Aufnahmen mit Olympus Body Cap Lens 9 mm 1:8.0 Fisheye.
Die große kreative Flexibilität von Spiegelreflex- oder Systemkameras beruht vor allem auf der Möglichkeit des Objektivwechsels. Er ist die Voraussetzung für die individuelle Wahl von Bildausschnitt und Perspektive. Abhängig vom Standpunkt und Beschaffenheit des Motivs kann der Fotograf das Objektiv mit den optimalen Eigenschaften für seine Gestaltungsabsicht wählen. Sofern er es mitführt oder überhaupt besitzt. Wechselobjektive mit hohen Abbildungsleistungen belasten aber Geldbeutel und die mitgeführte Ausrüstung. Nicht so die Body Cap Lenses von Olympus. Sie sind extrem flach und leicht. Durch ihren günstigen Preis animieren und motivieren sie dazu mit Brennweiten im Weitwinkelbereich zu experimentieren.
Doch gleich einmal vorweggenommen: Die beiden Olympus „Body Cap Lenses 9mm 1:8.0 Fisheye und das 15 mm 1:8-0 Weitwinkel sind keine vollwertigen Objektive. Sie besitzen nur eine feste Blende von 1:8.0 und verzichten auf die Möglichkeit einer präzisen Entfernungseinstellung. Stattdessen besitzen die beiden Optiken einen kleinen Schiebehebel (bei der Fisheye Version mit vier Positionen, beim 15 mm sind es drei), über den eine ungefähre Entfernungseinstellung vorgenommen werden kann, so dass die durch die feste Blende 8 erreichte Schärfentiefe für eine scharfe Abbildung völlig ausreicht. Die kürzeste Entfernungseinstellung bei der 9 mm 1:8.0 Fisheye Version beträgt 20 Zentimeter. Darüber hinaus gibt es Einstellungen für Unendlich am anderen Ende der Skala und die mittlere Position für größere Entfernungen. Die 15mm-Version besitzt die beiden Fixfokus-Einstellungen für 30 cm und unendlich. Wird der Hebel ganz nach außen auf die Strichmarkierung geschoben, wird die Linsenabdeckung eingeschwenkt. Um die Bildstabilisation optimal zu nutzen, sollte manuell die Brennweite des verwendeten Vorsatzes, also 9 mm bzw. 15 mm, im Menü für die Kameraeinstellungen eingegeben werden. Da kein Datenaustausch zwischen Kamera und Objektiv erfolgt, sind einige Kamerafunktionen beim Einsatz der Body Cap Lens Geräte nicht möglich. Aber ansonsten steht der Experimentierfreude mit den beiden Body Cap Lenses nichts entgegen.
Aufnahmen Body Cap Lens 9 mm 1:8.0 Fisheye
Sonne lacht Blende acht
Eine alte Daumenregel aus Zeiten lang vor der Einführung vollautomatischer Belichtungssteuerungen war der Spruch: ‚Sonne lacht, Blende acht‘. Doch die mittlere Blendeneinstellung von f8 birgt noch mehrere Vorteile. So wurde sie wegen der durch sie erreichten, relativ hohen Schärfentiefe auch immer gern für die hyperfokale Entfernungseinstellungen genutzt, die vor allem beim Fotografieren mit Weitwinkelobjektiven eine präzises Scharfstellen überflüssig machte. Ein großer Vorteil, wenn es schnell gehen muss. Den bieten und nutzen nun auch die beiden superschlanken Olympus Body Cap Lenses mit 9 und 15 mm Brennweite. Dabei können sie zusätzlich von einem weiteren Vorzug der digitalen MFT-Kameras profitieren. Durch ihre hohen Sensorempfindlichkeiten sind auch bei wenig Licht ausreichend kurze Verschlusszeiten möglich, so dass sich die feste, kleine Blende in manchen Fällen sogar als optimal erweist. Wie zu erwarten bei einem auf Kompaktheit und Komfort optimierten Kameradeckel-Objektiv ist die Abbildungsleistung nicht bis in die Bildränder hin konstant. Die in der Bildmitte festzustellende hohe Schärfe beider Vorsätze lässt zum Rand hin deutlich nach. Bei der Fisheye Version kommt dann noch die typische Verzeichnung der geraden Linien in den Randzonen hinzu. Beides, Randunschärfe der 15mm-Version und die gebogenen Linien in den Randzonen des Fisheye lassen sich jedoch sehr gut für kreative Effekte nutzen. Bei unserer Dschungelprüfung in den Palmen- und Farn-Gewächshäusern des Münchner Botanischen Gartens sind sie teilweise gar nicht zu bemerken. Auch der Blick in die Baumkronen lässt die Verzeichnungen kaum störend in Erscheinung treten. Sie wirken eher unterstützend für die Bildgestaltung und konzentrieren den Blick des Betrachters auf die scharfe, verzeichnungsfreie Bildmitte.
