Wenn man den Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden des Photoindustrie-Verbandes folgt, ist die Welt von Big Brother geradezu harmlos im Vergleich zudem, was sich durch den digitalen Strukturwandel im Bereich der Bilderservices an Nutzungsmöglichkeiten privater Profile für die Vermarktung jeder Art von Produkten ergibt.
„Wir gehen davon aus, dass in Zukunft nicht nur die technischen Aufnahmedaten von Bildern, die sogenannten Exif-Dateien, gespeichert werden, sondern dass auf Kommunikationsplattformen, wie Facebook, Instagram oder Google, relevante Bildinhalte erkannt und analysiert werden können. Dadurch wird es möglich sein, Profile über die Autoren der Bilder zu erstellen, Vorlieben zu identifizieren, Vernetzungen mit anderen Personen zu erkennen und dadurch letztlich Konsum und Verhaltensmuster zu definieren – ähnlich wie sie Plattformen wie Paypal über das Kaufverhalten der Menschen anlegen. Dies bedeutet: Wer die Hoheit über die Bilder – und damit deren Daten – hat, der verfügt über ein enormes Wertschöpfungspotenzial. Wir sind davon überzeugt, dass die Imagingbranche wesentliche Teile der Bilder-Hoheit zurückerlangen wird, da sie über die notwendigen Ideen, Technologien und Erfahrungen verfügt, um den Konsumenten attraktive Bildservices anzubieten und um die Bilddaten qualifiziert zu analysieren.“
Rainer Führes, Vorstandsvorsitzender des Photoindustrie-Verbandes
und Geschäftsführer Canon Deutschland.
Angebote der Imaging Branche an die Verbraucher, ihre Bilder bei Cloud-Services aufzubewahren, die höchste Sicherheit für die wertvollen Erinnerungen gewährleisten, sei nur ein Beispiel für neue Bilderservices.
„Verbraucher wollen zunehmend einen Lifetime-Service für ihre emotional wertvollen Bilder, der ihnen die Qualität der Fotos und Videos sowie deren lebenslange Sicherheit garantiert. Bilder verbessern, dauerhaft sichern und über einen langen Zeitraum auf allen Medien verfügbar machen: Das sind wichtige Anforderungen an zukünftige Bildlösungen. Das Interesse der Imagingbranche besteht vor allem in der Sicherung wertschöpfungsrelevanter Bilddaten“, so Rainer Führes.
Einen wesentlichen Schritt zur Veränderung des Bildermarktes brachte die Etablierung der sozialen Medien mit sich, auf denen die Bilder schnell und kostenlos geteilt werden können. Milliardenschwere Unternehmen, wie Facebook, Instagram, YouTube oder Pinterest, basieren auf den Vorteilen schneller mobiler Bildkommunikation sowie der Möglichkeit, Bilddaten der User zu erfassen und kommerziell nutzen zu können.
Im Zuge einer generellen Neustrukturierung des Imagingmarktes als innovatives Imaging-Ökosystem beabsichtigt der Photoindustrie-Verband, die Initiativen seiner Mitgliedsunternehmen – alle führenden Imaging-Firmen – zu unterstützen, um die Hoheit des Bildermarktes zurückzuholen.
„Dies gelingt nicht durch Aktionen einzelner Unternehmen“, so Rainer Führes, „sondern nur durch ein Netzwerk starker Partner – Bilddienstleister, Hersteller und Innovationstreiber innerhalb und außerhalb der klassischen Imagingbranche. Der Photoindustrie-Verband versteht sich in diesem Prozess als Impulsgeber und Netzwerker. Ziel ist es, die wachsenden Bildmengen vor allem auch aus mobilen Aufnahmequellen wie Smartphones sukzessive wertschöpfungsrelevant innerhalb des Imaging-Ökosystems zu nutzen.“
Das soll so Rainer Führes schon auf der photokina 2016 sichtbar werden.
Dort, so Rainer Führes, „werden die ersten Modelle eines neuen, Imaging-Ökosystems erkennbar sein, die neue Wertschöpfungsprozesse im Bildermarkt in Gang gesetzt haben.“
Wie diese aussehen werden, war den Mitteilungen des Photoindustrie-Verbandes nicht zu entnehmen. Die bisher eher erfolglosen Beispiele eigener Cloud-Lösungen der Image Szene, mit denen sich einst schon die Giganten der Branche wie etwa Kodak mit der Kodak Gallery übernommen haben und an denen sich nun auch Canon mit seinem Portal irista mit wenig Fortune versucht, lassen dieses Ziel nicht gerade vielversprechend erscheinen.