Wade Guyton
Untitled, 2016
Epson Ultrachrome HDR
Tintenstrahldrucker auf Leinwand
Foto Ron Amstutz
copyright Wade Guyton
Der amerikanische Konzeptkünstler Wade Guyton wurde Anfang 2000 durch seine Zeichnungen von Buchstaben wie X und U, die auf Designzeitschriften und Katalogen gedruckt wurden. Zur Fertigung seiner Werke nutzte Guyton Scanner und Digitaldrucker. Aus einem Set von Zeichen und Motiven, die Guyton in Programme wie Photoshop oder Word eingibt, werden anschließend Prints. Die Ausstellung im Museum Brandhorst zeigt 35 Bilder auf Leinwand und eine Serie von Zeichnungen in 14 Vitrinen sowie zwei Videoprojektionen.
In den neuen Arbeiten überrascht Guytons mit vielfältigen Motiven und Techniken: Handy-Schnappschüsse aus seinem New Yorker Atelier, Screen Shots der Homepage der „New York Times“, aber auch abstrakte Formen. Letztere sind Zooms in die Bitmap-Dateien digitaler Bilder, die einen Blick in die „Anatomie“ der digitalen Bildsprache gewähren. Der Künstler traktiert dafür seinen Drucker, konfrontiert ihn mit Befehlen, die seine Leistungsgrenzen übersteigen und speist ihn mit Daten, die er beinahe nicht verarbeiten kann. „Der digitale Arbeitsprozess stülpt gewissermaßen seine inhärenten Konflikte nach außen und öffnet sich dem Gespräch über Bedingungen seiner Sichtbarmachung“, kündigt man vom Museum Brandhorst an.
Wade Guyton
Untitled, 2016
Epson Ultrachrome HDR
Tintenstrahldrucker auf Leinwand
Foto Ron Amstutz
copyright Wade Guyton
In seiner neuen Serie geht Guyton noch einen Schritt weiter und verstärkt das in seinen Arbeiten immer schon vorhandene Wechselspiel zwischen Malerei und Fotografie, analogen und digitalen Darstellungsmodi. Durch die Integration der inzwischen allgegenwärtigen Formate des Handy-Schnappschusses, des Screen Shots und des Zooms öffnet Guyton seine Bildwelt sowohl nach außen als auch nach innen. Er folgt damit der rasanten Ausdehnung und Verästelung des digitalen Codes in alle Lebensbereiche: Das Klicken durch die Zeitungsseite wird ebenso festgehalten wie der Blick aus dem Fenster des Ateliers, die Kaffeepause in der Küche und der Boden, auf dem der Künstler steht, wenn die Leinwand Stück für Stück aus dem Drucker kommt und sich über die Holzdielen schiebt.
Wade Guyton
Untitled, 2016
Epson Ultrachrome HDR
Tintenstrahldrucker auf Leinwand
Foto Ron Amstutz
copyright Wade Guyton
Das New Yorker Atelier von Wade Guyton befindet sich in einem Loft an der Bowery in Manhattan und beherbergt ein Archiv, eine Bibliothek, einen Bürobereich und eine Küche, die als Treffpunkt der Mitarbeiter dient. In der Mitte des Ateliers erstreckt sich ein großer offener Raum, in dem der Drucker steht. Entlang der langen Schauwand lehnen mehrere Stapel von Bildern, die kontinuierlich hin- und herbewegt werden. Die diversen Bereiche gehen ineinander über und provozieren die Frage, wo der „kreative Akt“ eigentlich stattfindet: An einem der Computer oder am Drucker? Während die Leinwand über den Boden gezogen wird und dadurch Spuren ihrer Bearbeitung erhält? Oder beim Betrachten und Aussortieren der Bilder, wenn sie nebeneinander aufgereiht miteinander kommunizieren? Das räumliche, soziale und politische Umfeld des Arbeitsprozesses, die alltäglichen Verrichtungen ebenso wie die technologischen Bedingungen, werden so zum Schauplatz der Bildwerdung. Die New-York-Times-Bilder setzen zum Beispiel einen Kontrapunkt zu den Monochromien, indem sie Fotografie und Malerei, Abstraktion und Gegenständlichkeit, tagespolitische Aktualität und Zeitlosigkeit miteinander verschränken. Darüber hinaus werden die einzelnen Motive wiederholt, wobei mit jedem neuen Ausdruck ihre Farbgebung, ihre Konsistenz und Detailschärfe verändert wird.
Es erscheint ein Katalog mit einem Gespräch zwischen Johanna Burton, Wade Guyton und Achim Hochdörfer.
Die Ausstellung wird gefördert durch PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V. sowie der Legero Schuhfabrik und deren Initiative con-tempus.eu.
Museum Brandhorst, Kunstareal München