Foto Esther Haase
Dunkelblauer Blazer, Einstecktuch, markante Brille – immer adrett und elegant gekleidet, so kannte man F.C. Gundlach. Er galt als Inbegriff des hanseatischen Schicks und Grandseigneur der deutschen Modefotografie. In mehr als vier Jahrzehnten aktiver Tätigkeit avancierte er zu einem der bekanntesten Modefotografen des 20. Jahrhunderts.
Die Fotografie hat stets F.C. Gundlachs Leben bestimmt, als Fotograf, Galerist, Sammler, Ausstellungsmacher, Lehrer, Museumsdirektor, Stifter und Förderer. Bis ins hohe Alter war F.C. Gundlach aktiv: als Produzent renommierter internationaler Ausstellungsprojekte, als Förderer junger Fotografietalente und Bewahrer außerordentlicher fotografischer Nachlässe, als Berater und Visionär mit Blick auf das Medium Fotografie.
Es ist der Verdienst von F.C. Gundlach, dass die Stadt Hamburg heute international als Stadt der Fotografie und Fotografen wahrgenommen wird. Wesentlichen Anteil daran hat seit 2000 die Stiftung F.C. Gundlach, die sich mit Ausstellungen und Publikationen für die Fotografie als Kulturgut stark macht.
Libanon 1962
Das Licht der Welt hat F.C. Gundlach am 16. Juli 1926 in Heinebach Hessen erblickt, wo seine Eltern die Gastwirtschaft „Zum Löwen“ führten. 1936 bekam Franz Christian (aus dem später schlicht F.C. wurde) seine erste Kamera, eine Agfa-Box mit Selbstauslöser, und vier Jahre später wurde eine Dunkelkammer eingerichtet. Gymnasium, Kriegsabitur, Einsatz als Luftwaffenhelfer, Arbeitsdienst, Militärdienst, Luftwaffenschule, Verwundung und Kriegsgefangenschaft folgten. Danach war endlich Zeit sich wieder seiner Neigung zu widmen und so besuchte F.C. Gundlach von 1946 bis 1949 die Private Lehranstalt für Moderne Lichtbildkunst bei Rolf W. Nehrdich in Kassel. 1948 eröffnete Gundlach ein Fotoatelier in Heinebach mit Mitschülerin Constanze Kupferberg. Drei Wochen später Schließung durch eine von der Fotografeninnung erreichte, einstweilige Verfügung. Er arbeitete als Assistent in verschiedenen Studios und als Operateur in den Hollywood in Wiesbaden.
Ab 1949 begannen auch die Veröffentlichungen in Funk- und Fernsehzeitschriften. Seine Spezialisierung auf Modefotografie im journalistischen Stil nahm 1953 mit der Arbeit für die in Hamburg erscheinende Zeitschrift Film und Frau ihren Anfang, für die er vor allem die Mode Berliner Modeschöpfer, die Pariser Haute Couture und Portraits von Persönlichkeiten wie Romy Schneider, Hildegard Knef, Dieter Borsche oder Jean-Luc Godard fotografierte.
Für Film und Frau, aber auch für den Stern, für Annabelle, Twen und andere Zeitschriften unternahm F.C. Gundlach in den 60er, 70er und 80er Jahren Mode- und Reportagereisen in den Nahen, Mittleren und Fernen Osten sowie nach Mittel- und Südamerika. Insbesondere New York war für F.C. Gundlach von diesem Zeitpunkt an bis zum heutigen Tag ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt seines fotografischen Schaffens. Im Rahmen eines Exklusiv-Vertrags mit der Zeitschrift Brigitte fotografierte er anschließend bis 1989 viele der Trend setzenden Modeteile, insgesamt mehr als 160 Titelcover und über 5.000 Seiten im redaktionellen Modeteil.
Seine retrospektiv angelegten Einzelausstellungen, wie beispielsweise ‚ModeWelten’ 1985, ‚Die Pose als Körpersprache’ 1999, ‚Bilder machen Mode’ 2004 oder ‚F.C. Gundlach. Das fotografische Werk’ 2008 wurden in vielen Museen und Galerien im In- und im Ausland gezeigt.
Mit zu seinen größten Leistungen gehört sicherlich sein Engagement für die Fotografie in Hamburg. „Als Gründungsdirektor des Hauses der Photographie in den Deichtorhallen und Initiator der Triennale der Photographie in Hamburg sind wir F.C. Gundlach besonders verbunden. Seine fotografische Sammlung und die Bibliothek F.C. Gundlach bilden den Grundstein für die Arbeit des Hauses der Photographie,“ so Deichtorhallen-Intendant Dirk Luckow, „F.C. Gundlach, ein großartiger Fotograf und Foto-Visionär hat als einer der Ersten für die Akzeptanz des Mediums Fotografie als Kunstform gekämpft. Schon 1975 hat er mit der PPS. Galerie F.C. Gundlach eine der ersten Fotogalerien Deutschlands gegründet und begonnen, seine fotografische Sammlung aufzubauen – lange bevor die Fotografie einen festen Platz in den Museen hatte und der Kunstmarkt sie entdeckte. Seiner intensiven Sammelleidenschaft ist es zu verdanken, dass seine Sammlung heute zu einer der bedeutendsten privaten fotografischen Sammlungen internationalen Ranges gezählt werden kann. Wir sind sehr stolz, diese außerordentliche Sammlung zu betreuen, Ausstellungen aus ihr zu konzipieren und ein umfangreiches Rahmenprogramm daraus zu entwickeln und so das Lebenswerk F.C. Gundlachs lebendig zu halten“
„F.C. Gundlach war uns auch über seine aktive Phase als Gründungsdirektor des Hauses der Photographie von 2003 bis 2005 immer ein hoch geschätzter Berater und Impulsgeber – seine Stimme hatte in Hamburg und weit darüber hinaus Gewicht, er galt als Doyen der Fotografie Deutschlands. Ihm ist es durch die Gründung der Triennale der Photographie und des Hauses der Photographie zu verdanken, dass Hamburg die Hauptstadt der Fotografie in Deutschland ist“, ergänzt Bert Antonius Kaufmann, Kaufmännischer Direktor der Deichtorhallen Hamburg.
Schon seit den 80er Jahren konzentrierte sich F.C. Gundlach auf das Sammeln fotografischer Werke und die Konzeption fotografischer Ausstellungen und Buchpublikationen. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen wie die Verleihung der Ehrenprofessur der HFBK, des Bundesverdienstkreuzes und des Henri Nannen Preises zeichnen seine Bemühungen rund um das Medium Fotografie aus. Um sein Lebenswerk und seine umfangreiche Sammlung auf Dauer zu sichern, gründete er im Jahre 2000 die Stiftung F.C. Gundlach. Diese widmet sich der Bewahrung und Präsentation seiner Sammlung und seines Lebenswerkes. Mit der Gründung des Hauses der Photographie stellte er den zentralen Teil seiner Sammlung mit dem Thema »Das Bild des Menschen in der Photographie« der Freien und Hansestadt Hamburg als Dauerleihgabe zur Verfügung.