Peter Fischli & David Weiss, Blumenprojektion, Herbst, 1998, 2-Kanal-Diaprojektion, Courtesy Sammlung Goetz
Seit Frühjahr 2011 zeigt das Haus der Kunst in den Räumen des ehemaligen Luftschutzkellers regelmäßig in wechselden Ausstellungen Filme und Videos aus der Sammlung Goetz. Im September letzten Jahres hat die Ingvild Goetz Teile ihrer sammlung , die weltweit eine der bedeutendsten Pritvatsammlungen zeitgenössischer Kunst, dem Freistaat Bayern geschenkt.
Die Ausstellung „Bilder in der Zeit“ als Teil 6 der Kooperation, ist der Beziehung von Bild und Bewegtbild gewidmet. In den ausgewählten Filmen, Videos und Diashows dominiert das sorgfältig, oft in Anlehnung an Vorbilder der Malerei gewählte Einzelbild. Die Langsamkeit der gezeigten Bilder lenkt die Aufmerksamkeit auf Aspekte des Motivs, der Komposition und der Zeit. Animationen, Tableaux vivants, Stillleben und gefilmte Bilderzyklen bestimmen die Auswahl.
Sam Taylor-Wood, The Servant, 2007, 1-Kanal-Video auf Monitor, Courtesy Sammlung Goetz
In ihrem Film „The Servant“ (2007) greift die britische Künstlerin Sam Taylor-Wood das Format des Tableau vivant auf — möglichst detailgetreue Nachstellungen von Gemälden und Skulpturen durch Personen. Beim Wiederaufgreifen des Formats durch die Videokunst rückt nun eine minimale Belebung des Bildes — wie etwa das Ein- und Ausatmen der Darsteller — in den Mittelpunkt, da sie als lebendige Wesen nicht bewegungslos verharren können. In „The Servant“ erfolgt diese Belebung des statischen Bildes durch die flackernde Flamme eines Sturmfeuerzeugs; sie macht das Vergehen von Zeit erfahrbar, das den Film vom Gemälde unterscheidet. Die „Blumenprojektion, Herbst“ von Fischli & Weiss widmet sich hypnotisierenden Natur-Stillleben am Übergang zum Kinematografischen. Während der Standzeit jedes doppelt belichteten Dias wandert der Blick über die opulenten Details, wobei die langsame Überblendung von einem Dia zum nächsten eine zeitliche Rhythmisierung bewirkt. Eine eindeutig konzeptuelle Annäherung an das Medium Malerei wählt Seth Price. Für seine „‚Painting‘ Sites“ (2000-01) hat er den Begriff „Malerei“ in die ehemalige Internet-Suchmaschine Altavista eingegeben. Anschließend hielt er die Bilder aus den Websites, in denen das Wort auftauchte, als Screenshot fest und fügte sie zu einer Diashow zusammen. Die Suchergebnisse brachten von berühmten Gemälden bis hin zu kitschiger Hobbymalerei alles Erdenkliche zum Vorschein. „‚Painting‘ Sites“ zeigt, wie das hierarchiefreie Bilderangebot im Internet den kunsthistorischen Kanon der Malerei herausfordert.
Mit Arbeiten von Yael Bartana, Fischli & Weiss, Gary Hill, Cyrill Lachauer, Seth Price, Florian Pumhösl, Robin Rhode, Anri Sala, Markus Selg, Kathrin Sonntag, Sam Taylor-Wood, Zhao Liang
Haus der Kunst, Prinzregentenstraße 1, München