Installationsansicht „M+M Fieberhalle“ im Museum Villa Stuck, München.
Foto: Jann Averwerser
M+M konstruierten eine Art Baugerüst, das die Besucher*innen der Ausstellung frei durch die drei Ebenen des Ausstellungsgebäudes führt und das die Projektionsräume gleichzeitig zu fragmentieren und zu erweitern scheint. So entsteht ein »Haus der Erzählung«, schreibt Fabienne Liptay in ihrem Text zum begleitenden Katalog.
Das verbindende Element sind die als Doppelprojektionen gezeigten Videos, in denen sich die Erzählebenen ineinander schieben und psychologische Zwischenräume entstehen oder sich Abgründe auftun, in die M+M die Betrachter förmlich hineinziehen.
Installationsansicht „M+M Fieberhalle“ im Museum Villa Stuck, München.
Foto: Jann Averwerser
„Der Protagonist (dargestellt von Christoph Luser) findet sich so in kontrastiv emotionalen Situationen wieder, die von so unterschiedlichen Motiven geprägt sind wie Gewalt, Zärtlichkeit, Mordlust, Sexualität, familiäre Abgründe“, heißt es im Pressetext.
Die Verunsicherung der Zuschauer oder Besucher der Installation wird durch die nur von den Projektionsbildern erhellten Räume und die über die provisorisch wirkenden Baugerüste laufenden Wege durch die Installation zusätzlich geschürt.
Die Basis der Installation bilden der in einem Zeitraum von etwa sieben Jahren entstandene Filmzyklus »7 Tage« sowie die jüngste Arbeit »Der 8. Tag«.
Die Bezüge zu Filmen wie Alan Parkers »Angel Heart« (1987), John Badhams »Saturday Night Fever« (1977), Dario Argentos »Tenebre« (1982) oder Stanley Kubricks »The Shining« (1980) sind – so heißt es im Pressetext – sind zumeist nur unterbewusst zu erahnen. Durch die Dialoge, die Musik und die Kameraführung entstehen höchst suggestive Momente, denen die wechselhafte Hauptfigur in den unterschiedlichen Szenen ausgesetzt ist.
3D-Installation „Mad Mieter“ innerhalb der Ausstellung „M+M Fieberhalle“
in der Münchner Villa Stuck.
Einen Knalleffekt liefert das speziell für die Installation in der Villa Stuck konzipierte 3D-Video »Mad Mieter«. Dort erlebt der Zuschauer eine Gottesanbeterin, die in einer bürgerlich eingerichteten Mietswohnung lebt, wo es nach einem anfänglich noch beschwingt anmutenden Techtelmechtel zu einem grausamen Ende kommt. Unterlegt mit der Musik des Komponisten Moritz Eggert bietet das Video aufwühlende Seherlebnisse. Im Wechselspiel erzeugen die Installationen ein verstörendes und multiperspektivisches Umfeld, das mit seinen Stimmungsbildern über zwischenmenschliche Beziehungen und das Ringen um Identität, den Betrachter immer wieder fesselt und aufwühlt.
Michael Buhrs bei der Eröffnung der Ausstellung
„M+M Fieberhalle im Museum Villa Stuck.
»Nichts nacheinander und nichts hintereinander. / Alles nebeneinander und gleichzeitig. / Sich in allen Zeiten parallel befinden. / Sich in alle Richtungen bewegen./ […] Das Erlebnis aus der Linearität der Erzählung
befreien.« So beschreiben M+M in einem 2012 publizierten Manifest diesen Aspekt ihrer filmischen Arbeit. M+M bemächtigen sich der Filmsprache, um ein zentrales gesellschaftliches Thema, die Entstehung und Auflösungserscheinungen von Identität anzusprechen: als Individuum, als Paar, als Kollektiv.
Zur Ausstellung FIEBERHALLE erscheint bei Koenig Books London das gleichnamige Buch, konzipiert
und gestaltet von Bernd Kuchenbeiser, mit Texten von Michael Buhrs, Fabienne Liptay und Heinz-Peter Schwerfel. Das Buch bietet auf über 700 Seiten einen Überblick über das filmische Schaffen von M+M.
M + M
Fieberhalle
17. Oktober 2019 bis 12. Januar 2020
Eine Ausstellung des Museums VILLA STUCK
Kurator Michael Buhrs
Projektkoordination Corinna Hampf, Sara Kühner
Ausstellungstechnik Christian Reinhardt, Anton Bosnjak, Johannes Koch, René Landspersky,
Patrick Matthews, Julian Niessen, Nikolaus Steglich
Katalog
Zur Ausstellung FIEBERHALLE erscheint bei Koenig Books London ein gleichnamiges Buch, konzipiert
und gestaltet von Bernd Kuchenbeiser, mit Texten von Michael Buhrs, Fabienne Liptay und Heinz-Peter
Schwerfel. Das Buch bietet auf über 700 Seiten einen Überblick über das filmische Schaffen von M+M.