Für die exklusive Party ebenso geeignet wie für die Safari:
Die kleine aber elegante Lumix DMC GM1 von Panasonic
Zugegeben, kräftige Männerhände von Extremsportlern und Outdoor-Aktivisten werden sich spontan von der niedlichen Lumix DMC GM1 Systemkamera etwas unterfordert fühlen. Diese Kamera fordert weniger die Kraft als vielmehr die Kreativität ihres Besitzers heraus. Auch wenn man es ihr äußerlich kaum ansieht: in dem winzigen aber eleganten Gehäuse verbirgt sich modernste Technik, wie sie sonst nur in deutlich größeren Topmodellen des aktuellen DSLR- und DSLM-Kameramarktes zu finden ist.
Verweilen wir doch zunächst einmal beim Äußeren der hübschen Kleinen, es ist nämlich so schön und kann ihren Besitzer durchaus augenblicklich frei nach Goethes Faust „in Ketten schlagen“, weil man den Blick am liebsten nicht mehr von ihr wenden mag. Wir hatten für unseren Praxis-Test ‚nur‘ die Variante im schwarz belederten Gehäuse bestückt mit dem ebenfalls ganz neuen und speziell passend zur winzigen Bauform entwickelten Pancake-Zoom G Vario 1:2,5-5.6/12-32 ASPH MEGA O.I.S. zur Verfügung. Die farbigen Modelle ziehen vermutlich noch deutlich mehr Blicke auf sich. Dagegen strahlt unsere ‚Black Beauty‘ eher Diskretion und Unterstatement aus. Kaum einer wird hinter dieser niedlichen Kleinen eine ausgewachsene Systemkamera mit allen fotografischen Gestaltungsmöglichkeiten und Finessen dieser Kameraklasse vermuten. Sie ist sogar deutlich unauffälliger als so manches Smartphone mit Maxi-Display und übertrifft dennoch die Flexibilität und Bildqualität vieler DSLRs.
Auch Safari-tauglich: Die Lumix DMC GM1 mit WalimexPro 300 mm
(entspricht 600 mm beim KB-Vollformat).
Doch dieser anfänglichen Begeisterung über Stil und Design folgt die erste Enttäuschung auf dem Fuß: Die Lumix GM1 ist keine Kamera für alle Fälle und als ständige Begleiterin nur bedingt geeignet. Bei unseren ersten Praxiseinsätzen draußen herrschte herrlichster Sonnenschein. Der Winter hatte Verspätung. Der Park von der Mittagssonne in gleißendes Licht getaucht. Der Fotograf suchte verzweifelt nach einem Schattenplätzchen. Nicht etwa, weil es ihm zu warm wurde, sondern weil er die Kamera-Voreinstellungen kontrollieren wollte, die auf dem zuhause bei normaler Helligkeit hervorragend ablesbaren Monitor, jetzt nur noch schemenhaft erkennbar waren. Es wäre bestimmt eine zumutbare Forderung an die Designer der Kamera gewesen, ihr einen Zubehörschuh für die Montage eines elektronischen Suchers zu spendieren, der vielleicht die Linienführung des minimalistischen Design stören aber die fotografischen Limitierungen durch die mögliche Verwendung eines optionalen Suchers aufheben würde.
Dies sei nicht das Konzept dieser Kamera, war aus dem Hause Panasonic zu hören, die offensichtlich lieber schön als praktisch sein sollte. Also zogen wir die kleine, manchmal kaum Durchschaubare bevorzugt bei bedecktem Himmel, abends oder für Innenaufnahmen aus der Tasche und siehe da, die anfängliche Begeisterung kehrte zurück.
So wurde aus der Not eine Tugend. Auf unseren abendlichen Fotostreifzügen durch München, zum Beispiel in die BMW-Welt, konnten wir die hohen Empfindlichkeiten des Sensors nutzen, die bis ISO 25.600 reichen. Mit Empfindlichkeiten bis ISO 3200 lassen sich dabei durchaus noch vertretbare Ergebnisse erzielen. Wenn es deutlich höher geht, kann das Rauschen allerdings schon unangenehm stören.
Farbvarianten der Lumix DMC GM1
Für den Notfall ist die Kamera mit einem ausklappbaren Blitz ausgerüstet, der voll in das Gehäuse integriert ist und so im geschlossenen Zustand die elegante Linienführung nicht beeinflusst. Für indirekte Blitzaufnahmen lässt er sich nach hinten drücken. Dabei muss er aber in der gewünschten Position festgehalten werden. Das winzige Blitzgerät leuchtet einen Winkel von 24 mm voll aus und wird von der Kamera auch vollautomatisch gesteuert. Die Reichweite liegt zwischen ca. 0.5 und 4,5 Metern. Die Leitzahl beträgt 5,6 bei ISO 200. Das ist nicht besonders viel, reicht aber, um beispielsweise einen oder mehrere Sklaven-Blitze damit auszulösen. Eine TTL-Steuerung ist so aber nicht möglich. So müssen die externen Blitze als Hauptlicht eingesetzt und die Belichtungssteuerung der Kamera manuell eingestellt werden. Die Kamera verwendet ein duales Verschlusssystem mit mechanischer bzw. elektronischer Steuerung. In der Stummschaltung der Kamera, wird der Blitz nicht ausgelöst. Bei Verwendung der elektronischen Versschlusssteuerung wird das Blitzlicht nicht aktiviert. Zur Verwendung des Blitzlichts muss entweder Auto oder EFC (Elektronische Verschlusssteuerung) vorgewählt werden. Die kürzeste Verschlusszeit beträgt 1/50 Sekunde, was der Eigenart des neu für diese Kamera konstruierten Verschluss geschuldet ist, der mit einem Vorhang aus nur zwei Lamellen arbeitet.
