Seydou Keita, Sans titre, tirage argentique 1998 © Artcurial
In diesem Jahr ist die Auktion in die neue Marrakech Art Week eingebunden, die von Artcurial initiiert wurde und zwölf Akteure aus dem Kunstleben der Roten Stadt vom 26. Dezember bis zum 5. Januar für eine Woche voller kultureller Angebote versammelt.
Neben der Aufteilung einer bedeutenden italienischen Privatsammlung mit Werken des Orientalismus wird eine der Versteigerungen unter dem Titel African Spirit vollständig der afrikanischen Gegenwartskunst gewidmet sein. Artcurial organisiert damit zum zweiten Mal eine Auktion mit diesem Schwerpunkt auf afrikanischem Boden. Im vergangenen Jahr wurden so von Marrakech aus sechs Versteigerungsweltrekorde mit Werken der Künstler Omar Victor Diop, Malick Sidibé, Bodys Isek Kingelez, Frédéric Bruly Bouabré, Steve Bandoma und Pierre Bodo aufgestellt.
„Als kulturelle Drehscheibe Afrikas ist Marokko der einschlägige Ort, um die afrikanische Gegenwartskunst zu würdigen. Die Dynamik von Marrakech zieht immer mehr Sammler aus Marokko, Europa, Amerika und dem Mittleren Osten an. Artcurial trägt so an der Seite der anderen Akteure des Kulturbetriebs zur Entwicklung des Kunstmarktes in Afrika sowie zur Etablierung der afrikanischen Gegenwartskunst auf internationaler Bühne bei“, so Olivier Berman, Directeur associé, Artcurial
Die Versteigerung African Spirit umfasst etwa vierzig Werke von bedeutenden Vertretern der afrikanischen Gegenwartskunst: Seydou Keïta, Cheri Samba, Frédéric Bruly Bouaré, Omar Victor Diop, Moke … Sie werden vor allem in Frankreich ausgestellt, arbeiten mit einer Vielzahl von Materialien, und lassen sich sowohl von den Traditionen ihres Kontinents als auch von den zeitgenössischen urbanen Realitäten Afrikas inspirieren.
Seydou Keîta beispielsweise gilt heute als ein bedeutender Vertreter der Fotografie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Schwarzweiß-Aufnahmen dokumentieren die Umbrüche in seinem Heimatland Mali. Mit großem Einfallsreichtum spielt er auf sehr moderne Weise mit derBildeinstellung und dem Licht, ohne die Bezüge zu großen Vorbildern zu leugnen, wie sein Bild Odaliske (1956-57) in außergewöhnlichem Format (127 x 180 cm) zeigt (Schätzpreis: 50 000 – 70 000 €). Das Werk, das sich seit über 20 Jahren in derselben Privatsammlung befindet, wurde seinerzeit in der Galerie von agnès b. erstanden, die sich als eine der Ersten in Frankreich für die Kunst
des afrikanischen Kontinents einsetzte.
Bodys Isek Kingelez,Pacific Art, carton et bois© Artcurial
Bodys Isek Kingelez, für dessen bei einer Versteigerung erzielten Preis Artcurial den Weltrekord hält, wurde in Belgisch-Kongo geboren und war zugleich Architekt, Modellbauer und Bildhauer. In Kinshasa, wo er sich 1970 niederließ, entwarf er seine Antworten auf die rasend schnell voranschreitende Urbanisierung dieser afrikanischen Hauptstadt: utopische Gebäude in Miniaturform aus Karton. Seine farbenfrohen Konstruktionen wurden bereits 1989 in Frankreich ausgestellt, und zwar im Rahmen der wegweisenden Ausstellung Les Magiciens de la terre [Die Zauberer der Erde] im Centre
Pompidou, sowie in jüngerer Zeit in der Schau Art/Afrique, le nouvel atelier [Kunst/Afrika, das neue Atelier] in der Fondation Louis Vuitton. Er war im übrigen Gegenstand einer Retrospektive im New Yorker MoMA. Artcurial bietet
Pacific Art zur Versteigerung an, ein Modell aus dem Jahr 1989, mit einem Schätzpreis von 60 000 – 80 000 €.
