Zingster Strand Installationen
Foto Ronny Blohm
Was ist in Zingst anders als anderswo? Um es auf den Punkt zu bringen: Alles! In Zingst geht es nicht um die Fotografie als „L‘art pour L’Art“, also der Fotokunst um ihrer selbst willen, sondern um ihre Kommunikationsstärke im Kampf für Natur und Umwelt.
„Beim Fotofestival in Zingst kommen Gleichgesinnte
zusammen, um eine Kunstform zu feiern, die sie alle lieben.
Das ist immer eine ganz besondere Stimmung“,
so Jens Schröder, Schirmherr 2021
Deshalb haben die Macher des Festivals um den jetzigen Tourismus Direktor Matthias Brath beschlossen: „The show must go on!“ Trotz Festivalabsage wurden alle geplanten Ausstellungen realisiert und bleiben wie geplant auch über einen großen Zeitraum während der Tourismussaison zugänglich. Viele finden traditionsgemäß in überwältigenden Installationen im öffentlichen Raum statt.
„Solvon Zankl – Tiefseewesen“ am Zingster Strand ausgestellt
Garnelen-Larve
Manche von Ihnen sind nicht nur dazu angetan, geradezu magnetisch den Blick der Zuschauer zu fesseln, sondern wie alles beim Umweltfotofestival „horizone zingst“ visuelle Erlebnisse zu generieren und Lerneffekte bezüglich der Kraft von Fotografien nicht nur für Fotointeressierte sichtbar zu machen.
„Die Fotografie ist und bleibt das Dauerthema in Zingst.
Untrennbar sind das Ostseeheilbad und
das Umweltfotofestival horizonte zingst seit 14 Jahren
miteinander verbunden“,berichtet Matthias Brath,
Geschäftsführer Kur- und Toursimus GmbH Zingst
Mit „Die letzten ihrer Art“ machen Franz Bischof und Jan Kuchenbecker
auf den aussterbenden Beruf de Fischer aufmerksam.
Ein Paradebeispiel für die Kraft der Fotografie in Zingst sind die beiden Großbildinstallationen an der Seebrücke, die wie die für die Gestaltung und Platzierung verantwortliche Grafikerin Stefanie Schiller erklärte, in unterschiedlichen Lichtsituationen ihre Dominanz wechseln. Die hellen, eindrucksvollen Porträts der Ostsee-Fischer links von der Zingster Seebrücke, die bei diffuser Beleuchtung besonders ins Auge springen und die unter dem Titel „Die letzten ihrer Art“ auf einen aussterbenden Beruf aufmerksam machen oder die Tiefseewesen“ des Fotografen Solvin Zankl, rechts von der Brücke , die das faszinierende Leben in der Dunkelheit der Ozeane dokumentieren, dessen Farbenpracht und Formenvielfalt bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein eine besondere Strahlkraft zeigen, die dem Betrachter den Atem raubt (beide Ausstellungen noch bis 15. 6.2021).
Solvin Zankl „Tiefseewesen“
„Die Fotografie lässt uns erleben, fühlen, erinnern und mitdenken
– in diesem Jahr zu dem Festival-Leitthema Wasser –
Ursprung, Element, Ressource, Leben.“ stellt Edda Fahrenhorst,
Kuratorin Umweltfotofestival horizonte zingst 2021 fest.
Edda Fahrenhorst, Kuratorin des Umweltfotofestivals horizonte zingst
in der Gruppenausstellung „Wasser“ in der Panzerhalle.
Leider nur bis zum 6. 6. 21 bleibt die Gruppenausstellung „Wasser“ in der Panzerhalle zugänglich. Sie muss wegen Bauarbeiten an dem Gebäude leider so frühzeitig geschlossen werden. Sie soll aber demnächst in virtueller Form online zu sehen sein. Eine Chance, die jeder Foto- und Umwelt-Interessierte unbedingt wahrnehmen sollte, weil diese in der Location mit dem martialischen Namen gezeigte Kabinettausstellung komprimiert die vielen Facetten des im Universum seltener als Gold auftretenden Lebenselixiers interpretiert.
