Foto Jury: v.l.n.r. Stefanie Böttcher, Dr. Astrid Ihle, Christoph Tannert, Matthias Wagner K,
Dr. Christina Leber, Florian Ebner und Maren Lübbke-Tidow
Tatiana Lecomte und Sara-Lena Maierhofer können sich freuen, denn sie wurden für die Stipendien 2017/18 ausgewählt. Neben der monatlichen Projektförderung von 1.000 Euro für die Dauer von 12 Monaten werden ausgewählte Werke aus dem realisierten Projekt für den Bestand der DZ BANK Kunstsammlung angekauft. Die Arbeitsergebnisse der beiden Stipendiatinnen werden ab dem 2. November 2018 gemeinsam mit ausgewählten Werken von Ketuta Alexi-Meskhishvili, Gwenneth Boelens und Eiko Grimberg im ART FOYER der DZ BANK Kunstsammlung gezeigt. Die Ausstellung wird durch eine Broschüre ergänzt.
Alle zwei Jahre schlägt eine wechselnde siebenköpfige Jury Kandidaten vor, die für das Projektstipendium f/12.2 der DZ BANK Kunstsammlung in Frage kommen. Die Kandidaten müssen sich mit Arbeitsproben und Projektideen zu bewerben, die im weitesten Sinne mit fotografischen Bildern zu tun haben. Mit dem Stipendium wird den auserwählten Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit geboten, ein Jahr lang intensiv an einem künstlerischen Projekt zu arbeiten.
Die Jury, die Tatiana Lecomte und Sara-Lena Maierhofer ausgewählt hatte, bestand aus Stefanie Böttcher (Künstlerische Leitung / Kunsthalle Mainz), Florian Ebner (Kustos für Fotografie, Centre Pompidou, Paris), Dr. Astrid Ihle (Ausstellungskuratorin, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen), Dr. Christina Leber (Leiterin DZ BANK Kunstsammlung, Frankfurt am Main), Maren Lübbke-Tidow (Autorin, Kritikerin, Kuratorin, Berlin), Christoph Tannert (Geschäftsführer, Künstlerhaus Bethanien, Berlin) und Matthias Wagner K (Direktor, Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main).
Tatiana Lecomte
Die in Bordeaux 1971 geborene Tatiana Lecomte setzte sich bereits in früheren Arbeiten mit vorgefundenen Fotografien auseinander, die historische Ereignisse und Orte dokumentieren, so u.a. in den Serien „Die El-Alamein-Stellung“ oder „Zement“. Durch ihre künstlerische Umformung und Überblendungen wirft Lecomte Fragen zum Umgang mit Geschichte auf. Auch in dem Projekt, das sie während ihres Stipendiums durchführen wird, arbeitet sie mit einer historischen Quelle, dem sogenannten „Stroop-Bericht“. Jürgen Stroop, Befehlshaber der SS sowie verschiedener Polizei- und Wehrmachtseinheiten, protokollierte in diesem Bericht anhand von täglichen Aufzeichnungen und Bildmaterial die Auslöschung des Warschauer Ghettos. Lecomte will sich der Sprache und den Bildern dieses Dokuments auf eine analytische und zugleich demontierende Weise nähern. So möchte sie beispielsweise die Amtssprache Stroops durch Abschrift einzelner Wörter in einer von Hitler1941 gegen die „jüdische“ (vormals als „urdeutsch“ geltende) Fraktur erlassenen „deutschen Normalschrift“ ad absurdum führen. Tatiana Lecomte lebt und arbeitet in Wien.
Sara-Lena Maierhofer
Sara-Lena Maierhofer, 1982 in Freudenstadt/Schwarzwald geboren, lebt und arbeitet in Berlin) untersucht in ihrem Projektvorhaben den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands, wie er sich in Völkerkundemuseen und ethnologischen Sammlungen niederschlägt. Der aktuelle Diskurs soll durch eine verkleinerte Wiedergabe der Museumsräume sichtbar gemacht werden, die von Fotografien der Artefakte und Darstellungen der Objektbiografien überblendet werden. Die Abbildungen erscheinen durch die Projektion auf dreidimensionale Flächen fragmentiert, wodurch eine ästhetische Ähnlichkeit mit dem Kubismus entsteht. Damit werden zugleich die Einflüsse außereuropäischer Kunst auf die Moderne zum Thema. Bereits in bestehenden Arbeiten wie den Serien „Dear Clark“ oder „The Great“ gelingt es Maierhofer, mit unterschiedlichsten künstlerischen und fotografischen Herangehensweisen virulente Themen zu visualisieren und dadurch beim Betrachter neue Gedankengänge wachzurufen.