Als Paris Photo am Sonntag dem 10. November 2019 seine Pforten im Grand Palais schloss, konnte die weltweite größte Messe für Fotokunst erneut eine Rekordbesucherzahl verbuchen. Rund 70.000 Kunst und Fotointeressierte haben die Veranstaltung besucht und sich bei den 213 Galeristen und 33 Fotobuchverlagen über den Markt für Fotografie informiert. Die Besucher der internationalen Messe kamen aus 31 Ländern und bildeten eine bunte Mischung aus Künstlern, Fotografen, Galeristen, Vertretern von Kulturinstitutionen und Liebhabern sowie Sammlern von Fotografie.
Die Attraktivität der Messe schlug sich nicht zuletzt in den hervorragenden Verkaufszahlen nieder. Alle fünf Sektionen der Messe, zu denen inzwischen auch Film und Kuriosa gehören, vermeldeten sehr erfolgreiche Geschäfte.
Im Hauptbereich der Galerien konnte die Galerie Thomas Zander eine historische Serie von Renger Patzsch für 160.00 Euro an ein amerikanisches Museum veräußern. Überhaupt bestimmten die Reservierungen und Käufe internationaler Museen mit rund 60 Prozent das Geschäft. Die Galerie Pace/McGill aus New York konnte Arbeiten von allen Künstlern, die sie ausgestellt hatten, verkaufen, darunter ein Bild von Robert Frank für 125 000 Euro. Auch drei Vintage Prints von Helen Levitt, angeboten für mehr als 100 000 Euro, haben Käufer gefunden. Die Galerie Danziger konnte ebenfalls zahlreiche Bilder verkaufen, darunter eine Arbeit von Dorothea Lange zum Preis von 75 000 Euro. Ein großformatiger Sigmar Polke wechselte bei Kicken für 385.000 Euro den Besitzer. Die Galerie Thierry Bigaignon hat sämtliche Arbeiten von Yannig Hedel , die im Bereich „Prismes“ angeboten wurden zu Preisen zwischen 45 000 und 90 000 Euro verkauft. Auch die Installation der Gruppe SubREAL, die von der Galerie JECZA angeboten wurde, fand großes Interesse bei den Institutionen. Den Verkauf aller am Stand ausgestellten Werke von Elsa & Johanna im Sektor Curiosa konnte die Galerie La Forest Divonne vermelden.
Sigmar Polke, Untitled, 1975, gelatin silver print, 65 x 94 cm,
©The Estate of Sigmar Polke / VG Bild-Kunst, Bonn 2019.
SIES + HÖKE & KICKEN
Vertreter von über 100 Museeen und Institutionen besuchten den Kunstmarkt im Grand Palais. Sie kamen aus Europa, Nordamerika, Asien, Nahost sowie aus Lateinamerika. Sie repräsentierten berühmte Einrichtungen wie das MoMA, das Metropolitan Museum of Art, das LACMA, das J. Paul Getty Museum, das Philadelphia Museum of Art, das SF MoMA, das Smithsonian Institute, Art Institute of Chicago, das Guggenheim, das Hammer, das Fine Arts Museum of Ontario, die National Gallery of Canada – Ottawa, das Museo de Arte – Lima, M+ d’Hong Kong, das Center for creative photography Tucson, das Yuz Museum in Shanghai, die National Gallery von Australien, das Tel Aviv Museum of Art, das FOAM in Amsterdam, die Hayward Gallery (London), das Leopold Museum in Wien, das Istanbul Museum of Art, das MAMCO in Genf, das MAXXI in Rom, das Rijksmuseum in Amsterdam, die Tate in London, die Serpentine Gallery in London sowie die National Gallery. Natürlich zählten auch die französischen Museen zu den Besuchern und Käufern, darunter das Centre Pompidou, das Musée d’Orsay, das Palais de Tokyo, das Mamac in Nizza, das Musée d’Art moderne de la Ville de Paris, das Musée du Louvre, das MEP, das Jeu de Paume, die Fondation Cartier u.s.w.
Pierre et Gilles, Le Chanteur de Mexico, 2000, Unique c-print with handwork,
and hand-painted artist’s frame., 109.2 x 87.6cm, Pierre et Gilles.
DANZIGER
Neben hochkarätig besetzten Künstlergesprächen gab es über 330 Signier-Events von international renommierten Fotografen wie Massimo Vitalli, Nadav Kander, Yan Morvan, Sabine Weiss, Sophie Calle, Antoine d’Agata, Martin Parr, Bruce Gilden, Todd Hido, Roger Ballen, William Klein, Pieter Hugo, Pierre et Gilles… So konnten viele Verlage ihre Buchverkäufe deutlich in die Höhe treiben.
Natürlich verdankt Paris Photo seinen Erfolg auch der Unterstützung durch potente Partner wie J.P. Morgan oder BMW. Auch der chinesische Technologie-Konzern Huawei präsentierte auf der Messe seine Next-Image Awards und Pernod Ricard stellte unter dem Titel Seriously Convivial Arbeiten von Stéphane Lavoué aus. Die Champagner Marke des Hauses Ruinart ehrte Elsa Leydier mit dem „Prix de la Maison Ruinart 2019“ und die New York Times brachte die Ausstellung des Fotografen Josh Haner, Carbon Casualities nach Paris. Die Aho & Soldan Photo and Film Foundation war das erste Mal auf der Messe und zeigte Werke von Heikki Aho, Björn Soldan und Claire Aho.
Stéphane Lavoué, A Terre !, 2015, Inkjet print on archival paper, 150 x 110 cm,
© Stephane Lavoué/Fisheye Gallery, A terre, 2015.
FISHEYE
Vier erlebnisreiche, erfolgreiche Tage war die Fotokunst das Gesprächsthema in Paris, obwohl parallel ebenfalls sehr erfolgreich der Salon del Photo, eine Messe mit Schwerpunkt Fototechnik, ablief. Vielleicht sollten die KoelnMesse und der Photoindustrie-Verband auch einen Blick auf die Veranstaltungen an der Wiege der Fotografie werfen und sich Anregungen für ihr neues photokina Konzept aber auch für die schrumpfende Art Cologne holen. Paris ist immer eine Reise wert. Beispielsweise zur nächsten Paris Photo vom 12 bis 15 November 2020 vermutlich für einige Jahre letztmalig im Grand Palais, das danach aufwändig renoviert werden soll.