Julia Leeb fotografiert von Gregor Nicolai
© Gregor Nicolai/Suhrkamp Verlag
»Den Wandel der Welt in Bildern einzufangen, ist mein Beruf. Ein Land, in dem ich vor einem Jahrzehnt das erste Mal gearbeitet habe, besteht heute nur noch aus Fragmenten. Ein anderes Land ist mittlerweile völlig kollabiert. Ein weiteres gab es zu dem Zeitpunkt, als ich meinen Beruf begonnen habe, noch gar nicht. Und ein Land hat es noch nie gegeben – zumindest nicht offiziell. An all diesen Orten, tief verborgen im toten Winkel unserer Welt, begegneten mir beeindruckende Frauen, die noch nie voneinander gehört haben und doch eine Gemeinsamkeit teilen,« berichtet Julia Leeb von ihren Erfahrungen.
© Julia Leeb/Suhrkamp Verlag
Julia Leeb, geboren in München, arbeitet als Fotojournalistin und Filmemacherin mit Schwerpunkt auf Virtual Reality. Für ihre Arbeit reist sie immer wieder in Kriegs- und Krisengebiete wie den Kongo, Syrien, Libyen, Südsudan. Ihre Bilder wurden in zahlreichen internationalen Zeitungen und TV Sendern veröffentlicht. 2016 wurde sie von Elle zu einer der 80 internationalen Charakterköpfen und von REFINERY29 zu einer der 29 inspirierendsten Frauen Deutschlands gewählt. Zuletzt erschien: North Korea ? Anonymous Country (2014).
© Julia Leeb/Suhrkamp Verlag
Die Fotojournalistin Julia Leeb berichtet von den gefährlichsten Orten unserer Welt. Hautnah erfährt sie, wie sich Menschen in Extremsituationen verhalten, sei es bei den Kämpfen der Nubier im Sudan, bei den Warlords im Kongo, im Krieg in Libyen, während der Revolution in Ägypten oder in der abgeschotteten Diktatur in Nordkorea. Dabei gerät sie selbst in Lebensgefahr: Als sie mit ihren Recherchen der Wahrheit zu nahe kommt, soll sie kaltblütig umgebracht werden. Ein anderes Mal wird sie verschleppt, um sie als Zeugin zum Schweigen zu bringen.
„Mich interessiere die Orte von denen keine Nachrichten nach außern kommen“, erzählt Julia Leeb. Sie bereist seit zehn Jahren die dunkelsten Ecken unserer Welt und trägt mit ihren Bildern dazu bei, dass man von Geschichte und Geschichten erfährt, die sonst nicht bekannt würden.
Das Engagement der Fotohournalistin kommt nicht von ungefähr: „Ich hatte Glück, dass meine Eltern mich weltoffen erzogen haben. Wissen wurde in der Schule vermittelt – in meinem Fall in ei nem humanistischen Gymnasium mit Lateinleistungskurs. Doch die echte Erziehung fand bei uns zu Hause statt. Als ich noch ein Kind war, gründete meine Mutter einen Verein für belarusische Kin der, die Opfer der radioaktiven Tschernobyl Wolke geworden waren. Ich lernte, dass man nicht alles kommentarlos und unterwürfig hinnehmen sollte, sondern dass man hinterfragen muss.“
Julia Leeb zeigt in ihren Reportagen die Vergessenen unserer Welt und hat auch immer wieder Begegnungen voller Schönheit und Hoffnung. Es sind vor allem Frauen, die durch ihren Mut und ihre Zuversicht den Weg aus Gewalt und Unterdrückung zu Frieden und wahrer Menschlichkeit weisen.
Julia Leeb „Menschlichkeit in Zeiten der Angst“
Suhrkamp Verlag
Gebunden 234 Seiten
Preis 18 Euro