Olaf Martens o.T. 1991
Bereits 2017 hatte der in München lebende Fotohistoriker und Kurator Hans-Michael Koetzle Gelegenheit, eine Auswahl aus der Sammlung zu treffen und unter dem Titel »Sehnsucht« in den Kunsträumen der Michael Horbach Stiftung zu choreografieren. Nun bekommt er ein zweites Mal »Carte blanche«, um einen anderen, sozusagen geweiteten Blick auf die umfangreichen Sammlungsbestände zu werfen.
Alberto Korda Guerillera, Joven Miliciana 1962
Beat Presser Happy Girl 1990
Hatte 2017 der Schwerpunkt auf Lateinamerika bzw. der Fotografie insbesondere Cubas, Mexicos und Argentiniens gelegen, so geht es bei der aktuellen Ausstellung um Michael Horbachs Sammelleidenschaft in all ihren Facetten. Genaugenommen sind es drei Themenbereiche, die Michael Horbach faszinieren, wobei sich die Genres regelmäßig überschneiden bzw. sinnstiftend ergänzen. Akt und Erotik, Porträt sowie Fotografie aus Lateinamerika – so könnte man die Eckpunkte der Fotosammlung Michael Horbach definieren. Was auf den ersten Blick vielleicht etwas erratisch wirkt, wird tatsächlich zusammengehalten durch das eigenwillige Auge eines Sammlers, der weniger gängigen Moden folgt, vielmehr seiner Intuition, seinen Gefühlen, vor allem einem Blick, der Qualität regelmäßig jenseits der angesagten Trends erkennt.
Thomas Karsten Uganda 2010
Ein Gang durch Michael Horbachs Sammlung ist ein Parcours der Überraschungen. Das macht ihn als Sammler besonders und seine Sammlung einzigartig. Hinzu kommt eine politisch-ethische Haltung, die Michael Horbach in seinen vielfältigen Aktivitäten leitet. Was ihn interessiere, sei der Mensch, sagt Michael Horbach, »der Mensch und die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen er lebt beziehungsweise leben muss. Umgekehrt der Mensch in seiner Schönheit. Was mich leitet, ist ein neohumanistischer Blick auf die Welt, ist die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Menschlichkeit.«
Flor Garduño Gabriela 1999
Entlang ausgewählter Positionen werden grundsätzliche Fragen rund um Menschsein und Menschlichkeit aufgeworfen. In der Summe fügt sich Michael Horbachs Tun – das Kaufen und Sammeln, das Vermitteln und Unterstützen – zu einem zwischen Kunstinteresse und politischer Mission, Liebe zur Fotografie und einem kritischen Blick auf das Weltgeschehen angesiedelten Projekt. Letztlich folgt alles einem Leitgedanken: »Eine gerechte Welt ist möglich«
Die Ausstellung in den Räumen der Michael Horbach Stiftung (Köln) präsentiert rund 150 ausgewählte Arbeiten bekannnter wie weniger bekannter internationaler Künstler und Künstlerinnen, unter ihnen Raúl Cañibano, Sven Creutzmann, Bela Doka, Miquel Frontera, Frank Gaudlitz, Flor Garduño, Thomas Karsten, Lucana, Olaf Martens, Beat Presser, Alfredo Sarabia Jr., Jock Sturges, Miquel Vidal und Marcos Zimmermann.
Michael Horbach und sein Sohn Tim Siemons
Die Ausstellung in den Kunsträumen der Michael Horbach Stiftung (Wormser Straße 23, 50677 Köln) wird – unter Einhaltung der dann gängigen Hygienevorschriften – am Mittwoch, 25. November 2020 eröffnet und ist dort bis 26. Februar 2021 zu sehen. Begleitend erscheint eine 40-seitige, reich illustrierte, von Hans-Michael Koetzle konzipierte und von Christiane Rauert (München) gestaltete Publikation im Zeitungsformat, darin unter anderem ein ausführliches Interview mit dem Sammler, Stifter und Mäzen Michael Horbach. Die Zeitung ist kostenlos und in den Kunsträumen sowie in ausgewählten Museen und Buchhandlungen erhältlich.
Text: Hans-Michael Koetzle
Zu den Öffnungszeiten und möglichen Sonderveranstaltungen
www.michael-horbach-stiftung.de