Die Kamera motiviert durch ihre kompakte Bauweise zur unbeschwerten Schnappschussfotografie und bietet dafür verschiedene, intelligente Automatiksteuerungen. Im intelligenten Automatikmodus übernimmt sie nach einer Motivanalyse selbsttätig alle für eine Aufnahme relevanten Voreinstellungen. Im intelligenten Automatikmodus-Plus kann der Fotograf die Helligkeit und die Farbgebung durch Drehen des Einstellrades auf der Kamerarückseite zusätzlich seinen Vorlieben anpassen.
Rolls Royce – das passende Auto zur Kamera?
Schnappschuss aus der Hand in der BMW World in München
Weitere, sehr praktische, intelligente Automatiksteuerungen sind iHDR, iHand-Nachtaufnahme, iDynamik und iAuflösung. In beiden Funktionen iHDR und iHand-Nachtaufnahme nimmt die Kamera automatisch mehrere Bilder in schneller Folge auf, die sie schließlich für ein optimales Foto zusammenfügt. Im iHDR-Modus sind es Aufnahmen mit abweichender Belichtung, die zu einem neuen Einzelbild zusammengesetzt werden. Beim iHand-Nachtmodus werden in schneller Folge aufgezeichnete Bilder zu einem scharfen Einzelbild kombiniert. Dieser Aufnahmemodus empfiehlt sich, wenn für Aufnahmen mit wenig Licht kein Stativ verwendet werden kann. Der Modus i.Auflösung sorgt für Ergebnisse mit schärferen Konturen und größerer Klarheit, während i.Dynamik automatisch den Dynamikbereich optimiert. Als nützliche Funktionen für effektvolle Aufnahmen bieten sich auch die Modi Zeitrafferaufnahme, Stop-Motion-Animation oder auch Mehrfachbelichtungen mit automatischer Helligkeitsanpassung der einzelnen Belichtungen an.
Lumix DMC GM1: Starke Leistung auch bei wenig Licht.
Das Überraschende an dem kleinsten unter den Lumix G Modellen aber ist die kreative Flexibilität, die diese Kamera bietet. Sie motiviert nicht nur, sie verführt Nutzer geradezu zum Experimentieren. Sie macht das Fotografieren insgesamt durch ihre Kompaktheit leichter aber gleichzeitig durch ihr gelungenes Bedienkonzept, das dem Fotografen die Wahl zwischen Tasten und Hebeln oder eine Touchscreen Benutzerführung ermöglicht. Vielleicht wäre es aber angesichts der sich immer mehr verbreitenden Touchscreen-Geräte sinnvoll gewesen, die Dreh-Wippe und die Tasten auf der Kamerarückseite ganz wegzulassen. Das hätte mehr Platz für die Daumenauflage gebracht und die Gefahr der versehentlichen Änderung der Voreinstellungen gemindert. Ein wenig vermitteln die ewigen Retro-Elemente der Kamera-Designer den Eindruck, sie wollten um alles in der Welt vermeiden, ihre Geräte allzu modern aussehen zu lassen.
Die Lumix DMC GM1 verfügt über eine WiFi-Funktion, über die sie sich auch per Smartphone oder Tablets fernbedienen lässt. Die LiveView-Bilder der Kamera werden auf den Bildschirmen der Mobilgeräte wie Smartphone oder Tablet angezeigt aber die Aufnahmen werden zunächst auf der Speicherkarte der Kamera abgelegt. In der Wiedergabefunktion der Kamera können sie auch kabellos auf ein verbundenes Smartphone oder Tablet übertragen werden. Als Voraussetzung dafür muss die Panasonic Image App vom Google Play Store (Android) oder vom App Store (iOS) heruntergeladen und auf dem Smartphone bzw. Tablet installiert werden. Eine sehr nützliche Funktionserweiterung, auf die keine moderne Kamera mehr verzichten kann.
HDR Aufnahme mit der Lumix DMC GM1
In Kombination mit dem Pancake-Zoom 12-32 ähnelt die GM1 also eher einer edlen Zoomkompakten als einer Systemkamera mit hoher Bildqualität und einer umfangreichen Auswahl an Wechselobjektiven mit Brennweiten von 7 bis 300 mm (entsprechend 14 – 600mm beim Vollformat).
