Oliver Kaltner, CEO Leica Camera präsentiert in Wetzlar
die neue, spiegellose Leica SL Systemkamera
für professionelle Anwendungen.
Es war anders als üblich! Die Einladung von Leica nach Wetzlar in die neue, repräsentative Firmenzentrale im Leitzpark versprach ein Fest der Fotografie. Von der Vorstellung einer neuen Profikamera keine Rede. Und so begrüßte der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Kaufmann die Gäste mit einem Hinweis über die vielen namhaften Persönlichkeiten, die wie Oskar Barnack, Erfinder der Ur-Leica oder Max Berek, Konstrukteur des ersten Leica Objektivs, ja sogar Ernst Leitz l nach Wetzlar kamen, vermutlich nicht ahnend, dass sie hier eines Tages Fotogeschichte schreiben würden. Und auch viele der geladenen, internationalen Gäste jenes Festes der Fotografie am 20. und 21. Oktober 2015 ahnten zunächst nur, dass sie hier nicht nur der Hauch vergangener sondern auch zukünftiger Fotogeschichte streifen würde.
Leica aufsichtsratsvorsitzender Andreas Kaufman und Leica CEO Oliver Kaltner
bei der Vorstellung der neuen Leica SL.
Allerdings spannten die Gastgeber die Geladenen nicht lange auf die Folter. Nach dem Rückblick von Andreas Kaufmann öffnete Oliver Kaltner den Vorhang für den Blick in die Zukunft der professionellen Fotografie. Er präsentierte die Leica SL, mit der das Unternehmen nicht nur den Anschluss an die renommierten Profimarken gewinnen, sondern zukünftig auch die maßgeblichen Impulse in dieser Kategorie setzen möchte.
Überraschend zunächst einmal der Verzicht, sich am aktuellen Pixelrennen zu beteiligen und die Ausrichtung an der fotografischen Praxis, zum Beispiel die Möglichkeit der Adaption nahezu aller bisherigen Leica Objektive inklusive der Objektive des eingestellten R-Systems.
Die Leica SL von vorn und hinten.
Auf Rekordmeldungen musste das gespannte Publikum dennoch nicht verzichten. So bietet der neue elektronische Sucher, der Spiegel und optischen Sucher bei der neuen Systemkamera ersetzt, eine Rekordauflösung von 4,4 Millionen Bildpunkten, bei einer Bildfrequenz jenseits der menschlichen Wahrnehmungsgrenze. Eine Zahl, die ihm die stolze Bezeichnung EyeRes-Viewfinder eintrug. Einen weiteren Rekord beansprucht Leica für sein neues Autofokussystem, das von seinen Entwicklern als die schnellste derzeit mit einer Vollformatkamera mögliche automatische Scharfstellung bezeichnet wird.
Unter den Gästen auch der renommierte Naturfotograf Norbert Rosing, der schon in der Testphase mit der neuen Kamera fotografieren konnte. Bisher experimentierte er für seinen Umstieg von der analogen zur digitalen Fotografie mit etlichen Systemen mehr oder weniger unglücklich herum. Von der neuen Leica SL zeigte er sich einschränkungslos begeistert.
Laut Leica verwendet die Leica SL das schnellste AF-System,
das es zurzeit für Vollformatkameras gibt
„Am meisten freut mich, dass ich sämtliche Objektive meiner analogen R-Ausrüstung, über Adapter auch an der SL verwenden kann“, sagt er. „Das sind Schätze von denen ich mich nur ungern getrennt hätte. Nun erhalten sie ein neues Leben.“
Für den Naturfotografen ist natürlich auch die Wetterfestigkeit, der Schutz gegen Feuchtigkeit, Staub und Kälte eine unverzichtbare Eigenschaft.
Selbstverständlich verfügt die Leica SL auch über Wifi zur kabellosen Datenübertragung und Fernsteuerung über die Remote Control APP (WiFi) per Smartphones, Tablets oder Notebooks. Alternativ kann auch der USB-3.0 Anschluss dafür genutzt werden. Ebenso ist die Leica SL mit einem GPS Empfänger ausgestattet, der neben der Standortaufzeichnung auch die Einstellung von Datum und Uhrzeit übernimmt.
Stefan Daniel, Leiter des Produktmanagements der Leica Camera AG mit der Leica SL.
Eine Auflösung von 24 Megapixel ist mehr als für die meisten Anwendungen der Fotografie unbedingt erforderlich ist, sich aber angesichts der Rekordmeldungen anderer Hersteller professioneller Digitalkameras eher bescheiden ausnimmt. Hier hatten – laut Stefan Daniel, Leiter des Produktmanagements bei der Leica Camera – andere professionelle Anforderungen Priorität: Beispielsweise die Schnelligkeit. So schafft die Kamera Bildserien mit 11 Bildern pro Sekunde bei voller Auflösung. Die Verschlusszeiten decken eine breite Skala zwischen 30 Minuten und 1/8000sekunde ab. Die maximale Lichtempfindlichkeit des Sensors beträgt ISO 50.000. Diese Schnelligkeit verdankt ie Kamera nicht zuletzt dem äußerst vernünftigen Kompromiss bei der Wahl und Abstimmung von Sensor und Prozessor. Zwar schließt bei Leica niemand aus, dass möglicherweise auch schon in naher Zukunft höhere Auflösungen auch in einer Leica SL möglich seien aber bei dem aktuellen Stand fortschrittlichster Technik kaum sinnvoll. Die größten Hürden, die hier noch zu nehmen wären, sind die Hitzeentwicklung der Prozessoren mit entsprechender Verarbeitungsleistung sowie die Leistungsfähigkeit heutiger Akkus.
