Samsung Großplakat an der Fassade des Luxuskaufhauses KaDeWe in Berlin zur IFA 2015.
Den Auftakt der Firmenpräsentationen an den beiden Pressetagen im Vorfeld der IFA machte bezeichnenderweise weder ein Unternehmen der Unterhaltungselektronik, die traditionell die Kernzielgruppe der Technikmesse stellt noch eine Firma aus dem Haushaltsgeräte Bereich, die seit einigen Jahren für das erfreuliche Wachstum der Veranstaltung gesorgt haben. Stattdessen meldete sich der der Halbleiterhersteller Intel zu Wort und machte deutlich, wo die Gewinner des digitalen Strukturwandels zu finden sein werden: Bei den Basistechnologie der IT-Branche.
Für Kinder bestimmt die Akzeptanz des digitalen Strukturwandels
laut Intel die Bewältigung der Zukunft.
Welchen der Megatrends der Messe man auch betrachtet, ohne die Sensoren, Prozessoren oder Speicherchips sowie den dazugehörigen Softwarelösungen der Informationstechnologie wäre keiner von ihnen realisierbar. Ohne die künstliche Intelligenz und kontinuierlich wachsenden Geschwindigkeiten und Kapazitäten in der Rechenleistung dieser Chips und ihrer ständig optimierten Algorithmen wären weder die vielen neuen ‚smarten‘ Produkte noch die sie unterstützenden cloudbasierten Services nicht denkbar. Als zentralen Baustein für die jüngsten Produkte mobiler IT-Geräte präsentierte Intel die nun bereits sechste CPU-Generation. Laut Intel sind sie die bislang besten Prozessoren in der Unternehmensgeschichte und sollen neue Computing-Standards setzen. So liefern sie im Vergleich zu einem fünf Jahre alten PC die 2,5fache Leistung, die dreifache Akkulaufzeit und eine 30 Mal bessere 3D-Grafikleistung. Geringerer Stromverbrauch, eine höhere Transistorendichte sowie bessere Leistung und neue Grafik- und Multimedia-Funktionen bei langen Akkulaufzeiten sind das Ergebnis. Die Rechenleistung steigt im Vergleich zur 5. Generation der Intel Core Prozessoren um bis zu 60 Prozent.
Zudem zeigte Intel die wachsende Bedeutung der Sensorik für intelligente Steuerungen technischer Geräte. So wurden Erweiterungen der Intel ‚Real Sense‘ Technologie gezeigt, bei denen unter anderen die Navigation in Innenräumen verbessert werden kann, sich neue Schulungsprogramme realisieren lassen, 3D-Scans schnell und einfach durchgeführt werden können und Virtual Reality Anwendungen eine neue Qualität erhalten. Ebenso hatte Intel bereits zuvor eine Bedienoberfläche für iOS basierte Geräte für den direkten Zugriff auf Kamera RAW-Daten präsentiert.
Der Würfel hat gefallen: Intel zeigte sphärische 360° Videos in 4K Auflösung.
Zu den weiteren Erleichterungen, die Intel mit seinen Sensoren für die Geräte von morgen bereit hält, zählen kabellose Ladegeräte und die Abschaffung von Passwörtern. Die im Gerät integrierte Intel F200 Kamera ermöglicht in Kombination mit der True Key App und Realsense eine genaue und zuverlässige Gesichtserkennung, die den Besitzer automatisch identifiziert und nur ihm die Nutzung gestattet.
Ein anderes Anwendungsbeispiel für Intel basierte, intelligente Sensorik ist der Intel Fitness- und Schlaf-Tracker „Basis Peak“ des Intel-Tochterunternehmens. Basis misst die Herzfrequenz seines Trägers rund um die Uhr und ermöglicht ein automatisches Aktivitäts-Tracking sowie eine intelligente Schlafanalyse. Darüber hinaus zeigt das Gerät Benachrichtigungen eingehender Textnachrichten, Anrufe oder E-Mails kompatibler iOS- und Android-Smartphones an. Durch die Partnerschaft mit Runtastic wird das Leistungsspektrum des Intel Basis Peak Geräts um GPS-basiertes Aktivitäts-Tracking sowie Funktionen zur Berechnung von Herzfrequenzzonen über die Runtastic App erweitert. Das Multi-Sensorgerät ermöglicht die automatische Erkennung von Aktivitäten wie Gehen, Laufen und Fahrradfahren oder von Schlafphasen und Schlafqualität.