Eik Hentschke vor seinem Drohnenfoto, welches das Renaturierungsprojekt
der „Grube Hermine“, eines Braunkohletagesabbausees zeigt
Bemerkenswert die Bilder von Jörg Gläscher, der aus Ästen im Wald unter dem Thema „die zweite Welle“ Wasserlandschaften gestaltet hat oder das Drohnenfoto von Eik Hentschke, welches das Renaturierungsprojekt der „Grube Hermine“, eines Braunkohletagesabbausees zeigt, das wie ein Bild aus der Südsee anmutet. Ein Dutzend Fotografen umfasst diese Gemeinschaftsausstellung, auch die Tränenfotos von Maurice Mikkers, die ebenso dazu gehören wie die „Fundstücke“ aus der Seemannsmission in Hamburg von Nele Glück oder die „Grandma Dives“ von der Liste des immateriellen Weltkulturerbes, die Alain Schroeder in Korea fotografierte, wo die Taucherinnen traditionell nach Meeresfrüchten tauchen.
Alain Schröder „Grandma Dives“
Diese Ausstellung zeigt auch, wie die Präsentationsmittel das Erlebnis der gezeigten Fotografien beeinflussen können und der Festivalsponsor Epson unaufdringlich sein Portfolio demonstrieren kann. Die innere quadratische Ausstellungsfläche wird durch zwei , sich gegenüberliegenden, von der Decke hängenden Stoffbahnen getrennt, auf denen im Textildruckverfahren die Tränen Fotos von Maurice Mikkers bzw. die die Haneyeo (Seefrauen) von Alain Schröder gezeigt werden.
Leica Galerie im Alten Bahnhof
Ein fotografisches Ganzjahreshighlight ist die Leica Galerie im Alten Bahnhof von Zingst. Dort werden die unter dem Titel „Dreams oft he Black Sea“ Fotografien der bulgarisch-türkischen Fotografin Susan Pektas gezeigt, die Mythen der Schwarzmeerküste, die ihr der Großvater während ihrer Kindheit überlieferte, in Bilder fassen (bis zum 15.09.21).
Susan Pektas „Dreams oft he Black Sea“
in der Leica Galerie
Esther Horwarth „Polarnacht“
ausgestellt am Postplatz
Zwei Open-Air Ausstellungen in der Ortsmitte am Postplatz ziehen den Betrachter in ihren Bann: Esther Horwarth zeigt mit „Polarnacht“ verschiedenste Schauplätze einer einjährigen Expedition in die Arktis an Bord des Forschungsschiffes Polarstern. Eine magische Kulisse, die niur wenige Menschen kennenlernen. Von Juni 2019 bis März 2020 wüteten in Australien verheerende Buschfeuer. Matthias Abbott fing in „Black Summer“ den Kampf der Feuerwehren und der Anwohner gegen das Element Feuer ein – erschreckende aber auch faszinierende Motive.
Matthias Abbott „Black Summer“
ausgestellt am Postplatz
Im Martha-Müller-Grählert-Park wartet die Bildserie „Calla Doppio“ auf ihre Entdeckung. Carola Brackrock hat 2020 mit diesen Motiven den Epson Digigraphie-Wettbewerb zu dem Thema „Doppelgänger in der Natur“ gewonnen. Die Bilder der Serie basieren auf der Fotografie einer Calla-Pflanze. Durch Zerschneiden und unterschiedliches Zusammensetzen, Doppelungen und Spiegelungen sind daraus surreale Darstellungen entstanden. (Bis 15.11.2021)
Carola Brackrock „Calla Doppio“ zu entdecken im Martha-Müller-Grählert-Park
„Warum es so wichtig ist, die Natur – das größte Gut zu schützen –
davon erzählen auch die Bilder der Ausstellungen zum
14. Umweltfotofestival. Passend zum Festivalort liegt der
inhaltliche Schwerpunkt auf dem Element Wasser“, erläutert
Christian Zornow, Bürgermeister Ostseeheilbad Zingst.