Chéri Samba ist einer der bekanntesten afrikanischen Künstler der Gegenwart. Seine fröhlichen bunten Leinwände wurden vielfach an höchst prominenter Stelle ausgestellt, vom Centre Georges Pompidou bis hin zum MoMA. Der Künstler, ein Autodidakt, lebt zwischen Paris und dem kongolesischen Kinshasa. In seinem Kunststil lassen sich Einflüsse der Maler von Werbeschildern erkennen, bei denen er seine ersten künstlerischen Erfahrungen sammelte; die Präsenz von Texten in Französisch, Englisch und Lingála zeigt aber auch die Bedeutung von Comics für Sambas Bilder. Die
Vermischung ist in einem Autoporträt von 2004, J’aime la couleur [Ich liebe die Farbe], gut zu erkennen (Schätzpreis: : 70 000 – 100 000 €), das an die großen Wandgemälde erinnert, die die Mauern der kongolesischen Hauptstadt
säumen. Samba übernimmt mit Vorliebe Stilelemente volkstümlicher Bilder, um scheinbar naiv mit ihnen zu spielen.
Ousmane Sow, Les danseuses aux cheveux courts Nouba, 2002, Bronze patine brune© Artcurial
Der senegalesische Bildhauer Ousmane Sow verbringt einen Teil seines Lebens in Frankreich, kann sich aber nicht vorstellen, woanders als im Senegal zu arbeiten. Im Alter von 56 Jahren machte er sich die Bronze als bevorzugtes Arbeitsmaterial zu eigen. In seinen ersten Bronzegüssen übernimmt er nun Motive vorheriger Werke, darunter die berühmte Danseuse aux cheveux courts [Tänzerin mit kurzen Haaren] aus seiner Serie Nouba (Schätzpreis: 80 000 -120 000 €). Sie sind äußerst selten Teil öffentlicher Auktionen. Das Pariser Publikum kennt Sows Arbeit gut: Er hinterließ mit seinen 1999 auf der Pont des Arts im Herzen der französischen Hauptstadt ausgestellten Kolossen Masaï, Nouba und Indianer einen bleibenden Eindruck.
Ibrahim Mahama lebt und arbeitet in Ghana. Mitten im Großstadtdschungel sammelt er Materialien (Karton, Stoffe …), die er zum Rohstoff seiner zusammengewürfelten Kunstwerke an den Mauern der Stadt umwidmet. So
verwendete er Jutetaschen für das großformatige N°53 aus dem Jahr 2014 (Schätzpreis: 38 000 – 50 000 €).
Daten und Fakten
Paris#Marrakech III
Von Konstantinopel nach Tanger, Sammlung eines italienischen Liebhabers
African Spirit (zeitgenössische afrikanische Kunst)
Majorelle und seine Zeitgenossen (Orientalismus)
Made in Morocco
Ausstellung vom 27. bis 29. November 2018,
Artcurial Brüssel – Avenue Franklin Roosevelt 5 – 1050 Brüssel
Ausstellung vom 14. bis 16. Dezember 2018,
Artcurial – 7, rond-point des Champs-Elysées – 75008 Paris
Ausstellung vom 27. bis 30. Dezember 2018 im Palast Es Saadi, Marrakech
Auktion am 30. Dezember 2018
in Paris, mit Liveschaltung in den Palast Es Saadi, Marrakech
Hochauflösende Präsentation auf Anfrage erhältlich
Die Kataloge sind online unter www.artcurial.com verfügbar
Artcurial wurde 2002 als multidisziplinäres Auktionshaus mit Sitz in Paris gegründet. 2017 hat es seinen Platz an der Spitze des internationalen Kunstmarktes gefestigt. Mit drei Auktionsorten – Paris, Monaco und Hongkong – erreichte Artcurial 2017 ein Verkaufsvolumen von insgesamt 191,1 Millionen Euro.
Artcurial deckt alle großen Spezialgebiete ab: Von den schönen Künsten über das Kunstgewerbe, Oldtimer, Schmuck und Sammleruhren bis hin zu erlesenen Weine und Spirituosen.
Im Sinne einer bewusst internationalen Ausrichtung ist Artcurial mit Repräsentanzen in Brüssel, Mailand, Monte-Carlo, München und Wien vertreten und verfügt zudem über Kontakte und Aktivitäten in Peking und Tel Aviv; zweimal pro Jahr finden Ausstellungen in New York statt. Im Oktober 2015 hat Artcurial seine ersten Auktionen in Hong Kong und Marokko organisiert.