Handgriff und Daumenauflage geben sicheren Halt bei der Olympus OM-D E-M1.
In Irland hatten wir Gelegenheit zusammen mit einigen Kollegen als erste das neue Kamera-Flaggschiff von Olympus auszuprobieren, in dem das gesamte Imaging Know-how des Unternehmens seinen Niederschlag gefunden haben soll. Was auf Anhieb auffiel, war der deutliche Qualitätssprung im Vergleich zur OM-D E-M5, die schon dazu beigetragen hat, dem Micro Four Thirds Format die Profiklasse zu erschließen. Obwohl Olympus für die beiden OM-D-Modelle selbst nie einen professionellen Anspruch geäußert hat, liefern beide Kameras viele Voraussetzungen, um auch anspruchsvollste Aufgaben der Profi-Fotografie zu erfüllen. Dazu zählt nicht nur der Schutz gegen Umwelteinflüsse sondern auch die speziell in der neuen OM-D EM1 realisierten Verbesserungen der Bildqualität, die einem neuen Sensor und Prozessor geschuldet sind. Das letzte Quäntchen an Auflösung wird auch durch den Verzicht auf einen Tiefpassfilter erreicht. Eine spezielles Pixelmuster reduziert zwar die Gefahr von Moiré kann es aber nicht ganz ausschließen. Insgesamt kann das in der Praxis selten auftauchende Moiré einer höheren Auflösung und damit Bildqualität in Kauf genommen werden. Nur wer sehr ständig Motive fotografiert, die regelmäßige Strukturen und Muster aufweisen, wird hier einen Nachteil erkennen können. Oftmals kann in solchen seltenen Fällen auch durch die Aufnahmetechnik ein Moiré vermieden werden – etwa in dem die Kamera leicht gedreht wird. Bei unseren Praxisversuchen sind wir keiner Situation begegnet, wo dies nötig gewesen wäre.
Von Four Thirds zu Micro Four Thirds
Mit der OM-D EM1 integriert Olympus auch sein bisheriges E-System und dessen herausragendes Objektivprogramm in das modernere MFT-System. Wir hatten auf Leslie Castle in Irland Gelegenheit einige Top-Objekitve der Zuiko Digital Pro- und Top-Pro Line-Klasse mit dem neuen MMF-3 Adapter an der OM-D M1 auszuprobieren. Die Kamera erkennt dabei, welcher Objektivtyp verwendet wird und schaltet automatisch vom Kontrastautofokus auf den besser geeigneten Phasenautofokus um.
Der kontinuierliche Autofokus verfolgt schnell und sicher Objekte, die sich bewegen.
Der Fotograf merkt keinen Unterschied in der Geschwindigkeit. Der Unterschied liegt vor allem im Gewicht und in der Größe der optisch ausgezeichneten und viel gelobten FT-Objektive im Vergleich zu den MFT-Modellen. Wer in das MFT-System einsteigt, dem wird die Kompatibilität zwischen FT und MFT kaum interessieren, weil er gleich die für das MFT-System entwickelten Objektive anschaffen wird. Wer allerdings vom E-System umsteigt, der wird nicht nur die Leistung seiner bisherigen Objektive voll ausschöpfen, sondern zudem durch die höhere Bildqualität der OM-D E-M1 noch mehr aus ihnen herausholen können. Vielleicht finden OM-D EM1 Einsteiger aber auch ein gebrauchtes FT-Proline Objektiv zum Schnäppchenpreis. Uns hat jedenfalls die Performance der FT-Objektive an der OM-D E-M1 voll überzeugt.
OM-D E_M12 mit FT Zuiko 150mm/F2.0.
Ganz gleich, mit welchem Verfahren scharf gestellt wird, die Autofokussteuerung der OM-D E-M-1 ist rasend schnell. Bei Serienbildaufnahmen verfolgt sie mit hoher Präzision und rasanter Geschwindigkeit kontinuierlich das einmal erfasste Objekt. Bei Porträt und Personenaufnahmen bietet sich die Eye-Detect-AF-Funktion an, die blitzschnell die Schärfe auf die Augen der Personen legt.
