„Wir sind noch einmal davon gekommen“, möchte man angesichts der jüngsten Zahlen der GfK zum Verbraucherverhalten als Handelnder im Bereich technischer Produkte zufrieden ausrufen. Während sich die Auswirkungen der Inflation bei Produkten des täglichen Bedarfs wie Lebensmitteln oder Körperpflegeprodukten besonders stark abzeichnen, hat die Reisebranche trotz Preissteigerungen fast schon wieder das Niveau der Zeit vor der Pandemie erreicht.
Der Markt für technische Konsumgüter entwickelt sich ambivalent. Konnten dort in den ersten fünf Monaten des Jahres noch Zuwächse bis zu drei Prozent verzeichnet werden, scheint sich die Situation nun zu drehen. Die Umsätze gingen in den meisten Produktbereichen zurück. Besonders zeigt sich der Rückgang bei preiswerten Einstiegsgeräten. Höherwertige und höherpreisige Premiumgeräte hingegen sind weniger von der aktuellen Krisensituation betroffen. Die Konsumenten achten beim Einkaufen demnach weiterhin auf Qualität und sind dafür auch bereit mehr zu bezahlen. Dennoch sieht die GfK in der Inflation und den hohen Preisen augenblicklich die größte Sorge der Deutschen, deren Auswirkungen sie fast allen Lebensbereichen zu spüren bekommen. Preissteigerungen und Inflation werden von einigen Experten nicht ausschließlich auf die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung zurückgeführt, sondern auch in der Gier einiger Hersteller, die den Trend zu höheren Preisen ausnutzen, um Margen zu verbessern, ohne dass Preissteigerung zwingend erforderlich wären. So hat sich laut GfK Konsumklimaindex die Konsumstimmung deutlich verschlechtert und erreichte im Juni mit 26,2 Minuspunkten ein historisches Tief. Anstatt direkt zuzugreifen, warten 45 Prozent der Deutschen, bis das gewünschte Produkt im Angebot verfügbar ist. Auch dies kann zum Teil eine Reaktion auf die inflationär anwachsenden Rabattaktionen von Herstellern und Händlern sein. Wer ein Produkt zum normalen Preis kauft, fühlt sich fast schon geprellt.
Stark gebeutelt von den Auswirkungen der Inflation sind die alltäglichen Gebrauchsgüter. Dieser Bereich verzeichnete laut GfK in den Monaten Januar bis Mai insgesamt einen großen Mengenrückgang. Die Konsumenten verzichten auf Genusskategorien wie Fleisch- und Wurstwaren, die ein Minus von 8,2 Prozent aufweisen. Bei frischem Obst oder Gemüse beträgt der Rückgang -8,5 Prozent und von frischen Backwaren wurden sieben Prozent weniger verkauft. Konsumenten verzichten zunehmend auf Genusskategorien. Neben den Lebensmitteln mussten auch Produkte für Körperpflege Einbußen hinnehmen. Bei diesen schnelldrehenden Produkten passen Konsumenten ihre Strategien schnell an, indem sie weniger kaufen, auf Angebotspreise zurückgreifen oder von Herstellermarken zu günstigeren Eigenmarken umsteigen. Im Einzelhandel ist in den ersten drei Monaten diesen Jahres der Anteil von Eigenmarken am Gesamtumsatz um 34,6 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal im Vorjahr gewachsen. Für 36 Prozent der Deutschen ist aktuell der Preis das wichtigste Kriterium bei der Kaufentscheidung.
Ab in den Urlaub: Buchungszahlen auf Vor-Covid-Niveau
Während Alltagsprodukte einen starken Mengenrückgang verzeichneten, entwickelte sich die Reisebranche komplett gegensätzlich. Nach über zwei Jahren Corona-Pandemie besteht großer Nachholbedarf bei den Konsumenten. Die Buchungszahlen für private Urlaubsreisen sind in der aktuellen Sommersaison vergleichbar mit 2019, also vor der Pandemie, und gehen teils sogar darüber hinaus. Man geht in der Branche davon aus, dass die Sommersaison, gerechnet von Mai bis Oktober sehr positiv verlaufen wird.
Fashion-Branche trotz Nachholbedarf ausgebremst
Kleidung wurde während der Pandemie von den Konsumenten weniger stark nachgefragt. Stattdessen verzeichneten insbesondere Möbel oder Gartenzubehör ein großes Plus. GfK-Experten führen diese Entwicklung darauf zurück, dass die Konsumenten während der Pandemie viel Zeit Zuhause verbracht haben und sich dieses schön gestalten und einrichten wollten.
Auch beim Thema Kleidung hat sich ein Nachholbedarf angestaut. Aktuell scheinen die Fashion-Käufer einer Teuerung jedoch gezielt auszuweichen. So lag der bezahlte Durchschnittspreis leicht unter dem von Mai 2019. Dahinter stecken zwei Strategien: Konsumenten kaufen im Fachhandel günstigere Produkte oder weichen auf andere Vertriebslinien mit niedrigeren Preisen aus. So konnten sich die Textildiscounter über eine zweistellige Umsatzsteigerung freuen.