Voigtländer Nokton 42,5 mm F 0,95
Das 42,5 mm F 0,95 ist das dritte, ultralichtstarke Objektiv mit manueller Scharfeinstellung für Micro-Four Thirds Kameras von Voigtländer. Die besondere Stärke des Spezialobjektiv mit der klassischen Portraitbrennweite mit 42,5 mm (85 mm entsprechend Kleinbild) ist wie auch schon bei den beiden Schwestermodellen, dem MFT Nokton F 0,95/17,5 mm und 25 mm das außergewöhnlich angenehm erscheinende Bokeh beim Fotografieren oder Filmen mit offener Blende. Als 2010 das erste Voigtländer Nokton Objektiv für den Micro Four Thirds Systemstandard auf den Markt kam, löste dies Begeisterung und Überraschung zugleich aus. Es setzte einen neuen Weltrekord in Bezug auf die Lichtstärke, die nicht nur das Fotografieren und Filmen bei wenig Licht ermöglicht, sondern durch die Möglichkeit der präzisen Wahl und Begrenzung der Schärfenebene, die kreativen Gestaltungsoptionen der Fotografen erweitert.
Das Voigtländer Nokton 42,5 mm F 0,95 sorgt selbst bei ruhigem Hintergrund
durch die unscharfen Konturen der Büste für eine plastische Wirkung.
Den Zauber der ‚Available Light‘ Fotografie hatte bereits 1975 der großartige Filmregisseur Stanley Kubrick in seinem legendären Werk Barry Lyndon einem Millionenpublikum vermittelt. Die Innenaufnahmen dieses Filmklassikers wurden bei Kerzenlicht mit einem Satz von ultralichtstarken Carl Zeiss Objektiven gedreht und sorgten für eine besonders romantische und dennoch realitätsnahe Atmosphäre. Kubrick wollte damals mit fotografischen Mitteln die Schönheit barocker Malerei erlebbar machen. Das gelang ihm mit seinen spektakulären Bildern, die vor allem auch von den sanften Farbverläufen in den Unschärfebereichen leben. Diese Aufnahmetechnik brachte Stanley Kubrik die Oskar Nominierung für den besten Film und seinem Kameramann John Alcott sogar den Oskar ein. Die Objektive, mit denen Kubrick damals filmte, hatte Carl Zeiss in den 60er Jahren für die NASA entworfen, um die dunkle Seite des Mondes fotografieren zu können. Noch heute werden die modifizierten 1:0,7 lichtstarken Objektive mit 35 mm bzw. 50 mm Brennwiete an ambitionierte Filmemacher von der Münchner Rent-Firma für Cine-Equipment für einen Mietpreis von ca. 3.500 Euro am Tag ausgeliehen.
Büste in der glyptothek München fotografiert mit
Voigtländer Nokton 42,5mm F0,95 und Olympus OM-D E-M1
Die Voigtländer Nokton Objektive knüpfen an diese Zeiss Tradition ultralichtstarker Festbrennweiten an. Schließlich gehörte diese Marke bis 1973 zu Zeiss und ging dann über Rollei und Plusfoto an die Ringfoto-Gruppe über, die sie bis heute mit Unterstützung eines angesehenen, japanischen Kamera- und Objektivherstellers ambitioniert weiterführt.
Die neue Porträtbrennweite, hätten sich vermutlich auch Stanley Kubrik und sein Kameramann John Alcott gewünscht. Sie zeichnete sich in unseren Praxistests nicht nur durch ein hervorragendes Bokeh sondern ein über den gesamten Einstellbereich hervorragende Schärfe aus. Ungewöhnlich ist der kurze Mindestabstand, mit dem sich das Objektiv nicht nur für Porträts sondern auch für romantische Blumenbilder oder Aufnahmen von Kleintieren empfiehlt.
Beeindruckend sind jedoch die Großaufnahmen beim Filmen, die das Gesicht vom Hintergrund trennen und es in geradezu springender Schärfe von der sanften Unschärfe des Hintergrundes hervortreten lässt. Diese Art der Fotografie kann süchtig machen, weil sie konsequent das Wesentliche des Motivs herausragen und dem Betrachter in Auge fallen lässt.
Das Voigtländer Nokton 42,5 mm F0,95 zeigt auch bei Nahaufnahmen
Ergebnisse mit sanften Bokeh (Camera Olympus OM-D E-M1).
Allerdings erfordert der Umgang etwas Übung. So ist bei formatfüllenden Großaufnahmen aus kurzer Distanz nicht unbedingt die größte Blendenöffnung empfehlenswert. Wird der Abbildungsmaßstab zu groß, kann es passieren, dass vielleicht die Augen scharf aber Ohren und Nase unscharf abgebildet werden. Aber mit ein wenig Übung findet der Fotograf schnell heraus, bei welcher Objektgröße aus welchem Abstand welche Blende für sein Objekt dienlich ist.
Wir haben das Nokton zusammen mit der Olympus OM-D M1 ausprobiert und waren von diesem Gespann total begeistert. Die manuelle Scharfstellung des Nokton läuft sanft und lässt sich über die Lupenfunktion der OM-D M1 hervorragend kontrollieren. Durch ihre kürzeste Belichtungszeit von 1/8000 Sekunde lässt sich die offene Blende in Kombination mit niedrigen ISO-Werten auch bei sehr hellem Umgebungslicht nutzen. Die Helligkeits- und Farbkontraste bei dieser Beleuchtung ergeben einen besonders interessanten, farbigen und kontrastreichen Unschärfeverlauf. Auch Straßenbeleuchtungen und Neonreklamen ergeben bei Nachtaufnahmen interessante Unschärfeneffekte.
Der Schärfenring des Objektivs ist griffig. Die Verarbeitung des Metall-Tubus wirkt hochwertig, Nicht nur Videofilmer werden den Blendenring schätzen, über den sich die Objektivöffnung stufenlos und somit auch geräuschlos voreinstellen lässt.
Durch die Verwendung einer großen Blendenöffnung
wird das Hauptobjekt vom Hintergrund getrennt.
Technische Daten:
Voigtländer Nokton 42,5 mm F 0,95
Öffnungsverhältnis: 1:0,95
Kleinste Blende: F16
Optischer Aufbau: 11 Linsen in 8 Gruppen
Bildwinkel: 30,5°
Blendenlamellen 10
Mindestabstand: 0,23 m
Max. Durchmesser: 64,3 mm
Filtergröße: 58 mm
Länge: 74,6 mm
Gewicht: 571 g
Bajonettanschluss: MFT MicroFourThirds
Sonstiges
inkl. Standard- Sonnenblende
Preis: ca. 1000 Euro