Die Herren der Dinge
Unterhaltungselektronik, Weiße oder Braune Ware, sind längst nicht mehr die entscheidenden Treiber der Märkte für technische Gebrauchsgüter. Es sind die Innovationen der Informationstechnologien, die bestimmen, wie wir ab heute leben werden. Die in den letzten Jahren – nicht zuletzt auch mit die auf der CeBit etwas in den Hintergrund gerückte IT-Branche – übernimmt mit ihren Basistechnologien erneut die Führungsrolle für die Änderungen in der Art und Weise wie wir leben, arbeiten, kommunizieren oder unsere Freizeit verbringen. Als ein Geschäft von mehreren Billionen Euro beziffern Zukunftsforscher die Umsätze mit vernetzten Haushaltsgeräten innerhalb der nächsten zehn Jahre. Ob die Zahnbürste von Philips automatisch den Eltern meldet, dass die Kinder perfekt ihre Zähne geputzt haben (Philips), die Kamera im Backofen Backofen das Bild vom Zustand des im Rohr befindlichen Kuchens live auf das Handy schickt (AEG) oder die Waschmaschine automatisch weiß, welches Waschprogramm sie für die in der Trommel befindliche Wäsche verwenden soll, die technischen Geräte der Zukunft werden nicht nur intelligenter, sie werden sich immer besser auch mit anderen Geräten vernetzen, um so ihre Besitzer immer weiter zu entlasten. Dazu gehören Klima-Anlagen, die stromsparend für die optimale Temperatur zum rechten Zeitpunkt sorgen, Kühlschränke die Warnungen ausgeben, wenn bestimmte Lebensmittel zur Neige gehen oder die Waschmaschine, die darauf aufmerksam macht, wenn das Waschmittel zu Ende geht. So sorgen die smarten Geräte automatisch dafür, dass im Haushalt stets alles Notwendige vorhanden ist. Intelligente Roboter übernehmen selbsttätig notwendigen Putz- oder Reparaturarbeiten. Als eine Demonstration technischer Möglichkeiten zeigte Epson, einen Roboter, der automatisch die Tinten eines Druckers wechselte. Der Technologiekonzern, der neben eigenen Produkten wie Druckern für Büro, Zuhause oder Ladenkassen, Projektoren und Wearables vor allem durch innovative Komponenten wie Druckwerke, Sensoren, Chips, Displays und ähnliche Produkte sein Geld verdient, zeigte auf der IFA 2015 neue Drucker, Projektoren und Wearables der eigenen Marke.
Virtual- und Augmented-Reality: Trendthemen der IFA 2015.
Vom Massenprodukt zur Luxusmarke – Wer macht hier wen zum Affen?!
Samsung hat es offensichtlich geschafft: Der Wandel vom Hersteller technischer Produkte für den Massenmarkt zur Premium-Marke für Design affine Kunden scheint gelungen. Das suggeriert zumindest die großangelegte Kampagne mit dem Berliner Luxus Kaufhaus KaDeWe. Dort hat der Elektronikriese für seine Neuheiten zur IFA 2015 die gesamte vordere Fensterfront im anspruchsvollen Luxus-Design dekoriert. Unter dem Motto „Innovating Evolution“ lockt im Super XXL-Poster ein aus dem Film der „Planet der Affen“ entstiegen scheinendes, männliches Model mit dem Samsung Gear VR vor den Augen in virtuelle Welten.
VR-Brillen werden auf der IFA 2015 häufig und von unterschiedlichen Anbietern gezeigt. Die Palette reicht von der VR One Brille von Zeiss über den Prototypen für die Playstation von Sony bis hin zum Halter für Smartphones auf iOS oder Android Basis von Homido zum Einsteigerpreis.
Vom Telefon zum mobilen Alleskönner
Wer am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und dabei auf die Unterstützung durch modernste Technik nicht verzichten möchte, wird sich ohne ein Smartphone schwer tun. Diese Wunderwerke der Technik überraschen durch die Miniaturisierung der benötigten Bauteile sowie der wachsenden Leistungen von Sensoren, Prozessoren, Speicherchips und Apps mit immer höheren Leistungen und zunehmender Funktionsvielfalt. Auf der IFA 2015 zeigte Sony CEO Kazuo Hirai das neue Xperia Z5 Smartphone, das erste Smartphone mit 4K Auflösung. Das neue Topmodell der Xperia-Smartphone-Reihe von Sony ist mit einer neu entwickelten Kamera ausgestattet, die laut Sony Fotos in Profiqualität liefern soll. Der ultraschnelle Hybrid-Autofokus der 23-Megapixelkamera benötigt zur Scharfstellung nur gerade einmal 0.03 Sekunden. Die maximale Sensorempfindlichkeit des Z5 von ISO 12.800 ermöglicht Aufnahmen auch bei widrigsten Lichtbedingungen. Der Fingerabdrucksensor an der Seite, entsperrt nicht nur das Telefon, sondern soll zukünftig auch das Bezahlen im Internet per Fingerabdruck ermöglichen.
