Das Ende aller Hoffnungen? Der Olympus Aufsichtsrat hatte sich von seinem ersten Europäischen CEO zwar erklärterweise Strategien erhofft, die Japanern eher schwer fallen, doch Michael C. Woodford hat das wohl falsch verstanden und überzogen. Eine Meldung von Reuters auf dem Internet Portal Yahoo nennt Woodford in der Titelzeile „ein bekennendes Großmaul“. Die Aktien von Olympus brachen Freitag an der Tokioter Börse um 18 Prozent ein.
Aktualisiert 17.10.2012:
LautReuters brach der Aktienwert von Olympus heute nochmals um 24 Prozent ein. Das bedeutet einen Wertverlust von rund 3,2 Milliarden Dollar. Laut Bericht von Reuters behält sich Olympus eine Klage gegen Woodford vor, weil er interne Unternehmensinformationen weitergegeben haben soll.
Was zunächst aussah wie ein Bilderbuch Karriere, endete in einem Desaster. Ungewöhnlich klar nannte der Aufsichtsratsvorsitzende Tsuyoshi Kikukawa während einer Pressekonferenz in Tokio die Dinge beim Namen. Michael C. Woodford habe nicht verstanden, dass Olympus sowohl den Managementstil, den das Unternehmen in seiner 92jährigen Geschichte aufgebaut habe als auch der japanischen Kultur verpflichtet sei. Das sind harte Worte, aus denen tiefe Enttäuschung spricht. Neben Sony CEO Howard Stringer und Michael C. Woodford gibt es nur ganz wenige westliche Chief Executive Officers in japanischen Firmen. Der Rausschmiss von Michael C. Woodford könnte durchaus zur Folge haben, dass die angestrebte Globalisierung japanischer Unternehmen weiterhin von japanischen Managern verantwortet werden wird.
Aktualisiert am 15.10.2012:
Auf der Webseite der Financial Times schildert Michael C. Woodford seine Sicht des Vorgangs. Der erst wenige Tage auch als CEO fungierende Spitzenmanager, der seine Laufbahn bei Olympus vor rund 30 Jahren begann, berichtet dort von Unregelmäßigkeiten beim Ankauf des englischen Unternehmens Gyrus, der 2008 erfolgte. Damals war Michael C. Woodford noch nicht in der Verantwortung für dieses Geschäft. Als der Aufsichtsrat am Freitag über seine Entlassung entschied, war Woodford selbst nicht zu der Sitzung zugelassen. Der Financial Times sagte er, man hätte ihm nahe gelegt den Bus zum Airport zu nehmen. (siehe FT)
Nach dem Bericht der Financial Times habe Michael C. Woodford Manager des Unternehmens dazu bewegen wollen, ihm die fraglichen Zahlungen bei der Übernahme von Gyrus, einem Hersteller medizinischer Geräte, zu erklären. In der FT behauptet Michael C. Woodford auch, die von Olympus beauftragte Bilanzprüfungsagentur KPMG habe in einem internen Bericht auf Buchhaltungsprobleme hingewiesen. Der Vertrag mit dem renommierten Wirtschaftsprüfer, der kurz darauf auslief, sei nicht verlängert worden.
In dem Bericht der FT schloss Michael C. Woodford aus, dass Olympus Manager von der Übernahme ungerechtfertigter weise profitiert hätten. Aber er betonte, dass große Summen für ihn nicht nachvollziehbar in die Hände aussenstehender Finanzberater gelangt seien.
In einem Bericht auf der New York Times und Reuters Website heißt es, Michael C. Woodford habe beim Europa Business von Olympus durch agressive Kostenreduzierung den turn around geschafft und hätte beabsichtigt, dies nun auch bei der Mutter in Japan durchzusetzen. Dabei habe er die bestehenden, organisatorischen Strukturen missachtet. Obwohl ihn der Aufsichtsratsvorsitzende Tsuyoshi Kikukawa mehrfach darauf hingewiesen hatte, dass dies so in Japan nicht möglich wäre.
Die China Post Website zitierte Tsuyohi Kikugawa: „Er (Woodford) missachtete unsere organisatorischen Strukturen und fällte seine Entscheidungen ausschließlich nach seiner Einschätzung.“
Auf der Europa Website von Olympus wurde Michael C. Woodford noch zitiert: „Das wertvollste bei Olympus sind die Menschen“ (“The most valuable asset at Olympus is its people” – Michael C Woodford, MBE).
Die Original Olympus Pressemeldung zur Entmachtung von Michael C. Woodford finden Sie hier…
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