligten sehr komplex. Und während die Diskussionen weitergehen, kommt es immer wieder zu Konflikten: Hirten haben schlaflose Nächte, wenn sie versuchen, ihre Schafe zu schützen, und Bären durchbrechen immer noch Zäune, um sich an Abfällen zu laben.