Neben den drei neuen SL-Objektiven passen teils mit teils ohne Adapter
nahezu alle bisherigen Leica Objektive an die neue Leica SL.
Keine Gedanken macht sich Leica hinsichtlich der Leistungsfähigkeit ihrer Objektive. Die drei neuen Leica SL Objektive, die Leica gleichzeitig mit der neuen Kamera angekündigt hat, sind alle so gerechnet, dass sie auch aus Sensoren mit höheren Auflösungen das Optimum herausholen können. Obwohl es offiziell keine konkreten Aussagen über eventuelle Grenzen gibt, stehen Werte von 50 bis 60 Megapixel im Raum. Auflösungen, die Kamerasysteme mancher Hersteller zwar liefern, die aber – wenn überhaupt – nur ganz wenige ihrer Objektive gerecht werden.
Die neue Leica SL-Objektivreihe startet mit zwei Zoomobjektiven und einer Festbrennweite. Auch sie sind wetterfest und robust für den harten Profi-Alltag konstruiert. Es sind das Vario-Elmarit 1:2.8-4 /24.90 mm ASPH, das APO-Vario-Elmarit-SL 1:2,8-4/90-280 mm und das als Referenz bei dieser Brennweite angekündigte Summilux-SL 1:1,4/50 mm ASPH. Zudem passen alle Leica T-Objektive ohne Adapter an die Kamera. Mit Hilfe von Adaptern können alle Leica Objektive der S-, M- oder R-Systeme am Leica SL-Bajonett verwendet werden. Selbst die mit dem Technik-Oskar ausgezeichneten Cine-Objektive aus der Sonderoptik-Produktion passen an die SL. Diese Tatsache und die Möglichkeit Videos in 4K Qualität mit 30 Bildern pro Sekunde oder in Cine 4K mit 24 bps aufnehmen zu können, prädestinieren die Leica SL auch für hochwertige, professionelle Filmaufnahmen.
Leica SL mit Leica Cine 35 mm Objektiv.
Die große Flexibilität des neuen SL-Systems wird durch eine ergonomisch geprägte Handhabung unterstützt. Die Bedienung erfolgt durch eine intelligente Kombination von Tasten, Schaltern und einer sehr klaren Menüführung, bei der sich ein kleiner Joystick auf der Kamerarückseite als besonders praktisch und hilfreich erweist. So kann er beispielsweise auch zur manuellen Scharfstellung verwendet werden.
Während die Kamera durch den Verzicht auf einen optischen Sucher und den dadurch wegfallenden Reflexspiegel relativ klein und handlich gebaut werden konnte, sind die Objektive bedingt durch das Vollformat und ihre hohen Lichtstärken relativ groß und schwer. Dieser Kompromiss ist der Forderung nach höchster Bildqualität und größtmöglicher Schärfentiefe geschuldet, der kleine Blenden (hohe Blendenzahlen) erfordert. Bei kleineren Formaten vermindert sich aufgrund der physikalisch bedingten Beugungsunschärfe die Anwendungsmöglichkeit kleinerer Blenden für höchstmögliche Schärfentiefe.
Mit der Leica SL schließt die Traditionsmarke aus Wetzlar zu den renommierten Herstellern der Systemkameras für professionelle Anwendungen auf und zieht in Bezug auf seine Innovationsstärke sogar an so manchem renommierten Anbieter professioneller Aufnahmelösungen vorbei.
Karin Kaufmann-Rehm, verantwortlich für das Kulturprogramm der Leica Camera AG
betont das Engagement des Unternehmens für Fotografen und die Fotografie.
Aber, es sind – wie Karin Kaufmann-Rehm, verantwortlich für das Kulturengagement des Unternehmens, immer wieder betont – die Menschen hinter der Kamera, die sich für ein Werkzeug wie die Leica entscheiden und so den Stellenwert der Fotografie in der Gesellschaft prägen.
„Leica ist stets für eine besondere fotografische Kultur eingetreten und wird dies auch in Zukunft tun“ betonte sie bei der Vorstellung der Leica SL. „Wir bei Leica lieben Fotografie und wir lieben Fotografen, die einen Augenblick einfangen, um ihn in etwas Zeitloses zu verwandeln. Ohne die vielen Fotografen in der ganzen Welt und ihre Liebe zu Leica wären wir heute nicht hier, um unser neues SL-Kamerakonzept präsentieren zu können.“
Diese Liebe zur Fotografie haben offensichtlich auch die Entwickler der Leica SL in ihr Produkt einfließen lassen.