Dass die Lumix G70 von Panasonic eine ganz neue Art der Actionfotografie einläutet, signalisiert sie schon durch ihre von den vergangenen Lumix Generationen deutlich abweichenden, kantigen Formgebung. Obwohl preislich im Einsteigersegment angesiedelt, verbirgt das kompakte Gehäuse der spiegellosen Systemkamera eine Fülle technischer Innovationen, die Panasonics Zielsetzung unterstreichen, eine neue Kultur der Fotografie zu ermöglichen.
Die Lumix G70 wird es in Schwarz und Silber geben.
Deshalb auch gleich als erstes zu jenen 4K-Funktionen, mit denen sich ganze neue Möglichkeiten erschließen, schnellste Bewegungsabläufe per Video einzufangen und daraus einfach die Höhepunkte als ausdrucksstarke Einzelbilder zu isolieren. Während sich der andere erfolgreiche Unterstützer und Erfinder des Micro Four Thirds Systemstandards Olympus, mit Funktionen wie LiveBulb, LiveTime und LiveComposite die Technik der Langzeitbelichtung mit neuen Impulsen belebte, ermöglicht Panasonic durch die 4K Photo Funktionen Highspeed-Fotos, wie sie sich bisher teilweise nur durch aufwändige Blitzbeleuchtungen realisieren ließen. Statt sich darauf verlassen zu müssen, beim Druck auf den Auslöser den entscheidenden Augenblick zu erwischen, nimmt die Kamera nun einen Film-Clip auf, aus dem sich hochauflösende 8 Megapixel-Einzelbilder herauslösen lassen. Möglich wird das, durch den rasant arbeitenden Venus-Engine-Prozessor, der die Grundlage für die schnelle Verarbeitung der dabei anfallenden, riesigen Datenmengen liefert.
Der 4k Photo Modus soll dafür sorgen, dass der entscheidende Augenblick
garantiert eingefangen wird.
Mit der 4K Photo Technik gibt Panasonic Fotografen ein Werkzeug an die Hand, dass sie befähigt, nie mehr den entscheidenden Augenblick zu verpassen. Die Lumix G70 besitzt gleich drei verschiedene 4K Photo Modi, die dies auch bei schnellsten Bewegungsabläufen und in kritischen Situationen sicherstellen sollen:
- 4K Burst
- 4K Burst Start/Stop
- 4K Pre-Burst
Uns gefiel vor allen der 4K Pre-Burst Modus. Es ist die Einstellung, die der gewohnten Art zu fotografieren am nächsten kommt und doch ganz neue Bilderwelten eröffnet: Den Blick in die Vergangenheit. In dieser Betriebsart nimmt die Kamera vollautomatisch insgesamt 60 Bilder mit 8- Megapixel-Auflösung auf. Davon 30 vor und 30 nach dem Druck auf den Auslöser, die sie dann bei der Wiedergabe in einer Art Slow-Motion wiedergibt, damit der Fotograf die besten Einzelbilder markieren und dann im JPG-Format speichern kann. Werden nicht schon in der Kamera die besten Schüsse ausgesucht, speichert sie die Bildfolge als 4K Videodatei im MP4-Format, aus der dann später am PC mit einer speziellen Software wie beispielsweise Adobe Lightroom die einzelnen Frames herausgelöst werden können. Was diese Technik ganz nebenbei erneut beweist: für die meisten Anwendungen bis hin zur Titelproduktion oder doppelseitigen Fotos in Zeitschriften ist eine Auflösung von 8 Megapixel voll ausreichend. Zudem ist es wohl auch nur eine Frage der Zeit, bis auch 8K Video den Massenmarkt erobern wird.
Aufnahme im 4K Photo Pre-Burst-Modus.
Kleine Babyschritte, so formuliert es Panasonic frei übersetzt in seiner Broschüre zur Lumix G70, reichen nicht aus, um die Fotografie grundlegend zu verändern. Um es allen Fotografen, angefangen beim ‚Social Shooter‘ bis hin zum fanatischen Filmemacher, einfacher zu machen, bessere Fotos und Filme zu erstellen, sollen Lumix Kameras die Kreativität unterstützen, ohne zu belasten.
Die Lumix G7 ist unserer Meinung nach bereits ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Sie bietet einen rasanten Autofokus, extrem kurze Verarbeitungszeiten und sogar ultrakurze Verschlusszeiten bis zu 1/16.000 Sekunde. Das erlaubt einerseits das Einfrieren selbst schnellster Bewegungen und gestattet andererseits auch das Fotografieren mit hochlichtstarken Objektiven bei voller Öffnung auch bei extrem heller Beleuchtung.
High-Speed-Serienbildschaltung mit 6 Bps und kontinuierlichem Autofokus.
