The Flower Lanzarote Spain 2014© Szymon Brodziak
Bereits früher wurde in der Helmut Newton Stiftung das Werk einiger berühmter Kollegen demjenigen von Newton an die Seite gestellt. Frank Horvat und Szymon Brodziak sind nun zwei Fotografen eingeladen worden, die sich insbesondere in den Bereichen Mode und Porträt einen Namen gemacht haben; in deren Werk sich auch Aktbilder befinden.
Frank Horvat gehört zweifellos zu den bedeutenden FotograpFen des 20. Jahrhunderts. Nach seiner Übersiedlung nach Paris begann eine Bilderbuch-Karriere des Autodidakten, inklusive der Teilnahme an der legendären Ausstellung „The Family of Man“ und zahlreicher Veröffentlichungen seiner Aufnahmen in renommierten Magazinen. Der Mensch stand stets im Mittelpunkt seines Interesses. Ab Ende der 1950er-Jahre entstanden vor allem Modefotografien, die er in Elle, Vogue und später in Harper’s Bazaar veröffentlichte.. In den letzten Jahren hat er die Motive der Mode- und Werbebildwelt mit Aufnahmen seines privaten Umfelds ersetzt. Das Buch- und Ausstellungsprojekt „House with Fifteen Keys“, in das auch solche Aufnahmen eingingen und aus welchem nun erstmalig 200 Werke in Berlin gezeigt werden, nennt er sein Vermächtnis.
Djerba, Tunesien, for Harpers Bazaar UK © and courtesy Frank Horvat
Der junge polnische Fotograf Szymon Brodziak ist ein vergleichbar intensiver Geschichtenerzähler mit der Kamera. In seiner ersten institutionellen Ausstellung in Deutschland zeigt er großformatige Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus der jüngst erschienenen ersten Monographie „One“; er erschafft reale und doch ungewöhnliche Bühnen für seine Inszenierungen mit überwiegend weiblichem Personal. Seine Aktbilder inszeniert er zwischen Natürlichkeit und aufreizender Stilisierung. Stets ist es eine Mischung aus subtiler Erotik und weiblicher Eleganz, egal ob in der Bildgeschichte Möbel, Autos oder Kaffee beworben werden. Brodziak beherrscht nicht nur die Technik und das Setting perfekt, sondern besitzt auch für das stille, ja intime Charakterbild das entsprechende Einfühlungsvermögen. Er bedient die gängigen Klischees und Schönheitsideale der Mode- und Aktfotografie – und hinterfragt sie zugleich.
In our kitchen Rue Aubriot,Paris 1972 © Helmut Newton Estate
Ergänzt werden die beiden monographischen Präsentationen durch den zweiten Teil der Dauerleihgabe von Helmut Newton, die seit der Stiftungsgründung durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz im „Museum für Fotografie“ verwahrt wird. Auch diesmal sind es ikonische Aufnahmen Newtons, Mode- und Aktbilder, Porträts und Selbstporträts, insgesamt mehr als 70 historische Originalabzüge, von denen viele bisher hier noch nicht ausgestellt waren.
Eine Farbbildserie aus den 1980er-Jahren offenbart auch einen konzeptionellen Ansatz Newtons: Damals photographierte er David Hockney, David Bowie, Charlotte Rampling und andere in ihrem Schlafzimmer auf dem Bettrand sitzend und in einer zweiten Aufnahme dieselben Personen beim Öffnen der Schublade des Nachttischschrankes. Newton richtet den Blick also auf zwei sehr intime Bereiche: auf das Schlafzimmer und dessen Innerstes. So sind Prominente noch nie porträtiert oder charakterisiert worden.
Helmut Newton Stiftung, Museum für Fotografie, Jebenstraße 2, Berlin