Obwohl es vielleicht Manchem nicht besonders sinnvoll erscheinen mag die lichtschwachen Body Cap Lenses in der Dämmerung oder bei Kunstlichtbeleuchtung einzusetzen, haben wir uns mit ihnen auch an Nachtaufnahmen, allerdings vom Stativ, gewagt. Und siehe da, wenn ein etwas stärkeres Korn, sprich leichtes Rauschen aufgrund der Nutzung einer hohen Sensorempfindlichkeit nicht stört, kann sich über eine ausgezeichnete Abbildungsleistung freuen, bei der selbst die Lichtquellen im Bild so abgebildet werden, dass ihr Ausfransen an den Rändern kaum als störend auffällt. Es ist wirklich verblüffend, welche eindrucksvolle Leistung die beiden Kameravorsätze liefern. Sie als kreatives Spielzeug zu bezeichnen, wird ihnen kaum gerecht. Sie sind ein preiswertes Werkzeug, das inspiriert und zu kreativen Experimenten verführt.
Dschungeprüfung bestanden: Olympis body Cap Lens 9 mm 1:8.0 Fisheye.
Wir haben die Kameradeckel-Objektive vor allem an der neuen Olympus OM-D E-M10 getestet, um den Qualitätsabfall zwischen einem Spitzenobjektiv und diesem Mitnehmzubehör deutlich werden zu lassen. Doch wer die Grenzen dieser Kamera-Abdeckungen mit Linse kennt, kann sie in sein Gestaltungskonzept mit einbeziehen und für kreative Spezialeffekte nutzen. Trotz ihrer begrenzten Möglichkeiten erweitert dieses Kamerazubehör die kreativen Mittel enorm. Es erlaubt Bilder, wie sie mit vergleichbaren Top-Objektiven zum Teil auch wiederum nur mit weiterem Zubehör möglich sind. Wer Spaß am Experimentieren hat, wer sich nicht scheut Unschärfe als Gestaltungsmittel einzusetzen, der ist mit den preiswerten Body Cap Lenses von Olympus hervorragend bedient. Und wenn ihn die Gestaltungsmöglichkeiten dieses Zubehörs begeistern, dann kann er ja schon einmal anfangen, auf ein Premium Objektiv mit entsprechender Brennweite zu sparen.
Technische Daten:
Olympus Body Cap Lens 9mm 1:8.0 Fisheye
Bajonettanschluss: Micro Four Thirds
Brennweite: 9 mm (18 mm beim 35 mm Kleinbild)
Optische Konstruktion: 5 Linsen in 4 Gruppen
Blende: fest f8.0
Bildwinkel: ca. 140°
Aufnahmeentfernungen: 20 cm bis unendlich
Scharfstellung: manuell über Schieber
Gewicht: 30 Gramm
Abmessungen: max. Durchmesser56 mm, Länge12,8 mm
Preis: ca. 80 Euro
Aufnahmen mit Olympus body Cap Lens 15 mm 1:8.0
Olympus Body Cap Lens 15 mm 1:8.0
Bajonettanschluss: Micro Four Thirds
Brennweite: 15 mm (30 mm beim 35 mm Kleinbild)
Optische Konstruktion: 3 Linsen in 3 Gruppen
Blende: fest f8.0
Bildwinkel: ca. 72°
Aufnahmeentfernungen: 30 cm bis unendlich/ Fixfokus mit zwei Positionen, nah und unendlich
Scharfsteinstellung: manuell über Schieber
Gewicht: 22 Gramm
Abmessungen: max. Durchmesser 56 mm, Länge 9 mm
Preis: ca. 100 Euro