Seltsame Wesen tummeln sich auf dem Museumshof Zingst in der Ausstellung „Der Garten des Oktopus“: Makro-Algen aus allen Weltmeeren in ihrer anmutigsten Form hat Josh Westrich für sie in Szene gesetzt. Dem inspirierten Wunsch von Beatles-Drummer Richard Starkey ist nichts hinzuzufügen:„I’d like to be under the sea in an octopus’s garden with you”. ( Bis 15.5.2022)
Im ChromaLuxe Verfahren sind die beeindruckenden Aufnahmen
in der Multimediahalle gefertigt
Beeindruckend ist der Blick in die ja eher schmucklose Multimediahalle, wo die besten Bilder von den zwölf Fotografen gezeigt werden, die dort eigentlich ihre Auftritte während des Festivals haben sollten, die auf Grund von Corona abgesagt wurden. Zeitnah soll es Ersatztermine geben. Die Zusammenstellungen der Motive, die im ChromaLuxe Verfahren ihre ganze Strahlkraft offenbaren, nimmt jeden Besucher gefangen, ob es unter anderem das Alpenvorland fotografiert von Bernd Römmelt, die Bilder der Fernreise nach Borneo von Florian Smit und Lisa Maria Schauer sind oder die Motive der Landschaften berühmter Nationalparks und Naturwunder aus dem Westen der USA von Norbert Rosing. (bis 25.10.2021)
Als anmutig, faszinierend und wunderschön beschreibt Katie Orlinsky das Wasserballet der Synchronschwimmerinnen, die sich „The Aqualillies“ nennen und in der gleichnamigen Ausstellung in der Epson Digigraphie Galerie gezeigt werden. „Die Aqualillies haben mich vom ersten Moment an beeindruckt – als ich mit ihnen in den Pool stieg, wusste ich, dass etwas Besonderes passieren würde“, schwärmt die Fotografin Katie Orlinsky. (Bis 1.9.2021)
Das Hotel Vierjahreszeiten beherbergt in diesem Jahr die Ausstellung „Transboundary Rivers“ für die der französische Fotograf Franck Vogel acht Flüsse in acht Jahren fotografierte. Was Franck Voge antreibt ist die Erkenntnis, dass um die wertvolle Ressource Wasser längst ein weltweites Wettrennen begonnen hat:
(Bis 15.10.2021)
Nur einige Schritte entfernt lockt auch das Hotel Stone mit der interessanten Ausstellung „Die Graphische – Wasserfarben“. Kein Festival ohne sie: die Young Professionals. In diesem Jahr sind es Studentinnen und Studenten des Kollegs für Fotografie der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt aus Wien (kurz die Graphische), die mit ihren Bildern die Vielfalt des Wassers zeigen. (Bis 27. 9. 2021)
„Jungle Spirits“ an der Jordanstraße: Begleitet werden die Bilder
des Fotojournalist und Tropenökologen Christian Ziegler
von Texten der Botanikerin und Tropenökologin Daisy Dent.
Wie jedes Jahr wird auch 2021 die Jordanstraße wieder mit großformatigen Bildern bespielt. Die Ausstellung „Jungle Spirits“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Magazin Geo. Ob Bonobos im Kongobecken, Fledermäuse in Panama, Helmkasuar ein Papua-Neuguinea oder Chamäleons in Madagaskar – der preisgekrönte Fotojournalist und Tropenökologe Christian Ziegler hält die Vielfalt und Einzigartigkeit der Regenwälder in eindringlichen Bildern fest. Begleitet werden seine Fotos von Texten der Botanikerin und Tropenökologin Daisy Dent. (bis 30.4.2022)
Mittelpunkt der Zingster Fotowelt ist das Max Hünten Haus. Dort sind das Epson Printstudio, der Kamera- und Equipmentverleih, die Bbliothek und unter anderem auch immer eine Ausstellung untergebracht. Woher kommen sie, wohin fahren sie, wie sehen die unterschiedlichen Typen aus, was haben sie geladen? All diesen – und noch mehr – Fragen nachgehend, ist es das Ziel der beiden Fotografen Fritz Brunier und David Hiepler einen exemplarischen Katalog der Schifffahrt zu entwickeln. Eine Austellung deren Bilder gerade durch ihren Minimalismus die Sehnsucht nach Ferne wecken. (Bis 20.9.2021)
„Corona hat uns ausgebremst. Dennoch arbeiten wir
unermüdlichan neuen Angeboten und Services
für unsere Gästeund können es kaum erwarten,
sie wieder im Max Hünten Haus
empfangen zu dürfen“, blickt Yvonne Ewert,
Mitarbeiterin Fotoservice,
optimistisch auf die nächsen Monate.
Das Herz in Zingst schlägt auch in diesem Jahr weiter für die Fotografie, aber auf so manches mußte man coronabedingt verzichten, dazu gehörten viele Workshops, der Fotomarkt, der die neueste Technik vorstellte, vor allem auch die Multivisionsshows bei denen man die herrlichen Bilder und aufregenden Geschichten der von Norbert Rosing ausgewählten Referenten auf großer Leinwand bewundern konnte und nicht zu vergessen die abendliche Bilderflut.
Auf ein horizonte zingst Festival mit seinem kompletten Programm kann man für das Jahr 2022 hoffen. Als Termin ist der 20. bis 29. Mai geplant.