Es ist kaum zu glauben, welche kompakte Einheit die Kamera beispielsweise in Kombination mit dem 300 mm (600mm äquivalent zum Vollformat) Spiegeltele von Walimex Pro oder dem 75-300 mm Telezoom (150-600mm) von Olympus ergibt. Das müsste Naturfotografen, die mit Schulter- und Rückenproblemen ihre DSLR-Ausrüstungen durch die Wildnis wuchten, doch geradezu Tränen in die Augen schießen lassen. Wird dazu der Digitalzoom oder die erweiterte Teleobjektiv-Funktion verwendet, sind Brennweiten bis zu 1200 bzw. 2400 mm möglich. Dabei ist die Kamera durch ihren leistungsstarken Venus Engine Prozessor sogar in der Lage extrem schnelle Bildfolgen zu produzieren. Ihr elektronisch gesteuerter Einzelvorhang-Schlitzverschluss mit mechanischer Auslösung schafft bis zu 5 Bilder in der Sekunde. Mit dem elektronischen Verschluss sind sogar 40 Bilder pro Sekunde möglich. Wird im RAW-Format fotografiert sind immerhin bis zu maximal 7 Bilder in der Sekunde möglich.
Um die langen Brennweiten auch beim Fotografieren aus freier Hand nutzen zu können, gibt es zum einen die hocheffektive Mega O.I.S. Bildstabilisierung der Objektive bzw. eine kürzeste Belichtungszeit von 1/16.000s der elektronischen Verschlusssteuerung.
Asien im Münchner Westpark: Lumix DMC GM1 und Pancake Zoom.
Das kurze Auflagemaß der spiegellosen MFT-Kameras gestattet die Adaption zahlreicher Fremdobjektive. Dabei muss in der Regel auf die AF-Steuerung verzichtet werden. So erhalten Preziosen aus früheren Zeiten wie hochlichtstarke Tele- und Makro-Objektive eine neues Leben, das die kreativen Möglichkeiten der Kamera nochmals erweitert. Für die manuelle Fokussierung bietet die Lumix DMC GM1 eine Reihe nützlicher Scharfstellhilfen wie beispielsweise eine Lupenfunktion oder Fokus-Peaking bei dem die Bereiche, auf die fokussiert wurde, deutlich hervorgehoben werden.
Der Autofokus zusammen mit dem Pancake-Zoom 12-32 erschien uns rasend schnell und präzise, leider aber nicht ganz geräuschlos, was bei Videoaufnahmen mit Ton störend sein kann. Praktisch ist die Touch-AF-Funktion, die sich auch gut beim Filmen für einen Wechsel der Schärfenebene, zum Beispiel von einer Person im Bild auf eine andere als Stilmittel nutzen lässt.
Die Lumix DMC GM1 verwendet den gleichen Sensor wie die Lumix DMC GX7 mit 16 MPix Auflösung. Wie zu erwarten entsprechen daher Auflösung und Schärfeeindruck auch in etwa dem der größeren Schwester. Das neue Pancake Objektiv zeigt trotz der kompakten Bauweise eine recht gute Abbildungsleistung. Allerdings werden zum Rand hin – vor allem in der Weitwinkelstellung – leichte Verzeichnungen sichtbar, die aber nur bei kritischen Motiven mit geraden Linien an den Rändern auffällig werden. Der automatische Weißabgleich neigt zu etwas kräftigeren Farben. Das kann der Nutzer aber individuell sehr einfach seinen Vorlieben entsprechend ändern.
Aufnahmen in der Dämmerung aus der Hand erleichtert die Lumix DMC GM1
mit der iHand-Nachtaufnahme-Funktion.
Fazit: Die Lumix DSC GM1 liefert eine vergleichbare Bildqualität wie die übrigen G-Modelle mit dem gleichen Sensor. Die ultrakompakte Bauform muss mit leichten Einschränkungen bei der Bedienung durch Leute mit großen Händen bezahlt werden – ein Kompromiss, den man angesichts der tatsächlichen ‚Erleichterung’ gerne eingeht. Bei unseren Praxis-Tests erwies sie sich als eine ideale Ergänzung zur Lumix DSC GX7, die wir demnächst in unserem Hands-on vorstellen werden und die durch ihre klappbaren Sucher und Monitor sich optimal bei jedem Licht verwenden lässt. Als kleine Schwester ergänzt sie die Ausrüstung um ein leistungsstarkes Gehäuse, das auf Reisen kaum belastet aber dennoch keine Zugeständnisse bei der Qualität macht. Wünsche bleiben offen bei der Blitzsynchronzeit, die kürzer sein sollte und bezüglich eines Aufstecksuchers. Als Zweitkamera ist sie eigentlich viel zu schade. Nicht etwa, weil man sich mit dieser schicken Kamera gern überall sehen lassen möchte, sondern weil sie den Fotografen wirklich kaum belastet. Die Möglichkeit der Steuerung per App über das Smartphone erweitert nochmals ihre vielen kreativen Möglichkeiten.