Nikon geht, wie nahezu die gesamte Kameraindustrie durch schwere Zeiten. Der Kameramarkt schrumpft kontinuierlich. Umsätze und Gewinne zeigen einen deutlichen Abwärtstrend. Als letztes Mittel will Nikon nun nach 70 Jahren Kamerageschichte seine Kameraproduktion in Japan beenden. Wie die japanische Zeitungen und Online-Dienste berichten, sollen dadurch Kosten gespart und die Kamerasparte profitabel gemacht werden.
Nachdem Nikon bereits 2017 seine Fertigung in Wuxi 130 Kilometer nordöstlich von Shanghai, China schließen musste, hat das Unternehmen seine Kameras nur noch an den beiden Standorten in Sendai in der Präfektur Miyagi im Norden Japans und in Thailand produziert. Die Fertigung der spiegellosen Kameras Z6 und Z7 sowie die der Nachfolgemodelle Z6II und Z7II erfolgt bereits in Thailand. Demnächst sollen dort auch die D6 Spiegelreflexkamera sowie alle Kameras mit Wechselobjektiven produziert werden.
Wurde bereits 2017 geschlosse: Nikon Imaging Niederlasung in China.
Nikons Fabrik in Sendai wurde 1971 eröffnet und galt seitdem als das „Mutterschiff“ der Traditionsmarke. Das starke Erdbeben von 2011 hatte die Fabrik stark in Mitleidenschaft gezogen. Das Werk in Thailand wurde 1990 gegründet und wurde in den letzten 30 Jahren von Nikon als hauptsächliche Produktionsstätte für Kameras und Wechselobjektive genutzt. Auch nach der Verlagerung der Kameraproduktion aus Japan soll das Werk in Sendai weiterhin Teile für Videoprodukte herstellen und als Ideenschmiede für neue Geschäftsbereiche, die Nikons Zukunft sichern sollen, dienen.
Nach Berichten japanischer Medien soll die Verlagerung der Kameraproduktion von Japan nach Thailand noch im nächsten Jahr abgeschlossen sein.
Die Entscheidung folgt Nikons Ankündigung im November, 20 Prozent seiner Mitarbeiter außerhalb Japans zu entlassen, nachdem das Unternehmen im zweiten Quartal 2020 Betriebsverluste in Höhe von 183,3 Mio. US-Dollar verzeichnete. Wie dramatisch die Lage bei Nikon ist zeigt der letzte Geschäftsbericht des Unternehmens vom 5. November 2020.
Dort heißt es u.a.für den Geschäftsbereich „Imaging Products Business“: „ Für Digitalkameras mit Wechselobjektiv bemühte sich der Konzern um die Ausweitung des Absatzes von Mid- bis High-End-Produkten für das Profi- und Hobby-Segment durch die Einführung der Z 5, einer spiegellosen Vollformatkamera als Basismodell im August 2020, und durch die Erweiterung der Produktpalette von Wechselobjektiven für spiegellose Kameras. Obwohl es eine Erholungstendenz von der schleppenden Nachfrage aufgrund der Verbreitung von COVID-19 gab, schrumpfte der Markt weiter und die Stückzahlen gingen zurück, so dass der Umsatz des Geschäftsbereichs Imaging Products im Vergleich zum Vorjahr um 45,9 % auf 64.400 Mio. Yen zurückging. Der Konzern revidierte seine Zukunftspläne in Anbetracht des sich beschleunigenden Marktrückgangs und verbuchte daher Wertminderungen auf langfristige Vermögenswerte, was zu einem Betriebsverlust von 27.415 Mio. Yen führte (Betriebsgewinn von 2.026 Mio. Yen im gleichen Zeitraum des vorangegangenen Geschäftsjahres).
In einer Erklärung an die japanische Zeitung „Asahi Shimbun“ sagte Hirotaka Ikegami, General Manager der Video Division bei Nikon, dass die Fabrik in Sendai jedoch weiterhin als „Start-up-Fabrik für neue Geschäftsvorhaben mit Schwerpunkt auf Produktionstechnologie und Mobilität“ genutzt werden würde.