Blumenstand am Viktualienmarkt: Die Schärfe, Tonabstufungen,
Kontrast und Farbsättigung lassen kaum Wünsche offen.
(Alle Fotos wurden auf Web-Auflösung von72 dpi heruntergerechnet)
Unbelastet und unauffällig schlenderten wir, das heißt die neue Ricoh GR III und ich, durch Münchens frühlingshafte Innenstadt: Rathaus, Viktualienmarkt, Jakobsplatz und Asam-Kirche. Ließen uns vom Touristenstrom treiben und gingen im Strom der wild um sich fotografierenden Menge mit ihren Smartphones und oder auch hin und wieder schweren Kamerageschützen unter. Reizte ein Motiv das Auge, wurde die unauffällig mit einer Kordel am Handgelenk baumelnde GIII gezückt und meist sogar einhändig ausgelöst. Die einzige Gefahr dabei: Beim Schlendern durch die Straßen und über den Markt oder auch im barocken Kirchenbau: Die GR III macht alles zum Motiv. Sie animiert und motiviert einfach zum schnellen Druck auf den Auslöser. Nur 0,8 Sekunden nach dem Einschalten ist sie schussbereit. Ein kurzer Blick auf den Monitor genügt zur Ausschnittwahl.
Wenig Licht, trotzdem hohe Detailzeichnung in Farbe und Schwarzweiss.
Der Bildwinkel entspricht dem eines 28-mm-Kleinbildobjektivs und ist geradezu ideal für Alle, die Nähe zum Motiv brauchen und schätzen. Reportage, weite Landschaften aber auch Nahaufnahmen mit ungewöhnlicher Perspektive, Architekturaufnahmen innen wie außen und nicht zuletzt die neuerdings wiederentdeckte Straßenfotografie sind die Domäne dieser kleinen, unauffälligen Kamera mit ihrem High-Tech-Innenleben. Letzteres lässt sie von außen kaum vermuten. Die Kamera ist noch schlanker geworden als das Vorgängermodell und wiegt auch nur knapp 250 Gramm. Schon allein das macht sie zur ungewöhnlichsten Erscheinung des Fotofrühlings 2019.
Die GR III ist klein und leicht und schmiegt sich angenehm in die Hand. Trotzdem sind alle Einstellelemente – die Kamera kommt mit überraschend wenigen aus – bequem zu greifen und ohne Friemelei auch mit großen Händen zu bedienen. Ich persönlich empfinde die Kombination von Tasten, Schaltern, Einstellrädern und der komplementären Touchscreen-Bedienung als besonders komfortabel – genauso wie den Joy-Stick ähnlichen Wippschalter auf der Kamerarückseite. Diese Bedingungen machen die Kamerabedienung einfach und obendrein auch schnell. Was mich begeistert hat, aber wofür die Zeit nicht reichte, es auszuprobieren, sind die drei U-Einstellungen am Betriebswahlrad oben auf der Kamera, auf die sich individuell Voreinstellungen legen lassen, um sie blitzschnell in häufig auftretenden Situation zu verwenden.
Auch sanfte Farbabstufungen meistert die GR III überzeugend.
Was die Kamera ebenfalls schnell und einfach macht sind die integrierte Bildstabilisation, die sie von den Pentax Profimodellen geerbt hat sowie die extrem hohe ISO-Empfindlichkeit des APS-C großen Sensors. Auch die Lichtstärke von 1:2,8 trägt dazu bei. Das Alles prädestiniert die Ricoh GR III für die Available Light Fotografie, die Stimmungen auch bei sehr wenig Licht in beeindruckender Qualität einfangen kann. Hinzu kommt der schnelle Prozessor, neue Algorithmen und ein rasant arbeitender Autofokus dessen Arbeitsweise auch nach Vorlieben oder je nach Situation vom Anwender passend voreingestellt werden kann.
Der gleißend helle Frühlingstag brachte allerdings auch die in den zwei Stunden einzige wirkliche Schwäche der Kamera zum Vorschein: der fehlende Sucher, wenn das zu helle Umgebungslicht die Wahl des Bildausschnittes erschwert.
Klare, satte Farben und ein hoher Kontrast zeigen
diese Aufnahmen in der Mittagssonne.
Als eine überlegte Abweichung von üblichen Bedienkonzepten ist die Trennung der Video-Auslösetaste von den übrigen Fotobedienfunktionen. Sie befindet sich an der linken Seite der Kamera. Allerdings habe ich sie nicht genutzt. Zu sehr war ich mit den vielen kreativen Fotofunktionen beschäftigt, die die Kamera leicht zugänglich in einem sehr übersichtlichen Menü anbietet.
Die Ricoh GR III ist das jüngste Modell einer Kamerareihe, die schon in analogen Zeiten auf Grund ihres kompakten Designs viel Begeisterung erntete. Sie verspricht nun in der 12. Generation erneut ein großes Publikum zu begeistern und nicht nur alte Verehrer zu mobilisieren, sondern viele junge, vermutlich auch sehr viele Fotografinnen zu übrezeugen. Ich würde sie in die Reihe der kompakten Kultkameras, zu denen einst die Rollei 35, die Minox 35 oder die Olympus XA gehörten, einreihen. Nur dass es diese Kameramodellreihe im Gegensatz zu den anderen noch immer gibt.
Unaufdringliche, natürliche Farbwiedergabe und hohe
Detailzeichnung auch im Schatten: Ricoh GR III.
Zwar hat Ricoh die Kamera, die 1996 erstmals vorgestellt wurde, technisch ständig weiterentwickelt, jedoch das Konzept eines Werkzeugs für Puristen mit professioneller Bildqualität nie verlassen. So führt auch die GRIII diese Tradition weiter, ohne jedoch auf modernste Technologien zu verzichten. Das zeigt sich vor allem in der ausgezeichneten Bildqualität, die sowohl bei offener Blende, wenig Licht und schwierigen Beleuchtungskontrasten deutlich wird. Selbst bei hohen ISO-Werten zeigt die Kamera wenig Rauschen und die Verwacklungsgefahr bei langen Belichtungszeiten wird durch die effektive Bildstabilisation per Sensorshift ausgeglichen.
Kontrastbewältigung vom Feinsten: Ricoh GR III.
Fazit:
Die Ricoh GR III ist eine Kamera, die man gerne dabei hat. Sie belastet nicht und animiert schon durch ihre puristische Ausstattung zum spontanen Fotografieren. Durch die Beschränkung auf eine Brennweite zwingt sie Anwender aber auch zu einer überlegten Bildgestaltung. Sie ist ein ideales Werkzeug, um Sehen zu lernen und hält das Gesehene in technisch perfekt anmutenden Bildern fest. Sie ist eine angenehme Begleiterin auf Spaziergängen und Reisen, ohne zu belasten. Die Bildqualität entspricht meinem ersten Eindruck nach hohen, professionellen Ansprüchen. Ich freue mich schon auf ein näheres Kennenlernen!
Mit dem großen Bildwinkel ihres Objektivs empfiehlt sich die Ricoh GR III
auch für die Architektur und Reisefotografie.