David Niven und Grace Kelly in Monte Carlo beim „Bal à l’Opéra“ 1959.
Foto © edwardquinn.com.
Unter diese Gesellschaft mischte sich auch der irische „Celebrity Photographer“ Edward Quinn, dessen einzigartigen Fotografien Zeitzeugnis ablegen über die Nachkriegszeit an Frankreichs beliebtester Küstenregion, wo die Schönen und Reichen ihr Leben zu einem rauschenden Fest machten. Dieses Fest hat der Self-made Fotograf Edwin Quinn zu seinem bevorzugten Motiv gemacht aus den Bildern ist jetzt der im teNeues Verlag erschienene Bildband „Riviera Cocktail“ entstanden.
Sophia Loren and Anthony Perkins at a Gala Evening,
Cannes Film Festival l961, Photo © edwardquinn.com
Der großformatige Bildband „Riviera Cocktail“ versammelt die nicht nur Nostalgiker begeisternde Gesellschaftsporträts der Künstler*innen, Leinwandstars, Musiker*innen und Filmsterne der 50er- und 60-Jahre. Kaum ein Fotograf hat das gesellschaftliche, künstlerische und kulturelle Leben an der Côte d’ Azur der „Golden Fifties“ so umfassend und gleichzeitig feinfühlig mit seiner Kamera dokumentiert wie Edward Quinn (1920-1997). Mit seiner Kamera beobachtete er Filmstars und Künstler, Jazzmusiker und Chansonniers, Hochadel, Reeder und Regisseure, Politiker, Pin-Up-Girls und Literaten. Edward Quinn bewegte sich mit List und Charme in dieser Glitter-und-Glamour-Welt. Er entlarvt niemanden mit seinen einfühlsamen Porträts, doch lassen sie den Betrachter seiner Fotografien immer wieder das Private ahnen. Er fotografierte die damals blutjunge und unbekannte Brigitte Bardot, Aristoteles Onassis und Maria Callas, Grace Kelly und Fürst Rainier bei ihrer ersten Begegnung, Audrey Hepburn zu Beginn ihrer Karriere, Sophia Loren in ihrer Hotelsuite.
Audrey Hepburn und Ehemnann Mel Ferrer bei einem Kurzurlaub
in Cap d’Antibes 1956. Foto © edwardquinn.com
„Riviera Cocktail“ ist ein fotografisches Kaleidoskop der besonderen Art, zudem der Rezensent ein ganz besondere, private Liebe entwickelt hat. Hat er nicht selbst über ein paar Jahrzehnte das Gegenlicht, das die Kinohelden der 70er und 80er-Jahre auf ihn reflektierten erlebt und genossen. Doch nicht nur das: Edward Quinn arbeitete von Juni 1948 bis September 1949 während der Berliner Luftbrücke für die Lancashire Aircraft Corporation und flog mehrmals täglich von Wunstorf nach Berlin. (Ich bin 1948 als Kind mit der Familie mithilfe der Luftbrücke von Berlin Tempelhof in den Westen gelangt).
Mike Todd and Elizabeth Taylor, Monte Carlo 1958
Foto © edwardquinn.com
Ende 1949 zog es Edward Quinn schließlich an die Côte d‘ Azur, um der Schweizerin Gret, die er später auch heiratete, näher zu sein und versuchte sich für ein paar Monate in seinem alten Beruf als Musiker. Erst danach beschloss er, sich in der Fotografie zu versuchen. Sein erstes veröffentlichtes Foto erschien 1950 im IrishIndependent, die Aufnahme von einem irischen Pferd, das gerade ein Rennen in Nizza gewonnen hatte. Später arbeitete Edward Quinn für Paris Match und verschiedene Agenturen, wie Black Star in London und den American International News Service. Für diese lieferte er Schnappschüsse von Berühmtheiten wie Sugar Ray Robinson, Haile Selassie und Aristoteles Onassis.
Roger Vadim fotografiert Brigitte Bardot in einem Zimmer
des Luxushotels Negresco in Nizza.
Foto © edwardquinn.com
Quinn war ein künstlerisches Multitalent. Neben Musik studierte er Bildhauerei und Malerei. Seine fotografischen Ziele gingen weit über die eines Paparazzos hinaus. Bereits 1951 traf er Pablo Picasso bei einer Keramikausstellung, der ihm gestattete, ihn bei der Arbeit zu fotografieren. Beide freundeten sich an und Quinn begleitete Picasso fotografisch über viele Jahre. Das Ergebnis: vier Bücher und drei Filme über den Ausnahmekünstler.
Von Edward Quinn erschienen in der Folge Bildbände zu weiteren Künstlern wie Max Ernst, Graham Sutherland und Georg Baselitz. Zudem fotografierte die Malergrößen Salvador Dali, Marc Chagall und Francis Bacon.
Edward Quinn starb am 30. Januar 1997 in der Schweiz. Posthum wurde er in Ausstellungen in Amerika, Großbritannien, Frankreich und der Schweiz gewürdigt. Der großfomatige Bildband „Riviera Cocktail“ hält einem mit großer Eindringlichkeit und gleichzeitiger Sensibilität das rauschhafte Leben der sich nach Glitzer und Glamour sehnenden Nachkriegsgesellschaft vor Augen.
Heiner Henninges
Riviera Cocktail Edwin Quinn
Mehrsprachig: Englisch, Deutsch, Spanisch, Französisch und Italienisch.
Bildunterschriften in Englisch.
216 Seiten, Hardcover, 156 SW-Fotografien
Format 27,5 x 34 cm
München, Augsburg, Verlag TeNeues 2021
ISBN 978-3-96171-310-3
Preis: 50 Euro