Phosphor Tailings Pond #4, Near Lakeland, Florida, USA, 2012
photo © Edward Burtynsky,
courtesy Galerie Springer, Berlin / Nicholas Metivier Gallery, Toronto
Die World Photography Organisation gibt heute bekannt, dass der renommierte kanadische Fotograf Edward Burtynsky im Rahmen der Sony World Photography Awards 2022 den Preis für Herausragende Leistungen für die Fotografie erhält. Burtynsky gilt als einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Fotografen weltweit und ist vor allem für seine großformatigen Bilder von Industrielandschaften und der Umweltkrise im Allgemeinen bekannt.
Salt Pans #18, Little Rann of Kutch, Gujarat, India, 2016 photo
© Edward Burtynsky,
courtesy Galerie Springer, Berlin / Nicholas Metivier Gallery, Toronto
Mehr als ein Dutzend dieser großformatigen Fotografien werden bei der Ausstellung zu den Sony World Photography Awards 2022 im Somerset House in London zu sehen sein. Die Auswahl wurde vom Künstler selbst getroffen und hebt wichtige Werkgruppen und Themen aus seiner 40-jährigen Karriere hervor. Unter anderem sind epische Szenen aus Anthropozän (2018) zu sehen. Benannt nach dem vorgeschlagenen Namen für unsere gegenwärtige geologische Epoche, beschäftigt sich diese Serie mit den menschlichen Aktivitäten und dem tiefgreifenden Einfluss, den sie auf die Erde und ihre Systeme haben.
Saw Mills #1, Lagos, Nigeria, 2016
© Edward Burtynsky,
courtesy Galerie Springer, Berlin / Nicholas Metivier Gallery, Toronto
Ebenfalls gezeigt werden Bilder aus Burtynskys bahnbrechender Serie Oil (2009), einer im Lauf von zwölf Jahren entstandenen Chronik, die den komplexen Kreislauf aus Gewinnung, Verwertung und täglichem Verbrauch des Rohstoffs Öl dokumentiert und unsere Abhängigkeit von dieser endlichen Ressource beleuchtet. Darüber hinaus werden – erstmals im Vereinigten Königreich – Bilder aus Burtynskys kommender Serie Africa (2022) zu sehen sein, die sowohl die natürliche afrikanische Landschaft als auch Gebiete zeigen, die durch den Abbau von Ressourcen verändert wurden. Als weitere Projekte sind Salt Pans (2016), Water (2013) und Railcuts (1985) in der Ausstellung vertreten.
Edward Burtynsky wurde 1955 als Sohn ukrainischer Eltern in St. Catharines, Ontario (Kanada) geboren. 1982 erwarb er an der Ryerson University einen Bachelor of Arts in Fotografie/Medienwissenschaften. Als Kind hatte er die Frachtschiffe beobachtet, die seine Heimatstadt passierten, und seinen Vater bei der Arbeit im Werk von General Motors erlebt, wo er später auch selbst arbeitete. Die gewaltigen Ausmaße der menschlichen Produktion fesselten ihn und hatten Einfluss auf die Entwicklung seines fotografischen Stils.
In seinen Bildern erforscht Burtynsky die Auswirkungen, die wir als Spezies gemeinsam auf den Planeten haben. In eindrucksvollen Darstellungen riesiger, vom Menschen veränderter Landschaften legt er das ungeheure Ausmaß der Infrastrukturen und Zerstörungen offen, die der Kapitalismus und Konsum immer weiter vorantreiben. Die überwiegend aus der Vogelperspektive aufgenommenen Ansichten vernarbter Gebirgsketten, ausgetrockneter Gewässer, Steinbrüchen, Minen, Agrarflächen und ausufernden Städten werden zu malerischen Abstraktionen aus Farben und Formen destilliert. Wundersam und erschreckend zugleich, ziehen Burtynskys minutiös ausgeführte Kompositionen den Betrachter durch ihre ästhetische Schönheit in den Bann und lassen ihn nicht mehr los, während er immer mehr beunruhigende Details wahrnimmt, die das Ausmaß der Verwüstung offenbaren.
Edward Burtynsky © Birgit Kleber 2012
Edward Burtynsky zu seinem Werk und der Annahme der Auszeichnung: „Ich freue mich sehr, diesen Preis entgegennehmen zu dürfen. Durch meine Arbeit in den letzten 40 Jahren hatte ich das Privileg, die Welt zu sehen, die Probleme zu verstehen, mit denen wir konfrontiert sind, und all das mit meiner Kamera zu bezeugen. Die Fotografien in dieser Ausstellung sollte man am besten als ein Gesamtwerk betrachten; sie vereinen sich zu einem Klagelied auf den Verlust der Natur. All diesen Bildern wohnt eine Dynamik inne – sie erlauben dem Betrachter, ganz nah heranzugehen, Details zu analysieren, das Ausmaß der Veränderungen zu erkennen und sich wirklich damit auseinanderzusetzen.“
Mit dem Preis für Herausragende Leistungen für die Fotografie werden Personen oder Gruppen ausgezeichnet, die einen bedeutenden Einfluss auf das Medium Fotografie ausgeübt haben. Als 15. Preisträger reiht sich Edward Burtynsky in eine illustre Liste ikonischer Persönlichkeiten ein. Dazu zählen William Eggleston (2013), Mary Ellen Mark (2014), Martin Parr (2017), Candida Höfer (2018), Nadav Kander (2019), Gerhard Steidl (2020) und Graciela Iturbide (2021), um nur einige zu nennen.