Wien kann sich freuen: Denn eine der weltweit sicher interessantesten Fotosammlungen hat in der österreichischen Hauptstadt bei Westlicht eine neue Heimat gefunden. Klingende Namen haben mit Polaroid ihre künstlerischen Ideen auf ganz unterschiedliche Weise verwirklicht zu denen Gisèle Freund, Gottfried Helnwein, Yousuf Karsh, Sally Mann, Jan Saudek, William Wegman, Mary Ellen Mark, Robert Rauschenberg ebenso wie Helmut Newton gehören.
Im Zeitraum 1970-1990 entstanden in enger Zusammenarbeit mit Polaroid etwa 4400 Werke . Danach verschwand die legendäre internationale Sammlung für 20 Jahre in den Archiven des Schweizer Musée de l’Elysée in Lausanne.
Peter Coeln vom Wiener Fotomuseum WestLicht. Schauplatz für Fotografie rettete jetzt die Sammlung, die 2009 vom Masseverwalter des in Konkurs gegangenen Unternehmens zum Verkauf ausgeschrieben wurde. Fast zwei Jahre hing die Zukunft der Polaroid Collection an einem seidenen Faden. Der spektakuläre Ankauf in letzter Minute sichert den Bestand dieser einmaligen historischen Sammlung und präsentiert sie erstmals einer breiten Öffentlichkeit.

Faszination einer neuen Technik
Ende der 1940er-Jahre erfand der Physiker und Polaroid-Gründer Edwin Herbert Land das Sofortbildverfahren, das in den folgenden Jahrzehnten einen wahren Boom dieser Technik auslöste. Sowohl Hobbyknipser als auch Fotokünstler ließen sich von der Faszination, schon kurz nach der Aufnahme ein Foto in Originalgröße in der Hand zu halten, das immer ein Unikat bleiben wird, begeistern. Weltweit sind nach wie vor geschätzte 300 Millionen Polaroid-Kameras im Umlauf. Von der ersten Stunde an ließ Land die renommiertesten Fotografen und Künstler mit seinem Material experimentieren und baute an zwei Standorten, in den USA und in Europa, einzigartige Sammlungen auf. Nach der Insolvenz von Polaroid im Jahr 2008 drohten beide Sammlungen in alle Windrichtungen verstreut zu werden. So wurden Raritäten aus der amerikanischen Sammlung 2010 bei Sotheby‘s versteigert. Durch das Engagement von WestLicht blieb der internationalen Sammlung in Europa dieses Schicksal erspart.
Zeitgenössische Akzente
Als Brücke in die Gegenwart und Ausblick auf die Zukunft steht die enge Kooperation von WestLicht mit dem Unternehmen Impossible um Florian Kaps (http://the-impossible-project.com/ ). Die Firma hat die letzte intakte Polaroid-Filmfabrik im niederländischen Enschede gerettet und entwickelt dort neue Filmmaterialen für traditionelle Polaroid-Kameras. Fotografen und Künstler sind eingeladen, mit dem neuen Filmmaterial einmalige analoge Sofortbild-Kunstwerke zu kreieren. Erste Impossible-Lichtgemälde als Ergebnis dieser Zusammenarbeit werden die Ausstellung im WestLicht ab 17. Juni 2011 ergänzen.
Eine Ausstellung, die sicher auch eine Anreise nach Wien wert ist.
„Polaroid (Im)possible – The Westlicht Collection“ 17. Juni bis 21. August 2011
WestLicht. Schauplatz für Fotografie, Westbahnstraße 40, Wien