Foto Herbert Becke
Karl Valentin – In München hat es heute vormittag 11 Uhr vier Grad Kälte,
wenn Sie es nicht glauben, schicke ich Ihnen ein Barometer.
Betrachter von Fotos sagen oft: „Das Bild sagt mir nichts“ oder „das Foto spricht mich nicht an“. Aber, wenn Bilder sprechen könnten, was würden sie uns sagen? Das war die Grundidee von Herbert Becke bei seinem Projekt „Karl Valentin Bilder Sprache“. In der aktuellen Sonder-Ausstellung im „Valentin-Karlstadt-Musäum“ gibt es Antworten auf diese Fragen. Karl Valentin spricht aus dem jeweiligen Bild zum Betrachter; was würde uns der großartige Humorist und Wortakrobat durch das Foto sagen wollen? Oder wie bei Valentin üblich, auch völlig andersherum.
Foto Herbert Becke
Herbert Becke in Valentins Geburtshaus, München, Zeppelinstraße 41
Karl Valentin – Der Dings, den kenne ich, der braucht gar nicht kommen,
den fotografiere ich gleich auswendig.
Foto Herbert Becke
Karl Valentin – I sag gar nix, dös wird man doch noch sagen dürfen.
Foto Herbert Becke
Karl Valentin – Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.
Gezeigt werden über 70 großformatige Bilder aus 45 Jahren Fotografie von Herbert Becke mit jeweils einem „passenden“ Spruch bzw. Text von Karl Valentin. Darunter sind selbstverständlich viele bekannte Sprüche, zudem völlig unbekannte, bisher kaum veröffentlichte skurrile/philosophische Texte Valentins, aber auch seine gezielt subversiven Aussagen im „Dritten Reich“, die für ihn eine Form des Widerstandes waren.
Foto Herbert Becke
Karl Valentin – Ein Optimist ist ein Mensch, der die Dinge
nicht so tragisch nimmt, wie sie sind
Foto Herbert Becke
Karl Valentin – Neue Schuh brauchat i a wieder, die wo i anhab, da san auch schon d’Sohln durch
– aber nur bei einem, ich glaub dass i mit dem einen weiter ganga bin, als wia mit dem andern.
Die Verpaarung von Fotos und Texten ist das Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem Nachlassverwalter und „irdischen Statthalter“ Karl Valentins, Rechtsanwalt Gunter Fette, mit dem Becke gemeinsam die Texte und Sprüche zu seinen Fotos ausgewählt hat.
Beckes Bilder erzählen Geschichten, er setzt Menschen, Objekte, Gebäude in Bezug zueinander. Er geht nach der Maxime vor: „das Leben posiert nicht, es findet statt“. Dabei handelt es sich überwiegend um Motive von Karl Valentins geliebtem München.
Foto Herbert Becke
Karl Valentin – Es ist doch erstaunlich, dass jeden Tag genau so viel passiert,
wie in eine Zeitung passt.
Becke hat seine Heimatstadt München viele Jahre von unten, „bodenständig“ fotografiert, unmittelbar mit der Kamera auf dem Boden der Tatsachen, auf öffentlichen Plätzen, in U-Bahnhöfen oder auf dem Asphalt von Einkaufsstraßen, er hat quasi die Perspektive von Kleinkindern, Hunden und Mäusen eingenommen oder auch Turnschuhen, wenn diese denn Augen hätten. Dabei sind völlig neue Sichtweisen von zum Teil ganz bekannten Motiven entstanden. Diese ungewohnten Sichtweisen ermöglichen völlig neue Bildwirkungen. Becke missachtet oft bewusst alle gängigen Fotografier- oder Gestaltungsregeln. Er ist ein kreativer Foto-Anarchist.
Beckes Bilder sind subtil, witzig, schräg und hintergründig. Sie zeigen die oft unfreiwillige Komik des Alltages. So, wie bei Valentins Dialogen und Szenen. Hier kommen zwei Künstler zusammen, die sich nie begegnet sind: Der 1948 verstorbene Sprachakrobat Karl Valentin und Herbert Becke, der 1950 geborene Fotograf. Beiden sitzt der Schalk im Nacken. Humorvoll, aber auch mal mit ernstem Hintergrund skizieren sie ihre Sicht der Welt und der Menschen.
Foto Herbert Becke
Karl Valentin – Ich bin auf Sie angewiesen, aber Sie nicht auf mich!
Merken Sie sich das!
Jeder zeigt auf seine Art, dass man die Welt auch aus einem anderen Blickwinkel als dem gewohnten, also durch den Wechsel der Perspektive, sehen kann. Der eine mit der Sprache, der andere mit dem Bild. Münchens Altoberbürgermeister Christian Ude präsentiert in einem kleinen Videobeitrag im Ausstellungsraum dazu seine ganz eigene Sicht und führt in seiner unnachahmlichen, humorvollen Art durch das Thema.
Valentin-Karlstadt-Musäum
Isar-Tor Im Tal 50, 80331 München