Kazuo Hirai, CEO und President der Sony Corp. präsentiert das neue
4K Smartphone Xperia Z5 mit 23 MPix Kamera.
Aber auch Newcomer im europäischen Smartphone-Markt machten in Berlin auf sich aufmerksam. Die chinesische Huawei Konzern zeigte ein Modell mit doppeltem Display, das auf der Vorderseite die üblichen Touchscreen- und Livebild-Funktionen ermöglichte, während das rückseitige Display als Lesegerät für eBooks fungiert. Das Huawei Smartphone glänzte darüber hinaus mit einer weiteren Funktion. Sein Touchscreen verfügt über zwei Ebenen, von denen die eine auf Wischen die andere auf Druck reagiert. Dieses innovative Bedienkonzept ermöglicht beispielsweise die Integration weiterer Bedienelemente. Besonders praktisch zeigte sich die Zoomfunktion: Der Anwender drückt einfach auf das zu vergrößernde Bilddetail, um in eine Aufnahme hinein zu zoomen. Dabei bestimmt die Stärke des Drucks die Zoomgeschwindigkeit.
Auch der chinesische Hersteller Siswoo stellte ein 4G Smartphone mit zwei Displays vor. Wie PR-Berater Peter Weber mitteilte ist das Android-Gerät High-End Smartphone mit einer 13-Megapixelkamera und E-Reader in einem. Siswoo will das Darkmoon Smartphone in Europa zunächst in Spanien und Deutschland anbieten.
Der chinesische Hersteller Siswoo bietet Smartphone und E-Reader in einem Gerät.
Übrigens: Die Fotoabteilungen von Sony, Panasonic und Samsung zeigten auf der IFA 2015 neben ihren Haushaltsgeräten Fernsehern und Audioprodukten auch die gesamte Palette ihrer neuesten Fotoprodukte, die bereits im Sommer vorgestellt wurden und die wir auf www.dasfotoportal.de auch bereits vermeldet haben. Neuheiten zeigte nur Polaroid mit seiner digitalen Sofortbildkamera und Ricoh mit der neuen Theta S 360° Kamera für sphärische Panoramen. Rollei präsentierte seine Palette an Selfie-Sticks und Actioncams, wie auch von S+M Rehberg eine große Auswahl neuer Selfie Sticks und Actioncam Zubehör zu sehen war. Während die meisten klassischen Fotofirmen wie Canon, Fujifilm oder Olympus auf ihren Auftritt verzichteten, zeigten Nikon und Sigma Flagge. Allerdings schien Nikon sich vor allem auf das Fachpublikum zu konzentrieren, die man in abgeschotteten Konferenzräumen des Messestandes bediente. Für Endverbraucher, die immerhin knapp 100.000 der insgesamt rund 250.000 erwarteten Besucher stellen sollen, war nur eine kleine Theke vorbereitet.
Ricoh CEO und President Noboru Akahane präsentiert die neue Theta S
für sphärische 360° Fotos und Videos.
Als ein echter Publikumsmagnet erwiesen sich die vielen Aussteller von Fotocoptern wie AEE, Dji, Parrot und natürlich Yuneec. Letzterer erfreute sich besonderer Aufmerksamkeit, weil kurz zuvor bekannt geworden war, dass sich Intel Capital mit einer Investition von über 60 Millionen Dollar an dem Unternehmen beteiligen will.
Die IFA 2015 kann jetzt schon erneut mit Rekordzahlen aufwarten. Zum 8. Mal in Folge sind die Ausstellungsflächen unter dem Berliner Funkturm komplett ausgebucht. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH, Dr. Christian Göke, betonte in seiner Rede zur Eröffnung, dass es auf keiner anderen Messe mehr Neuvorstellungen von Produkten und Innovationen gäbe als auf der IFA. Die Zahl der Aussteller sei in diesem Jahr erneut um sieben Prozent auf 1.645 gestiegen und die Ausstellungsfläche um 0,3 Prozent auf 150.000 Quadratmeter gewachsen.