Neue Klassifizierung der MFT-Objektive
Der Blick nach vorn ist bei der Neuvorstellung von Kameras und Objektiven aber wohl der interessantere. Analog zu dem Wechselobjektivprogramm des E-Systems für FT-Kameras gliedert Olympus nun seine MFT-Objektive ebenfalls in M.Zuiko Pro, Premium und Standard-Linie. Mit den ersten Ankündigungen im Bereich der neuen Pro-Line Objektivserie signalisiert Olympus auch die zukünftige Ausbaufähigkeit des MFT Systems und seine (wenn auch unausgesprochene) professionelle Ausrichtung. Als erstes Beispiel für die neue Pro-Line Serie haben wir das M.Zuiko Pro ED 12-40mm/F2.8 Pro ausprobieren können. Ihm soll das ED 40-150 mm/F2.8 Pro als Ergänzung folgen. Wenn das Telezoom, wie zu erwarten, die gleich Leistung bringt, wie es das Weitwinkel in unseren Tests zeigte, dann kann man heute schon von einem Traumpaar reden, mit dem sich ein Großteil der fotografischen Aufgaben in der Schnappschuss-, Action und Naturfotografie lösen lassen.
Die OM-D von iben mit dem neuen M.Zuiko 12-40 mm/F2.8 Pro,
mit dem die meisten aufnahmen des Tests gemacht wurden.
Flexible Sucheroptionen erleichtern die Bildgestaltung
Die Diskussionen über den Sinn eines optischen Suchers dürften mit der OM-D E-M1 endlich ihr Ende gefunden haben. Ihr elektronischer Sucher hat mit seinen 2,36 Millionen Bildpunkten nicht nur eine überzeugende Auflösung, durch die schnelle Bildwiederholrate arbeitet er nahezu flimmerfrei und liefert selbst bei schwach beleuchteten Motiven ein gutes Bild. Zudem bietet die Kamera das große Display als Alternative. Für Spezialaufgaben, die einen Einblick von oben erforderlich machen, kann ein elektronischer Aufstecksucher angesetzt werden, der sich nach oben klappen lässt und den Suchereinblick von oben ermöglicht. Er bietet sich auch für Situationen an, in denen sich das Klappdisplay wegen zu starker Sonneneinstrahlung nicht optimal nutzen lässt. Einen Pluspunkt verdient der Touchscreen-Monitor, der sehr sensibel und schnell auf Berührungen reagiert – leider manchmal auch ungewollt durch die Nähe zum Körper. Das lässt sich vermeiden, indem die Auslösung über das Touchdisplay deaktiviert wird. Schneller als bei der OM-D E-M5 scheint die Umschaltsteuerung von Display zum elektronischen Sucher zu erfolgen. Sobald die Kamera ans Auge geführt wird, schaltet sie blitzschnell auf das EVF-Sucherbild um.
ART-Filter
Immer wieder werden digitale Effektfilter von Fotografen, die sich engagiert der kreativen Fotografie verschrieben haben, als Spielereien abgetan. Sehr zu Unrecht, zumindest soweit es die ART-Filtereffekte der OM-D E-M1 betrifft. Sie lassen sich nicht nur variieren und bei der Anwendung bei manueller Steuerung der Kamera durch Vorgabe von Belichtungszeit und Blende dem persönlichen Geschmack anpassen, sondern auch durch die Programmierung dieser Einstellungen auf eine der beiden Funktionstasten auch blitzschnell wieder aufrufen, wenn es darum geht bestimmten Motive auch eine individuelle Bildsprache oder einen eigenen Aufnahmestil zuzuordnen.
Porträtaufnahme mit OM-D M E-M1 und Zuiko ED 12-40 mm/F2.8 Pro, ART-Filter 3, für blasse, helle Farben.
