Die Temperatur liegt bei minus zwei Grad Celsius. – Unstad, die nördlichste Surfschule der Welt, ist perfekt für diejenigen, die Arctic Surfing erleben möchten. (Foto von OLIVIER MORIN / AFP)
„Für die Norweger – und meistens fotografiere ich Norweger – sind solche extremen Temperaturen kein Problem. Sie leben das ganze Jahr damit.“ Wer sein Leben in der Kälte verbringt, entwickelt ein besonderes Verhältnis zu eisigen Temperaturen. „Irgendwann wird man sogar in gewisser Weise süchtig nach dem körperlichen und seelischen Erlebnis, das die Kälte verschafft“, so Morin. „Ich selbst bin jedenfalls ein großer Kältefan!“
Der schwedische Surfer Pontus Hallin geht am 18. Februar 2019 mit seinem teilweise geschmolzenen Eissurfbrett am Surfspot Delp in der Nähe von Straumnes auf den Lofoten über den Polarkreis ins Wasser.
Für seine fotografiesche Arbeit muss Morin sich diesen Bedingungen nicht nur in logistischer Hinsicht anpassen, sondern sich auch innerlich darauf vorbereiten. Er lagert seine Ausrüstung im Freien, damit sie nicht beschlägt, und er braucht einen Tauchanzug, der ihn so warm hält, dass er arbeiten kann, der aber auch so dünn ist, dass er ihn in kritischen Situationen nicht behindert. „Mit der Zeit lernt man, sich im eisigen Wasser zu bewegen“, so Morin. „Beim ersten Mal musste ich nach zehn Minuten schon wieder aufhören.
Die australische Surflegende der 80er Tom Carroll, 55, fährt am 9. März 2017 in Unstad Fahrrad, bevor er die arktischen Wellen des Atlantiks surft. (Foto von OLIVIER MORIN / AFP)
Ein Pony unter Nordlichtern am 30. September 2018 in Unstad, Nordnorwegen.
(Foto von Olivier MORIN / AFP)
“ Die Fähigkeit, zu improvisieren und sich anzupassen, ist für einen Fotografen essenziell, zumal für einen Sportfotografen. Unter anderem dank dieser Fähigkeiten gelang Morin auch eine der schönsten und berühmtesten Aufnahmen von Usain Bolt, die den Athleten in vollem Lauf zeigt, während über ihm ein Blitz den Himmel durchzuckt. „Aber so ein Foto ist zu neunundneunzig Prozent Zufall!“, kommentierte Morin sein Bild damals. Dank des Zusammenspiels von Glück und Begabung erschafft er immer wieder atemberaubende Bilder. Auf der Laufbahn eines Stadions, inmitten von Apnoetauchern, Eistauchern, Surfern … In all seinen Aufnahmen wird die enge Beziehung greifbar, die die Sportler zur großen Kälte haben. „Sie müssen sich nicht plagen, und ich auch nicht. Im Gegenteil, es macht richtig Spaß. Und es ist ein unverfälschtes Erlebnis.“