Installation der ‚Klausen‘ Fotos von Christian Popkes auf dem Nebelhorn.
Der Wettergott meinte es nicht gut mit den Pfingsturlaubern in Oberstdorf. Die Besucher des 1. Oberstdorfer Fotogipfels dagegen waren von Schnee und Regen, die den Ort und vor allem seine umliegenden Berggipfel, Almwiesen und Täler in eine geradezu mystische Stimmung versetzten, mehrheitlich begeistert. Es waren einzigartige, ungewöhnliche Motive, die sich den Blicken naturverbundener Fotografen boten: Die Frühlingshafte Natur, die sich dem nicht weichen wollenden Winter entgegenstemmte.
Christian Popkes und Heidi Thaumiller bei der Vernissage
der Klausen Fotoserie auf dem Nebelhorn.
So war es wohl auch der Gipfel der Fotogefühle für die vielleicht fünfzig Besucher, die sich am Mittwoch dem 23. Mai 2013 auf das Nebelhorn (2224m) getraut haben, das – wieder einmal in dichtem Nebel gehüllt – seinen Namen alle Ehre machte. Nur schemenhaft war unter dem Gipfelkreuz die Installation der überdimensionalen Bilder, die der Fotograf und Initiator des 1. Oberstdorfer Fotogipfels Christian Popkes, von den Oberstdorfer Klausen, einer einheimischen Brauchtumsgruppe aufgenommen hatte zu erahnen. Passend zu den geradezu archaisch anmutenden Gestalten zeigte sich die über das frisch verschneite Gipfelareal verteilte Installation nur schemenhaft, geheimnisvoll in Nebelschaden gehüllt. Eindrucksvoller hätte es sich kein Event-Manager oder Fotograf ausdenken können.
Aber es kam noch besser als pünktlich zur Eröffnung der Vernissage durch Tourismus Direktorin Heidi Thaumiller am frühen Nachmittag zu den Klängen des Alphornbläser Duos der Himmel aufriss und für einen Moment die wilden Gestalten der Klausen in ihren traditionellen, zum Teil über Generationen ererbten und gepflegten Gewändern bunt und plastisch hervortreten ließ.
Pünktlich zur Vernissage rissen die Wolken auf.
Die überdimensionalen Fotos ließen jedes Härchen im Fell der fantasievollen, schreckeinflößenden Verkleidungen erkennen, in denen die jungen Burschen einem uralten, heidnischen Oberstdorfer Brauch folgend rutenbewährt sonst nur am 5. Und 6. Dezember durch das Dorf ziehen, um die Dämonen auszutrieben. Es ist ein rauer Brauch und wird deshalb auch nicht von den Oberstdorfern als Touristenattraktion missbraucht.
„Es ist eine von den Oberstdorfern sehr ernst genommene nach innen gekehrte Tradition, die sie nur sehr sparsam mit anderen teilen“, erklärt die selbst in Oberstdorf aufgewachsene, naturverbundene Touristikchefin Heidi Thaumiller. Die begeisterte Bergsteigerin und Hobbyfotografin war von Christian Popkes Vorschlag in Oberstdorf ein Fotofestival zu etablieren, sofort begeistert. In nur vier Monaten Vorbereitungszeit, haben Sie und ihr Team mit der fachlichen Unterstützung von Christian Popkes ein Fotografenevent der Extraklasse aus dem Boden gestampft, das sich vom Start an, von einigen kleinen Ausrutschern abgesehen, einen Spitzenplatz unter den deutschen Fotofestivals verdient hat. Unter der Schirmherrschaft des großen deutschen Porträtfotografen Walter Scheels wird auf dem Oberstdorfer Fotogipfel das Thema Mensch und Natur in den Mittelpunkt gerückt. Das Thema soll nicht nur in der fotografischen Auseinandersetzung zelebriert sondern auch in gemeinsamen Aktionen und Begegnungen der Besucher und Teilnehmer miteinander erlebt werden.
Fotos zum Anfassen auch aus dem iPhone präsentierte Uwe Janke von der Firma Tecco beim Fotomarkt.
„Der intensive Austausch der Fotografen während des Festivals ist mir genauso wichtig wie ein hochkarätiges Workshop und Ausstellungsprogramm“, versichert der Festivalinitiator und Kurator Christian Popkes. Auch wenn in es allen der drei genannten Punkte noch etliches zu verbessern gilt, kann der 1. Oberstdorfer Fotogipfel auf einen gelungenen Start stolz sein.
Installation der Musikerporträts von Walter Scheels im Fuggerpark.
Dass die mit hochkarätigen Referenten aufwartenden Workshops noch unter Teilnehmermangel litten, ist vermutlich der kurzen Vorbereitungsphase geschuldet. Aber dass bei der großartigen Open-Air-Installation der berühmten Musikerporträts von Schirmherr Walter Scheels zwar die Namen der abgebildeten Prominenten nicht aber der des Fotografen standen, darf den Veranstaltern eines Fotoevents nicht unterlaufen.
Auch muss sich Fotokunst nicht unbedingt ausschließlich in Großinstallationen niederschlagen, auf die man in Oberstdorf diesmal besonders stolz war. Die drei Freiluftpräsentationen im XXL-Format mit Bildgrößen bis zu 2 x 3 Metern waren fraglos beachtlich. Doch die dagegen eher wie eine Kabinettausstellung anmutende Präsentation des einheimischen Fotografen Reiner Metzger, die unter dem Titel „Der Atem der Zeit“ eine Serie eindringlicher Langzeitbelichtungen von Menschen, Landschaften und Stadtszenen versammelte, wird sich dem Fotografie-Kenner vermutlich ebenso als ein unvergessliches Erlebnis einprägen.
Ausstellung „Der Atem der Zeit“ von Reiner Metzger in der Villa Jauss.
Ein noch bescheidener Fotomarkt, etwas irreführend als Börse bezeichnet, rundete als gern wahr genommener Treffpunkt im Oberstdorf Haus das Programm ab. Manche Aussteller hätten dies durch häufigere Anwesenheit, vielleicht mit etwas mehr Leben füllen können. Wie so etwas gehen kann, haben geradezu beispielhaft Uwe Janke vom Papierspezialisten Tecco sowie die Betreiber der Fotokiste, in der sich jeder Besucher selbst fotografieren durfte oder auch der Fotobuchanbieter Panoramabooks vorgemacht.
Tecco Sample Pack Inkjet Fotopapiere
zum Oberstdorfer Fotogipfel.
Es muss auch den Chefredakteur der Zeitschrift Fineart Printer, Hermann Will in seinem Tun erneut bestätigt und erfreut haben, dass ihn Besucher, auch außerhalb seiner Workshops, immer wieder darauf angesprochen haben, wie er sie zu einem neuen Verhältnis und Umgang mit den eigenen Bildern motiviert und sie dazu angeregt habe, sich mit dem Thema Print zukünftig intensiver zu befassen.
Ein Publikumsmagnet auf dem Fotomarkt: die Photo Kiste.
Vieles was noch nicht ganz rund lief auf dem 1. Oberstdorfer Fotogipfel machte das charmante Team rund um die Tourismus Direktorin Heidi Thaumiller mit seinem unermüdlichen Einsatz und seiner Fürsorge um jeden Teilnehmer wieder wett. Um es mit einem Satz zu sagen: Die Premiere des 1. Oberstdorfer Fotogipfels macht Appetit auf mehr!