Beispiele mit der Lytro Lichtfeld-Kamera mit nachträglich variierbarer Schärfe auf den Vorder- oder Hintergrund.
Auch in Zeiten blitzschneller AF-Steuerungen, effektiver Bildstabilisation und kürzester Belichtungszeiten dank hoher ISO Zahlen ist Unschärfe nach wie vor einer der häufigsten Aufnahmefehler. Es gibt viele unterschiedliche Gründe, warum Bilder unscharf werden. Sie reichen von Verwacklung der Kamera über die Bewegungsunschärfe von sich schnell bewegenden Objekten bis hin zu einer zu geringen Schärfentiefe ergibt oder einer falschen Entfernungseinstellung.
Mit der Festlegung der Aufnahmeentfernung wird die Ebene im Motiv gewählt, auf der im Foto die maximale Schärfe liegen soll. Den Raum vor und hinter dieser Ebene, den der Betrachter noch als scharf wahrnimmt, wird als Schärfentiefe bezeichnet. Sie erstreckt sich etwa ein Drittel vor und zwei Drittel hinter dieser Ebene.
Das alles muss für die gewünschte Bildwirkung bereits vor der Aufnahme bedacht und dementsprechend müssen auch die Einstellungen an der Kamera vorgenommen werden. Zukünftig soll es nun möglich werden, den Schärfenebene erst nach der Aufnahme zu bestimmen.
Die Voraussetzung dafür sollen sogenannte plenoptische Kameras liefern, die das Lichtfeld eines Motivs vierdimensional statt wie üblich zweidimensional erfassen. Mit der Lichtfeld-Technik wird vom Sensor nicht nur die Stärke eines Lichtpunktes sondern auch die Richtung, aus der ein Lichtstrahl auf ihn trifft erfasst.
Damit wird erreicht, dass ein Motiv mit der höchstmöglichen Schärfentiefe aufgezeichnet wird, ohne dass dafür eine Fokussierung nötig ist. Erst nach der Aufnahme wird die optimale Lage der maximalen Schärfe und ihre Ausdehnung festgelegt.
Kameras zur Lichtfeld-Erfassung benötigen spezielle Sensoren, vor deren einzelnen Pixel sich Mikrolinsen befinden. Diese winzigen Linsen erfassen mit Hilfe entsprechender Software Farbe, Intensität und Richtung der auftreffenden Lichtstrahlen. Lichtfeld-Bilder können nachträglich schon in der Kamera bearbeitet werden, wobei sich die Lage der Schärfe interaktiv verlagern lässt.
Noch in diesem Jahr will die amerikanische Firma Lytro die erste Kamera mit Lichtfeld-Technik für private Anwendungen auf den Markt bringen.
„Mit ihr kann man einen Schnappschuss erst aufzeichnen und danach scharfstellen, um ein perfektes Bild zu erhalten“, beschreibt CEO und Gründer der Firma Lytro, Dr. Reng Ng.
Da mit dieser Kamera nicht mehr scharfgestellt werden muss, fällt auch die durch die automatische Scharfstellung bedingte Auslöseverzögerung weg. So wird kein Schnappschuss mehr verpasst, weil der richtige Augenblick verpasst wurde.
Die Fotos der neuen Lichtfeld Kamera von Lytro sind interaktiv nutzbar. Der Betrachter kann praktisch in die Szene eintauchen und durch Verändern des Fokus und Anklicken bestimmter Bildpunkte neue Details entdecken. Ein zweiter Vorzug der neuen Lichtfeld-Sensoren ist ihre Fähigkeit, das gesamte Licht einer Szene zu erfassen und so auch bei schwachem Licht ohne Einsatz von Blitzlicht hochwertige Fotos zu produzieren.
Sie sind darüber hinaus in der Lage 3D-Bilder aufzunehmen, die laut Hersteller die Wirkung herkömmlicher Stereotypien übertreffen, weil zusätzlich eine präzise Steuerung der Perspektive ermöglichen.
Die Möglichkeit der Lichtfeld Fotografie wird bereits seit über 100 Jahren diskutiert. Mithilfe der Digitaltechnik und moderner Software steht dieser Technik nach erfolgreichen Anwendungen im Bereich der Automobiltechnik, in der Materialprüfung und der professionellen 3D-Videotechnik auch im Massenmarkt der Durchbruch bevor. So soll es schon bald nicht nur Digitalkameras sondern auch Kamerahandys und Smartphones mit Lichtfeld- Technik geben. Weitere Unternehmen, die wie Lytro an der Lichtfeld Technologie forsschen oder sie einsetzen sind die Pelican Imaging Corporation in Mountain View und die deutsche Raytrix GmbH. Auf der Softwareseite sind es Adobe sowie die Stanford University und das MIT (Massachusetts Institute of Technology).