Trotzdem ist das Konzept, das der Projektleiter photokina der KoelnMesse Christoph Menke schon Anfang des Jahres vorgestellt hatte, weitgehend aufgegangen. Die Messe hatte mehr Erlebnis Charakter, die vielen Neuankündigungen erlaubten einen verlässlichen Blick in die weitere Entwicklung der kreativen Fotografie als Freizeit-Hobby und als Beruf. Die Messe hat neugierig gemacht auf die nächste Entwicklungsstufe. Ihrem Slogan „Imaging Unlimited“ wurde sie allerdings nicht wirklich gerecht. Zu stark ist sie in dem Consumer Business verwurzelt. Zu schwer wird es, die Grenzen zu durchbrechen, um neue Aussteller der Imaging Industrie zu gewinnen. Die haben inzwischen ihre Fachmessen, oftmals kleiner aber spezieller auf ihre Klientel abgestimmt. Die Attraktivität für die Anbieter und Entwickler von industriellen bildgebenden Techniken wie beispielsweise für Hersteller von Industrieobjektiven, Überwachungs- und Sicherheitssystemen, Dashcams oder BodyCams sowie für wissenschaftliche, medizinische Anwendungen ist ebenso wenig gegeben, wie die für die Software-, IT- oder Telekommunikationsbranche.
Christoph Menke, Director photokina, realisierte das neue Konzept der Messe.
Während sich die ganze Welt der Dokumentarfilmer, der Hersteller von Wissenschaftsvideos und anderen Bewegtbild-Inhalten immer häufiger den immer leistungsstärker werdenden Geräten der Hersteller von Consumer-Produkten und deren neuen Möglichkeiten zuwenden, wird diese Zielgruppe des Applied Imaging von der photokina (noch?) nicht erreicht. Auch Hersteller von Bildsensoren Sensoren oder von professionelle Werkzeugen für die Kinofilmproduktion haben ihre eigenen Messen, die von vielen photokina Ausstellern beschickt werden. Wenn die photokina wieder wachsen will, muss sie sich weiter öffnen. Um sich als Plattform für die Randbereiche so attraktiv zu machen, dass diese sich begeistert andocken, braucht es aber mehr als Ausstellungsfläche. Es bedarf eines attraktiven Rahmens, der den Aufwand für Aussteller und Besucher lohnt. Aussteller müssen ihre Kunden dort treffen und interessierte Kunden müssen die Informationen finden, die sie suchen. Fotografen wollen nicht nur spielen. Sie wollen als Profis die Werkzeuge und Techniken finden, mit denen sie ihr Auskommen sichern und als Hobby-Anwender die Geräte entdecken, die ihnen zu besseren Bildern und zu mehr Spaß an ihrer bevorzugten Beschäftigung verhelfen.
Der Unterhaltungswert der photokina für fotoaffine Menschen ist deutlich gestiegen. Ob und wie sich das auszahlt bleibt abzuwarten. Beispiele dafür sind die Highlights der aktuellen aber auch der vergangenen Messen: Leica braucht für seine immer wieder begeisternden Ausstellungen keine photokina, wie es die durch die internationale Museums- und Galerie-Szene gewanderte Ausstellung „Augen auf -100 Jahre Leica“ bewiesen hat. Aber die photokina hat klar von der großartigen Leica Ausstellung in Halle 1 profitiert. Auch der Olympus Playground hat seine Anziehungskraft auch außerhalb der photokina mehrfach bewiesen. Die Ausstellung von Tim Flach auf dem photokina Stand des Umweltfotofestivals „horizonte zingst“ hat bereits im Mai Begeisterung von Tausenden Festivalbesuchern des Ostseeheilbades ausgelöst. Auch auf der photokina bildete sie wieder einen Anziehungspunkt. Der sich geradezu inflationär ausbreitenden Fotofestival und Fotomarkt Szene nun mit einer eigenen photokina Erlebniswelt zu begegnen, wird also nicht genug sein, um diese Traditionsveranstaltung und –marke für eines der modernsten Medien unserer Zeit, das Imaging Unlimited zu revitalisieren. Um die Fotografie muss sich niemand Sorgen machen: Sie erfüllt das Urbedürfnis der Menschheit, Neudeutsch Storytelling genannt. Ob sie dazu die photokina benötigt, bleibt zu hoffen!
Die Baustelle photokina bleibt erst einmal. Die Frage lautet:
„Schrumpfen oder wachsen?“
In ihrem Geschäftsbericht 2017 stellte die KoelnMesse radikale Veränderungen in Aussicht: Norbert Schmitz, Projektleiter Bau und Masterplan und Anna Marie Fröhlich, Referentin Bau haben dort umfassende Modernisierungs- und Neubaumaßnahmen angekündigt. Diese sollen der KoelnMesse und der Stadt Köln neue Potenziale eröffnen. Wörtlich heißt es dort: „Das Projekt KoelnMesse 3.0 wird mit der multifunktionalen Eventlocation CONFEX® weitere hochkarätige Kongresse und Corporate Events an den Rhein bringen. Entlang der Customer Journey sorgen passgenaue Angebote wie digitales Ticketing, einfacher Zugang zu Online-Netzen sowie digitale Wegeführung für ein effizientes Management von Zeit und Kommunikation. So schaffen wir einen nachhaltigen Mehrwert für unsere Kunden.“
War‘s das? Außer einer riesigen Baustelle war davon noch wenig zu spüren. Die nächste photokina findet zum Glück schon in acht Monaten vom 8. bis 11. Mai statt. Wir werden beim ersten Tanz der Fotobranche in den Mai dabei sein!