Von rechts nach links: Michael Buhrs (Direktor Museum Vills Stuck), Thomas Hirschhorn (Künstler),
Richard Quaas (Stadtrat München) und Roland Wenninger (Kurator) bei der Ausstellungseröffnung
Wer kennt sie von Museums- und Galeriebesuchen nicht, die Schilder und Hinweise, was man bitte zu unterlassen habe wie zum Beispiel „Nicht berühren“ und „Fotografieren verboten“. Der Eintritt tut für manchen ein Übriges den Museumsbesuch auszulassen und wenn man sich den doch erlaubt, dann muss nicht noch der teure Katalog erstanden werden. Oft fühlt man sich unter den Augen des Aufsichtspersonals, die einem misstrauisch beäugen, als ungeliebter Besucher.
„Thomas Hirschhorn Never Give Up The Spot“, Museum Villa Stuck
Foto: Jann Averwerser
Jubel – Kunst für Alle bietet das Museum Villa Stuck anlässlich seines fünfzigjährigen Jubiläums und zeigt die Ausstellung des Schweizer Bildhauers Thomas Hirschhorn mit dem Titel „Never Give Up The Spot“.Thomas Hirschhorn formt eine riesige Ruinenlandschaft, welche sich über alle drei Stockwerke desneuen Atelierbaus der Villa Stuck erstreckt und diese zu einem Raum verbindet. Und in dieser Ausstellung ist bis zu ihrem Ende im Februar nächsten Jahre nicht nur der Eintritt frei, sondern auch das Künstlerbuch (siehe unten) dazu ist gratis für alle – solange der Druckvorrat reicht.
Ausstellung „Never Give Up The Spot“ Foto Heiner Henninges
Der Titel der neuen Arbeit ist gleichzeitig Programm: „Never Give Up The Spot“ bedeutet für Thomas Hirschhorn: „Die Position halten, den Standort halten, nie den Standort aufgeben, nie die Position Verlassen“, oder, in anderen Worten, „vor Ort sein und am Ort durchhalten.“
Ausstellung „Never Give Up The Spot“ Foto Heiner Henninges
„Die Räume werden demnach nicht besser dargestellt als sie sind, sondern der Zustand der Räume wird ’schlechter‘ dargestellt als er in Wirklichkeit ist,“ so Thomas Hirchhorn. „Never Give Up The Spot“ ist ein Kunstwerk, eine Skulptur und eine Ruine. Gleichzeitig steht „Never Give Up The Spot“ für das Experiment, Zerstörung und Kreation miteinander zu verbinden.
Ausstellung „Never Give Up The Spot“, Ruhesofa und Arbeitsplatz Foto Heiner Henninges
Deshalb gibt es in der Skulptur zwei Unterstände, in denen gearbeitet und etwas kreiert werden kann. Die gleichen Materialien, aus denen die Ruine geformt wurde, stehen zur Nutzung für die Besucher/innen bereit. Es gibt Werkzeuge, Sitzgelegenheiten, Computer, Drucker, Photokopierer, Bücher und Zeichenmaterial. Außerdem lädt der Kühlschrank und die Kochplatte dazu ein, den Raum vielleicht einmal für eine Mittagsbrotzeit oder einen Nachmittagskaffee zu nutzen. In einem der Unterstände liegt das von Thomas Hirschhorn gestaltetes Künstler/innenbuch aus, welches dem Thema „Ruine“ gewidmet ist.
Während der Ausstellung bietet der Hashtag #NeverGiveUpTheSpot in den sozialen Netzwerken die Möglichkeit, eigene Standpunkte und Überzeugungen zu diskutieren oder sich für ein gemeinsames Treffen in der Ruine zu verabreden. Mikrofon, E-Gitarre, Lautsprecher, Beamer etc. stehen für die Besucher/innen bereit, die Ruine soll ein offener Ort des Austauschs sein.
Also auf in die Villa Stuck in der Münchner Prinzregentenstraße – denn wann hat man schon mal die Gelegenheit aktiv ein Kunstwerk mit zu gestalten. Eigene Ideen dazu sind erwünscht und für Fotografen ist es eine Herausforderung neue Blickwinkel zu der „Ruine“ zu finden.
Ein eigens von Thomas Hirschhorn gestalteter Flyer wird in München verteilt. „Never Give Up The Spot“ geht auch in den Untergrund: Für die U-Bahn-Gänge am Odeonsplatz entwirft der Künstler großflächige Bilder, zu sehen vom 23.10. bis 1.11.2018.
Brigitte Henninges
Thomas Hirschhorn
Extract from the book: »“Destruction is difficult. Indeed it is as difficult as Creation.“ (Antonio Gramsci)
Thomas Hirschhorn Künstler/innenbuch«
Courtesy of the artist and Museum Villa Stuck, Munich
Das Buch
Das Künstlerbuch trägt den Titel „Destruction is difficult. Indeed it is as difficult as Creation (Antonio Gramsci). Thomas Hirschhorn. Künstler/innenbuch“. Der Titel bezieht sich auf ein Zitat aus den Gefängnis-Tagebüchern des italienischen Philosophen und Kommunisten Antonio Gramsci. Laut Thomas Hirschhorn soll die Publikation daran erinnern, „wie schwierig es ist, herrschende Gewohnheiten, ungerechte Hierarchien, ungleichmachende Traditionen, ausschließende Bräuche und unsinnige Verhältnisse umzustoßen oder abzuschaffen. Und wie schwierig es ist, an ihrer Stelle etwas Neues, etwas Gerechtes, etwas Positives, etwas Einschließendes zu schaffen.“
Thomas Hirschhorn
Extract from the book: »“Destruction is difficult. Indeed it is as difficult as Creation.“ (Antonio Gramsci)
Thomas Hirschhorn Künstler/innenbuch«
Courtesy of the artist and Museum Villa Stuck, Munich