Einfache Farbkorrekturen mit dem Color Creator
Nach Informationen von Olympus war es ein Designer und kein Ingenieur aus dem Entwicklungsteam der OM-D E-M1, der die Idee zu einem der praktischsten Werkzeuge für die Korrektur von Farbton und Farbsättigung, den Color Creator hatte. Über einen Farbkreis und Schieberegler lässt sich sehr komfortabel und schnell die gewünschte Farbwiedergabe für das anvisierte Motiv variieren und dem eigenen Geschmack anpassen. Ebenso können jetzt spezielle Belichtungsserien für HDR-Bilder einfach erstellt werden.
Der Color Creator erleichtert die Individuelle Farbwahl. Die einstellungen lassen sich speichern und per Testendruck schnell wieder aufrufen.
Außergewöhnliches Bedienkonzept
Auch die Bedienung der OM-D E-M1 wurde gegenüber der E-M5 nochmals optimiert. Das zeigen einerseits die vereinfachte Nutzung spezieller Funktionen, wie sie zum Beispiel oben beschrieben wurden, aber auch die unauffälligen Optimierungen, wie sie beim Betriebsartenwählrad vorgenommen wurden.
Die neue Anordnung der Bedienelemente erleichtert die Voreinstellungen.
So erhielt das jetzt rechts vom Sucher positionierte Wählrad für die Einstellung der Betriebsart eine neue Arretierung, die einfach durch Druck auf die Taste in der Mitte des Rades gelöst werden kann. Die Taste steht leicht hervor, wenn eine Verstellung blockiert ist und sie ist herabgedrückt wenn die Arretierung aufgehoben wurde. Durch die zwei Stelllungen der Taste können Fotografen, die öfter die Betriebsart wechseln, die Arretierung ausschalten und jene die das selten tun, eine versehentliche Verstellung blockieren. Ein winziges Detail, was sich aber in der Praxis als sehr nützlich erweist.
ART-Filter für monochrome Abbildung, nachträglich in Photoshop verstärkt.
Kabellose Fernsteuerung per WiFi
Die WiFi-Fähigkleit der OM-D E-M1 macht Smartphones und Tablets zu einem nützlichen Zubehör für die Fernsteuerung der Kamera, das sich nicht zuletzt bei der Verwendung der Olympus eigenen Live-Bulb und LiveTime Funktionen auszahlt. Die Verbindung von Smartphone und Kamera wird einfach durch das Einlesen eines QR-Codes auf dem Display der Kamera hergestellt. Durch die drahtlose Steuerung und Auslösung der Kamera über das große Tablet oder Smartphone-Displays kann der Fotograf ohne Verwacklungsgefahr auslösen und die Belichtung bzw. Entwicklung des Motivs auf dem Bildschirm verfolgen und sobald ihm das Bild perfekt erscheint abbrechen.
Einzigartige Funktionen für Lichtkünstler: Live-Bulb und TimeBulb. Der Fotograf sieht während der langzeitbelichtung, wie sich das Bild entwickelt und kann die Belichtung abbrechen, sobald die gewünschte Wirkung erreicht wurde.
Fazit:
Die OM-D EM5 ist bereits eine hervorragende Kamera mit vielen professionellen Eigenschaften. Die OMD EM1 wurde nicht nur weiter verbessert, sondern wartet mit einem komplett neuen Sensor und Prozessor auf, mit denen sich die hohe Abbildungsleistung der Zuiko-Objektive für das MFT und FT-System voll ausschöpfen lässt. Ihre Handhabung wurde weiter optimiert und auch die Widerstandsfähigkeit gegen Umwelteinflüsse nochmals gesteigert. Sie liefert Bilder in professioneller Qualität und kann auf das größte Wechselobjektivangebot zurückgreifen. Mit einzigartigen Funktionen wie den Color Creator, LiveBulb oder den ART-Filtern, erfüllt sie schnell und auf einfache Art und Weise individuelle Gestaltungswünsche. Dabei ist sie trotz ihrer Robustheit kompakt und leicht gebaut. Mit einem Satz: Sie ist mehr als eine Alternative zur Spiegelreflexfotografie.