Im zu Ende gehenden Jahr 2017 sind weltweit mindestens 65 Journalisten, Bürgerjournalisten und andere Medienmitarbeiter in direktem Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden. Fast die Hälfte von ihnen starben außerhalb von Regionen mit bewaffneten Konflikten. Sie wurden in Ländern wie Mexiko oder den Philippinen ermordet, weil sie über Tabu-Themen wie politische Korruption oder das organisierte Verbrechen berichteten. Das geht aus der Jahresbilanz der Pressefreiheit hervor, die Reporter ohne Grenzen am 19. Dezember veröffentlicht hat.
„Gerade dass so viele Journalisten außerhalb von Kriegsregionen ermordet werden, ist ein erschreckendes Zeichen“, sagte ROG-Vorstandssprecherin Katja Gloger. „In viel zu vielen Ländern können die Täter und ihre Auftraggeber damit rechnen, dass sie mit Gewalt gegen Medienschaffende ungeschoren davonkommen. Die Staatengemeinschaft muss endlich wirksame Mittel finden, um die skandalöse Straflosigkeit für solche Verbrechen zu beenden.“
In Ländern wie Mexiko oder den Philippinen gerieten Journalisten oft ins Visier ihrer Mörder, weil sie über Themen wie Korruption oder organisierte Kriminalität berichteten, teilte die Organisation mit.
Am gefährlichsten ist es für Journalisten, Bürgerjournalisten und Medienmitarbeiter laut der ROG-Jahresbilanz der Pressefreiheit in Syrien (12 Medienschaffende getötet), Mexiko (11), Afghanistan (9), der Irak (8) und die Philippinen (4). Weltweit seien mindestens 326 Medienmitarbeiter in Haft, fast die Hälfte davon allein in fünf Ländern: in China, der Türkei, in Syrien, dem Iran und Vietnam.
So halte die Justiz in der Türkei Journalisten systematisch über längere Zeiträume in Untersuchungshaft und ohne ein Gerichtsurteil hinter Gittern. So sei gegen den deutschen Korrespondent Deniz Yücel («Die Welt»), der seit Februar in Haft sitzt, bisher noch nicht einmal Anklage erhoben worden. Verschärft habe sich die Lage der Medien auch in Vietnam, wo mindestens 25 Blogger verhaftet oder des Landes verwiesen worden seien.
Bis Ende 2017 seien weltweit 54 Medienschaffende entführt worden – die meisten in Syrien, im Jemen und im Irak. Allein in Syrien sind laut ROG-Bericht derzeit mindestens 22 einheimische und sieben ausländische Medienschaffende in den Händen bewaffneter Gruppen, einige davon seit mehr als fünf Jahren. In manchen Fällen würden Angehörige und Kollegen deren Schicksal erst nach Jahren bekanntgeben. Sie befürchten sonst, das Leben der Entführten zusätzlich zu gefährden.
ROG fordert die Vereinten Nationen auf, endlich zu handeln: Ein UN-Sonderbeauftragter für den Schutz von Journalisten könnte völkerrechtliche Vorschriften durchsetzen und damit die Zahl von Übergriffen und Gewaltakten wirksam verringern. Zwar habe die UN bereits entsprechende Resolutionen verabschiedet. Sie hätten aber bislang kaum Auswirkungen auf die Lage der Medienleute.
Weitere Informationen: https://www.reporter-ohne-grenzen.de/jahresbilanz/2017/