Der verbesserte 16-Megapixel-Sensor liefert superscharfe Bilder und brillante Farben auch bei wenig Licht. Der kamera-interne, unauffällig auf der Kameraoberseite untergebrachte Blitz hilft weiter, wenn gar nichts mehr geht und für das schnelle Teilen der Bilder gibt es eine WiFi-Schnittstelle, über die sich ohne Passworteingabe blitzschnell eine Verbindung mit dem Smartphone, Tablet oder PC herstellen lässt. Über die WiFi-Schnittstelle ist es auch möglich, die G70 per Smartphone oder Tablet mit einer speziellen App fernzusteuern. Nur eine Kritik bleibt bei der Vielzahl der angebotenen Funktionen für das kreative Fotografieren: Viele verbergen sich in den Tiefen der Einstellmenüs, die durchgeblättert werden müssen, um schließlich auf die gesuchte Funktion zu stoßen. Zwar kann jeder in der intelligenten Vollautomatik von Anfang an technisch perfekte Fotos und Filme aufnehmen, um aber die speziellen kreativen Funktionen, wie 4K-Photo zu entdecken, braucht es jedoch Geduld und manchmal auch Kreativität. Auch wenn die zahlreichen Wahlräder und Schalter und Funktionstasten dabei helfen, um wirklich das Beste aus der Kamera herauszuholen, muss sich der Fotograf intensiv mit ihr beschäftigen. Hat er einmal die optimalen Parameter für eine Aufnahmesituation oder Aufgabe für sich herausgefunden, kann er diese auf eine der programmierbaren Tasten legen und bei Bedarf wieder blitzschnell abrufen.
Ein häufig unterschätztes Hilfsmittel bei den Voreinstellungen und letztlich auch beim perfekten Gestalten einer Szene sind Monitor und Sucher einer Kamera. Beides wurde bei der G70 im Vergleich zum Vorgängermodell sichtbar verbessert. Das macht sich besonders beim OLED-Sucher bemerkbar, dessen Auflösung auf 2,4 Millionen Bildpunkte gesteigert wurde. Er liefert eine Bildqualität, die einen optischen Sucher, wie ihn DSLRs verwenden, überflüssig erscheinen lässt, zumal er obendrein nicht nur den Bildausschnitt der Szene perfekt wiedergibt, sondern auch die Auswirkungen aller individuellen Einstellungen auf das Bildergebnis. Der ebenfalls hochauflösende, dreh- und schwenkbare Touchscreen-Monitor erlaubt die Wahl des AF-Punktes und die Auslösung der Kamera per Fingerzeig. Sehr schnell erfolgt auch die Wahl der AF-Betriebsart über den Fokus-Hebel an der Oberseite der Kamera mit Stellungen für Einzel-AF, kontinuierlicher AF und manuelle Scharfstellung.
Den entscheidenden Moment sicher einfangen mit der 4K Photo Funktion der Lumix G70.
Hinsichtlich der Schnelligkeit der AF-Steuerung gab es keinerlei Grund zur Kritik. Der nochmals verbesserte Hybrid-Kontrast-AF greift schnell und sicher das anvisierte Objekt. Das gilt auch bei Sonderfunktionen wie Gesichts- oder Augenerkennung und bei Motiven mit schwacher Beleuchtung.
Nicht wirklich nachvollziehen konnten wir die Behauptung der Pressemeldung, dass nun auch bei geschlossener Blende knackigere Bilder durch eine effektivere Beugungskorrektur möglich seien. Aber Scherz beiseite: Die Beugungskorrektur führt anscheinend tatsächlich zu besseren Ergebnissen beim Fotografieren mit kleineren Blenden. Allerdings haben ähnliche Techniken wohl auch schon andere Hersteller genutzt, um dem Phänomen der Beugungsunschärfe zu begegnen, ohne groß darüber zu reden. Wir halten das für einen wichtigen Fortschritt, weil es die Qualität von Bildern, die über eine hohe Schärfentiefe verfügen oder die Szenen mit großer Helligkeit wiedergeben deutlich verbessert.
Panorama-Aufnahme durch einfachen Schwenk, jetzt auch für 360° Panoramen.
Fazit: Auch wenn der günstige Preis von ca. 700 Euro für das Gehäuse suggeriert, dass es sich bei der Lumix DMC G70 um eine Einsteigerkamera handelt, empfiehlt sie sich durch ihre zahlreichen innovativen und perfektionierten Features durchaus für die anspruchsvolle, kreative Fotografie. Was ihr zur echten Profikamera fehlt, sind unserer Meinung nach nur eine ein Staub- und Spritzwasserschutz. Doch wer geht schon gern fotografieren, wenn man nicht einmal Katze und Hund vor die Tür setzen würde. Bei unseren halbtägigen Ersterfahrungen mit der Kamera bei strahlendem Sonnenschein in Palma de Mallorca zeigte sich unser Vorserienmodell der G70 durch überzeugende Ergebnisse von der allerbesten Seite. Wir sind schon gespannt auf das Serienmodell.
(Übrigens um Verwirrung zu vermeiden: Die im deutschsprachigen Raum genannte G70 ist identisch mit der sonst weltweit als G7 angebotenen Lumix-Kamera. Die unterschiedliche Bezeichnung wurde nur aus vertrieblichen Gründen und zum Schutz des hiesigen Fotohandels vor der Konkurrenz durch preisgünstige Auslandsimporte gewählt.)