Double Feature, JUNI 2018, Pauline Curnier Jardin, „Teetotum“ (still), 2017,
© Pauline Curnier Jardin
Die Filme von Pauline Curnier Jardin brechen ein in eine mögliche Welt, die sich hinter der Realität versteckt und in der Angst, Albtraum und Aberglaube herrschen. Eingebettet in eine groteske, dunkle Ästhetik sind sie von B-Filmen ebenso wie von religiösen Ritualen inspiriert und kreieren eine gesellschaftliche Dystopie. In der Schirn präsentiert Jardin zwei Videoarbeiten. Teetotum (2017, 3 Min.) zeigt eine Gruppe von Kindern beim Spielen im Garten, während ihre Mütter versuchen zu entspannen. Alles ist überzeichnet: Die Bilder des Films sind zu bunt und die Bewegungen der gezeigten Personen bedrohlich. Die Erwachsenen sehen vielmehr einem verdrehten und grausamen Alltag wie unbeteiligt zu. Für Explosion ma Baby (2016, 8:27 Min.) filmte Jardin über mehrere Jahre am selben Tag und zur selben Stunde mit einer Super-8 Kamera eine Prozession zu Ehren von Sankt Sebastian. Mit einer dynamischen Bildabfolge und eingängigen Rhythmen von Schlagzeugen und Gesängen schafft Jardin eine verdichtete Überlieferung eines Rituals, in der sich der archaische Glaube mit der Gegenwart verbindet. Der Film zeugt von einer Unmittelbarkeit, die sowohl von Sehnsucht und Körperlichkeit als auch von Spiritualität und Hingabe bestimmt ist.
Double Feature, JUNI 2018, Pauline Curnier Jardin, „Explosion ma baby“ (still), 2016,
© Pauline Curnier Jardin
Nach einem Gespräch mit Gastkuratorin Viktoria Draganova zeigt Jardin ihren Lieblingsfilm Celia: Child of Terror (1988, 104 Min.) der australischen Regisseurin Ann Turner. Der Spielfilm portraitiert das Leben in Australien Mitte der 1950er-Jahre, genauer die neunjährige Celia. Während der Phase der Roten Angst und der Kaninchenplage wird das Mädchen mehrfach traumatisiert und flüchtet sich daraufhin in grausame Fantasien.
Pauline Curnier Jardin wurde 1980 in Frankreich geboren und lebt und arbeitet in Amsterdam. Ihre Installationen, Performances, Filme und Zeichnungen wurden u. a. bei der Biennale di Venezia, in der Tate Modern, London, bei der Performa 15, New York, im Migros Museum für zeitgenössische Kunst, Zürich, im Haus der Kulturen der Welt, Berlin sowie im Palais de Tokyo, Paris präsentiert. Von 2015 bis 2016 war sie Stipendiatin an der Rijksakademie van beeldende kunsten, Amsterdam. Zurzeit ist sie Gastdozentin am Niederländischen Kunstinstitut und an der Kunsthochschule Kassel.
Mit den monatlichen Veranstaltungen der Reihe Double Feature bietet die Schirn nationalen und internationalen Film- und Videokünstlern ein Forum. Am jeweils letzten Montag eines Monats zeigen sie dem Publikum eine Arbeit aus ihrem eigenen Werk und einen von ihnen ebenfalls persönlich ausgewählten Lieblingsfilm. Im Gespräch mit den Kuratoren der Schirn geben die Künstlerinnen und Künstler tieferen Einblick in ihre Arbeit und insbesondere in ihr filmisches Interesse. Im Schirn Café wird für diesen Anlass temporär ein Kinosaal eingerichtet, für den die Künstlerin und Städel-Professorin Judith Hopf eigens einen Vorhang entworfen hat.
Montag, 25. Juni 2018, Einlass 19.00 Uhr, Beginn 19.30 Uhr
Schirn Kunsthalle Frankfurt, Schirn Café, Eintritt frei, ohne Anmeldung
Am Montag, dem 30. Juli 2018 wird die Reihe mit dem Künstler Christoph Keller fortgesetzt.
Schirn Kunsthalle Frankfurt, Römerberg 60311 Frankfurt
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