Madagaskar ist ein Kleinod, umfasst vom Indischen Ozean. Auf dieser Insel, die etwa so groß wie Frankreich ist, findet sich ein beeindruckender Artenreichtum. Daher steht hier ökologisch ganz besonders viel auf dem Spiel. Zwischen achtzig und neunzig Prozent der in Madagaskar lebenden Arten sind endemisch. Die außergewöhnliche Schönheit der Insel hat jedoch massive Risse bekommen. Ihre Schätze werden ohne Rücksicht auf Umweltschäden ausgebeutet, und auch die Entwaldung hat verheerende Folgen. Durch das Schlagen von Edelhölzern und durch Buschfeuer hat Madagaskar in den letzten sechzig Jahren fast die Hälfte seines Waldbestandes verloren. Allerdings: Einige unbeugsame Bewohner kämpfen für den Erhalt ihres bedrohten natürlichen Lebensraumes.
Für die Ethnie der Sakalava sind die Lemuren heilige Tiere. Fünfundneunzig Prozent des Bestandes sind jedoch bedroht. Prinz Tsimanendry, das Oberhaupt der Sakalava, setzt seine ganze Autorität ein, um diese gefährdete Primatenart zu schützen, ebenso wie die Baumarten, die sie zum Überleben brauchen. Im Jahr 2000 stellten die Sakalava einen Antrag auf Einrichtung einer Schutzzone. In der Folge wurde das 20 660 Hektar große Gebiet Antrema, das im Nordwesten der Insel in der Region Boeny liegt, zum Biokulturreservat erklärt.
Einige hundert Kilometer entfernt, auf der anderen Seite der Insel, liegt die Region Analanjirofo, die von anderen Landschaftsformen und anderen klimatischen Verhältnissen geprägt ist, aber mit denselben Problemen zu kämpfen hat. In dieser tropischen, sehr feuchten Gegend findet sich eine außerordentlich große Artenvielfalt, die allerdings durch fortschreitende Entwaldung dezimiert wird – die Folge illegalen Einschlags von Edelhölzern sowie der Brandrodung ganzer Waldgebiete zur Gewinnung von Land für neue Reisfelder. Auch hier kämpfen viele Familien dagegen an.
Mit ihren Bildern will Lohmann das Bewusstsein für die Verletzlichkeit unseres Planeten schärfen. Dazu führt sie uns vor Augen, worin seine Schönheit liegt. „Denn mit traurigen oder negativen Bildern“, so die Fotografin, „erreicht man die Menschen nicht.“