CMOS-Sensor der Nikon D7100 ohne Tiefpassfilter
Die die durch Tiefpassfilter verhinderten Fehlfarben oder Moiré-Effekte sind nur bei ganz speziellen Motiveigenschaften zu befürchten auf. In einigen Fällen kann der Fotograf sie durch Abblenden und/oder Ändern des Standpunktes abschwächen oder sogar ganz vermeiden. Moiré entsteht wenn sich durch Überlagerung von zwei regelmäßigen Mustern Interferenzen bilden. Diese bilden sich erst durch dies spezielle Charakteristik der Bildsensoren bei der Bilderfassung. Im Aufnahmeobjekt, sind sie nicht zu bemerken.
Die meisten Digitalkameras verwenden Sensoren mit Bayer-Farbfilteranordnung, um die Farben RGB zu erfassen verwenden. Überlagern sich nun die regelmäßigen Strukturen des Sensors mit denen des Motivs können Moiré und andere Artefakte entstehen. Diese unschöne Erscheinung haben die Kamerahersteller bisher durch den Einsatz eines Tiefpassfilters vor dem Sensor vermieden oder zumindest reduziert. Das ging jedoch auf Kosten von Auflösung und Schärfe.
Seit Jahren experimentieren nun die Kamerahersteller, allen voran Leica, Fujifilm und Nikon erfolgreich mit Kameramodellen, die für höchste Schärfe auf ein Tiefpassfilter verzichten, wie beispielsweise die Leica M9, die Nikon D800E, die Pentax K IIs oder die Fujifilm X Pro1. Fujifilm versucht dabei durch eine spezielle Pixel- und Farbfilteranordnung optische Tiefpassfilter obsolet zu machen. Andere Hersteller verzichten bewusst bei einigen Kameramodellen für eine optimale Detailwiedergabe auf einen vorgeschalteten Tiefpassfilter und gehen davon aus, dass Fotografen, die solche Kameras kaufen, erkennen, wenn Moiré droht und es durch entsprechende Maßnahmen bei der Aufnahme vermeiden.
Vegeich:Farbfilteranordnung EXMOR-CMOS-Sensor Fujifilm und Bayerpattern.
Bis zu einem gewissen Grad kann Moiré bei Aufnahmen im RAW-Format mit entsprechender Software in der Nachbearbeitung entfernt werden.
Aber es gibt auch Sonderlösungen, wie die Canon EOS 60Da. Diese Kamera verfügt über einen modifizierten Tiefpassfilter, der für Anwendungen in der Sternenfotografie optimiert wurde. Dieses Tiefpassfilter lässt etwa die dreifache Menge an Infrarotlicht hindurch und ermöglicht so die Aufnahme spezieller Erscheinungen im Bereich von Infrarotlicht, wie beispielsweise diffuse Nebel.
Es ist also nach wie vor ein Kompromiss, den der Fotograf eingehen muss. Will er die Gefahr von Moiré und Artefakten vermeiden, muss er eine Kamera mit Tiefpassfilter verwenden. Will er die maximale Auflösung aus ihr herausholen, wird er auf ein Tiefpassfilter verzichten und die Gefahr von Moiré in Kauf nehmen, respektive entsprechende Motive meiden.
Kameras ohne Tiefpassfilter: Nikon D800E, Leica M9, Fujifilm X-Pro1, Pentax K-5 IIS
Noch gibt es kein Rezept allgemein gültiges Rezept gegen Moirés und andere Artefakte als Folge von Fehlern bei der Farbinterpolation von Sensoren mit Farbfiltern nach dem Bayer-Muster. Auch neue Farbfilterraster auf den Bildsensoren für die Erfassung der Farbinformationen werden die Gefahr nur reduzieren. Bisher lässt sich nur raten, im RAW-Workflow zu arbeiten, bei dem die Helligkeits- und Farbinterpolationen voneinander getrennt durchgeführt werden und sich nachträglich entsprechende Korrekturen vornehmen lassen.
Der Fotograf steht also nach wie vor der Entscheidung zwischen optimaler Schärfe oder einer relativen Sicherheit vor durch Moiré und anderen Artefakten verdorbenen Aufnahmen, die zugegebenermaßen glücklicherweise nur bei bestimmten Motivgegebenheiten drohen.