2. Lumix Festival für jungen Fotojournalismus
Es sei nicht so sehr das Talent, das einen großartigen Fotojournalisten ausmache, betonte David Burnett, einer der vielseitigsten unter den ganz großen Fotoreportern unserer Zeit in seinem Vortrag am Eröffnungstag des 2. Lumix Festivals für jungen Bildjournalismus der Fachhochschule Hannover. Viel wichtiger sei seiner Meinung nach die Leidenschaft. Talente kann man pflegen oder nicht – die Leidenschaft aber ist eine Bestimmung.
Die Wahrheit dieser Aussage begegnet einem auf Schritt und Tritt durch die großartigen Ausstellungsräume in den ehemaligen Expo-Pavillons. In 60 Ausstellungen vermitteln junge Fotografen ihr mit Leidenschaft erarbeitetes Bild von der Welt, das durch seine Ausdrucksstärke wiederum das Weltbild des Betrachters formt.
Unter der Leitung von Professor Rolf Nobel, Leiter der Studienrichtung Fotografie der Fachhochschule Hannover (FHH) haben die Studenten mit Unterstützung der Fotografenvereinigung Freelens und Panasonic ein hochkarätiges Festival aus dem Boden gezaubert, das die Leidenschaft seiner Macher an jedem Ort des Veranstaltungsgeländes spürbar werden lässt.
Es dokumentiert die hohe, fotografische und erzählerische Qualität engagierter, junger Bildjournalisten aus der ganzen Welt und verdeutlicht, welche inhaltliche Breite der Fotojournalismus in seiner heutigen Funktion abdeckt.
„Wir wollen kein Festival, wo man von Ausstellung zu Ausstellung ausschließlich durch ein endloses Themenfeld von Tod und Elend geht, so wichtig wir diese Themen auch finden“, betont Rolf Nobel, „Nach der x-ten Slum-Reportage vom indischen Subkontinent fanden selbst wir Kuratoren es sehr ermüdend und unerträglich redundant“.
Die meisten der ausgestellten, jungen Fotografen sind für ihre Arbeiten bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Sieben von ihnen wurden beim
World Press Photo Award ausgezeichnet. Acht haben Preise bei Picture of the Year International gewonnen und fünf beim Unicef Photo of the Year. Vier der Aussteller sind Absolventen der FHH, sechs studieren derzeit im Design Center. Die in den Ausstellungen präsentierten Fotografen kommen aus insgesamt 22 Ländern. Aus Deutschland kommen 16 Fotografen.
Lars Bauernschmitt, Verwaltungsprofessor der Studienrichtung an der FHH, kommentiert dieBedeutung des Fotojournalismus und die in Hannover gezeigten Arbeiten als „ungeschminkte Darstellungen des Alltags, der schönen, wie auch der schrecklichen Ereignisse, die Menschen faszinieren. Das ist die Kraft des Fotojournalismus, das ist seine Berechtigung, und deshalb ist er in Zeiten des medialen Wandels lebendiger denn je.“
Der mediale Wandel steht auch als Damokles Schwert über dem Beruf des Bildjournalisten, der sich zunehmend der Konkurrenz durch sogenannte ‚Bürger-‚ oder Leserreporter‘ ausgesetzt sieht und dessen klassischen Erwerbswege bei den Printmedien sich rasant verringern. Dabei zeigen Festivals wie das in Hannover, auf welch breites Interesse diese Form der Berichterstattung in der Bevölkerung trifft.
„Wir haben heute ein wesentlich breiteres und vermutlich auch interessierteres Publikum als früher“, behauptet Magnum Fotograf Thomas Höpker, der zu den Altmeistern der Branche zählt. „Wären da nicht die Probleme mit dem knappen Geld, dem Fotojournalismus – so spannend und gut er augenblicklich ist – stünden goldene Zeiten bevor!“
Es ist den Machern und allen am Festival Beteiligten zu wünschen, dass sich ihr großartiges Engagement eines Tages auch auszahlt.