Wolfgang Tillmans Portrait: Karl Kolbitz
Courtesy Galerie Buchholz, Berlin/Cologne
„Wolfgang Tillmans hat bisher bereits ein dichtes, vielschichtiges Lebenswerk geschaffen, das international intensiv rezipiert worden ist. Angetrieben wurde er dabei von den großen Fragen: nach der Wahrheit (auch nach der des Bildes), nach Erkenntnisgewinn, nach der Wahrnehmung der Gestirne, nach der Dokumentation der Fülle und Flüchtigkeit des unmittelbaren Lebens, nach Schönheit, nach Freundschaft, nach Freiheit. … Die Kamera war ihm daneben auf seinen zahlreichen Reisen Instrument, um die Vielfalt der Erscheinungen unserer globalisierten Welt wie auch die Einzigartigkeit der Orte festzuhalten. … Die Analyse des Mediums der Fotografie, das Ausloten ihrer Grenzen, sowie das Austarieren zwischen Poesie und Ernüchterung machen Wolfang Tillmans zu einem der bedeutendsten Fotografen unserer Zeit,“ begründete die Kaiserring-Jury ihre Entscheidung.
Wolfgang Tillmans: Atlantique 2016
Wolfgang Tillmans wurde 1968 in Remscheid geboren. Von 1990 bis 1992 studierte er am Bournemouth & Poole College of Art and Design. 2000 wurde ihm als erstem Fotografen und nichtbritischem Künstler der Turner Prize verliehen. 2013 wurde er Mitglied der Royal Academy of Arts. 2015 erhielt er den Hasselblad Award.
Bekannt wurde Wolfgang Tillmans in den frühen Neunziger Jahren durch seine stilbildenden Fotografien aus der Jugend- und Populärkultur. Seitdem hat sich sein Werk auf die verschiedensten Genres und fotografischen Praktiken hin erweitert. Neben u.a. Stillleben, Portraits, Landschafts- und Himmelsaufnahmen entwickelte er verschiedene abstrakte Fotoarbeiten, die Bildträger und Belichtungsprozesse thematisieren. Für seine Ausstellungen entwickelte er einen nichthierarchischen Stil, indem er Fotografien unterschiedlicher Größe und Materialität in genau konzipierten und komponierten All-Over-Installationen zusammenbringt.
Von großer Bedeutung für Tillmans’ Schaffen ist seine Arbeit mit Drucksachen, wie eigene Publikationen und Magazinbeiträge, die regelmäßig veröffentlicht werden. Seit 2016 widmet er sich wieder verstärkt dem Thema Musik, indem er Videos dreht, selbstMusik produziert und als DJ aktiv ist.
In den letzten Jahren wurden seine Arbeiten in großen Museums-Einzelausstellungen gezeigt, u.a. im Moderna Museet in Stockholm (2012/2013), im K21 in Düsseldorf (2013), im National Museum of Art in Osaka (2015), im Serralves Museum in Porto (2016), in der Tate Modern in London (2017) und in der Fondation Beyeler in Basel (2017), wo bis vor Kurzem eine große Retrospektive aus über 30 Jahren Schaffen gezeigt wurde. Ab 2018 wird er in Kooperation mit dem ifa eine auf mehrere Jahre angelegte Ausstellungsreihe in Afrika und Asien zeigen. Im Februar wird Tillmans eine Jubiläums-Ausstellung bei Galerie Buchholz in Köln eröffnen, wo er vor 25 Jahren zum ersten Mal Arbeiten im Galerie-Kontext zeigte. Seit 2006 betreibt er den non-profit Ausstellungsraum “Between Bridges”, der zuerst in London beheimatet war und 2014 in Berlin wiedereröffnete.
Wolfgang Tillmans: Christos, 1992
Der Kaiserring Goslar wird seit 1975 verliehen. Die ersten Preisträger waren Henry Moore, Max Ernst und Alexander Calder. Ihnen folgten Pioniere der Gegenwartskunst wie Joseph Beuys, Gerhard Richter, Nam June Paik, Christo, Cindy Sherman oder Jenny Holzer. Vor Wolfgang Tillmans erhielten in den letzten Jahren unter anderem Andreas Gursky, Bridget Riley, David Lynch, Olafur Eliasson, Boris Mikhailov und zuletzt Isa Genzken den Preis.