Der New Yorker Werbefotograf und Bauingenieur Ogle Winston Link hat mit seinen monumental inszenierten Nachtaufnahmen die Ära der Dampfzüge in Virginia und den angrenzenden Staaten in den Jahren zwischen 1955 und 1960 kurz vor ihrem Verschwinden festgehalten. Sie dokumentieren in faszinierenden Fotografien die Norfolk & Western Railways , eine der letzten große amerikanischen Eisenbahngesellschaft. Es sind Bilder, die jenseits der üblichen Dampfross-Romantik die Bahnlinien als Lebensadern zeigen, auf denen die Züge den Pulsschlag bestimmten.
„Ergebnisdieser aufwendigen und teuren fotografischen Leidenschaft, die er innerhalb des rund 4.000 Kilometer langen Streckennetzes ausleben konnte, sind 2200 faszinierende aufnahmen“, beschreibt Isabel Siben das ungewöhnliche Werk von O. Winston Link, der bei seinen Arbeiten mit gewaltigem technischen Aufwand das gesamte Spektrum der Fotografie ausreizte. „Sein motivisches Interesse galt nicht nur den Dampfloks sondern ebenso den Bahnmitarbeitern, der Bevölkerung, der Architektur und den Landschaften Die Bandbreite dieses Projektes ist beeindruckend. Obwohl es im Zeitraum von gerade einmal fünf Jahren entstanden ist, bietet es genügend Stoff, um retrospektiv als ein fotografisches Gesamtkunstwerk bewertet zu werden.“
Und weiter heißt es in der Einleitung von Isabel Siben zu der Ausstellung: „Die Menschen in O. Winston Links Bildern sind keine entfremdeten Großstädter, sie sind vielmehr sein Mitstreiter bei der Erzählung eines positiven Lebensgefühls – und das zeigen sie voller Stolz.“
Viele der Bilder faszinieren besonders, weil sie in stockfinsterer Nacht entstanden sind und – so heißt es in der Einleitung weiter – auch eine außergewöhnliche Vorbereitung und Logistik erforderten.
„Jedes Foto war eine Herausforderung, für die er (der Fotograf) einen eigenen Lichtplan anfertigte mit Texten und Skizzen, mit Berechnungen über Stärke, Reichweite und Position der Lichtreflektoren und Kameras. Der Aufwand ähnelt eher dem einer Kinofilmproduktion als für ein Fotoshooting.
Die Kunst von O. Winston Link bestand im Weglassen von Details, die e einfach im Dunklen verschwinden ließ und weshalb er auch am liebsten nachts fotografierte.
„Nachts kann ich die Bilder machen, die ich möchte und kann das ausleuchten, was ich als wichtig erachte“, begründete er seine Leidenschaft, die sich nur durch den Fahrplan der Züge einschränken ließ.
„“O. Winston Link gelangen spektakuläre Nachtaufnahmen mit einem klaren visuellen Konzept und sehr besonderen Effekten. Alles hatte er präzise zuvor berechnet und geplant. Und dann galt es auf den entscheidenden Moment zu warten. Es gab immer nur einen Versuch, danach waren die Blitzlampen unbrauchbar. Seine Vorgehensweise kann mit Henri Cartier Bressons‘s Arbeit am ‚decisive moment‘ verglichen werden, wenngleich jener mit der Kleinbildkamera tagsüber auf der Lauer lag, O. Winston Link aber mit 4 x 5 Kameras zumeist nachts arbeitete. Bei ihm stehen Bildaufbau und Komposition bereits fest, die Kameras sind Stunden zuvor in Position gebracht, das Bildpersonal ist vor Ort und alles wartet auf die Ankunft der Dampflok. Das Risiko des Nichtgelingens schwingt immer mit und die Spannung des entscheidenden Augenblickswenn der Finger auf dem Auslöser liegt.“
Die Ausstellung umfasst 120 großformatige Fotografien. Dokumentiert wird sie mit hundert im Duplexverfahren gedruckten Abbildungen zusammengefasst in einer Portfolio-Edition., die zunächst auf 1.000 Exemplare limitiert ist und etwa 80 Euro kosten soll. Ein empfehlenswertes Weihnachtsgeschenk für alle Foto- und Eisenbahnliebhaber!