Bei den diesjährigen Weihnachtsgeschenken sieht die GfK einen Trend zu mehr Sachgeschenke. Gutscheine seien weniger gefragt. Jedoch setze sich der positive Trend im Online-Handel auch in den Adventswochen fort. Nach einer GfK-Studie verunsichere die zweite Covid-19 Infektionswelle zwar hinsichtlich ihrer Konjunktur- und Einkommenserwartungen. Wie auch die aktuelle GfK Konsumklimastudie zeigt, macht sich die Hälfte der Konsumenten, ausgelöst durch Corona, Sorgen um ihre persönliche wirtschaftliche Zukunft.
Dennoch kann der Handel ein ähnlich gutes Weihnachtsgeschäft wie im vergangenen Jahr erwarten: Mit einem Budget für Weihnachtsgeschenke von durchschnittlich 330 Euro bewegen sich die geplanten Ausgaben in diesem Jahr auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Jahr 2019. Und dies obwohl bereits im vergangenen Jahr im Weihnachtsgeschäft Rekordumsätze erzielt wurden.
Auch die Geschenkeauswahl steht in diesem Jahr unter dem Einfluss der Covid-19 Pandemie. Während der Handel im Jahr 2017 noch mit einem Umsatzvolumen von 1,84 Milliarden Euro für Gutscheine rechnen konnte, wird dieses Volumen 2020 voraussichtlich deutlich kleiner ausfallen. 63 Prozent der Konsumenten wollen keine Reisegutscheine verschenken, 58 Prozent verzichten auf Restaurantgutscheine und 55 Prozent vermeiden den Kauf von Gutscheinen für Kosmetikstudios, Fitnessstudios oder andere Wellnesseinrichtungen. Reisebeschränkungen sowie die Schließung von Restaurants und Freizeiteinrichtungen zeigen hier erneut ihre Wirkung.
„Hersteller und Händler von Büchern, Spielwaren und Lebensmitteln können sich hingegen Hoffnung auf ein gutes Weihnachtsgeschäft machen“, erklärt Petra Süptitz, GfK-Expertin im Bereich Consumer Intelligence. „Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass die Menschen deutlich mehr Freizeit zu Hause verbringen als üblich. Dieser Rückzug ins eigene Heim beeinflusst nun auch die Geschenkeauswahl.“
Petra Süptitz, GfK-Expertin im Bereich
Consumer Intelligence
So wollen 9 Prozent der Verbraucher mehr Geld für Spielzeug, Brettspiele oder Puzzles ausgeben, 8 Prozent mehr Geld für Bücher und 7 Prozent mehr Geld für Lebensmittel und Getränke wie zum Beispiel Pralinen, Wein oder Präsentkörbe. Bereits seit Längerem zeigt sich ein Trend zum „Edelkochen“ mit hochwertigen und ausgewählten Zutaten. Deshalb verwundert es nicht, dass Lebensmittel und Getränke ganz oben auf der Liste der Weihnachtsgeschenke stehen. 61 Prozent der Deutschen möchten diese unter den Weihnachtsbaum legen.
Jüngere Zielgruppen wollen mehr Geld ausgeben
Unterschiede im Ausgabeverhalten gibt es bei verschiedenen Zielgruppen. So wollen die 18 bis 29-Jährigen circa 500 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben, das sind fast 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Neben Kosmetikartikeln oder Parfum wird dieses Jahr auch gern Unterhaltungselektronik geschenkt. Ein Trend, der die ohnehin positive Umsatzentwicklung im Bereich der technischen Konsumgüter zusätzlich beflügelt: Für 2020 prognostiziert GfK ein globales „Wachstum“ von 2,4 Prozent.
Davon scheint auch die Imaging-Branche zu profitieren: Die vom Photoindustrie-Verband (PIV) veröffentlichten Marktzahlen für das dritte Quartal 2020 bestätigen einen Zuwachs im Fotofachhandel sowie steigende Absätze in den Bereichen Vlogging und Smart Work.Zwar entwickel sich der Gesamtmarkt Imaging weiter rückläufig (Umsatz: -12,3 Prozent; Absatz: -19,2 Prozent), doch fällt die Jahresprognose mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft positiver aus als noch im Frühjahr gedacht. In einzelnen Segmenten verzeichne der Markt im September 2020 deutliche Wachstumsraten im Vergleich zum Vorjahresmonat.
So sind Drohnen mit +80,4 Prozent beim Absatz und +62,9 Prozent im Umsatz auch weiterhin starke Umsatztreiber. Ebenso verzeichnen Camcorder aufgrund hochpreisiger Modelle einen Umsatzanstieg von +7,7 Prozent (Prozent/Umsatz). Auch die Märkte für kompakte Systemkameras und Objektive erholen sich langsam und wachsen im Umsatz um +4,3 Prozent beziehungsweise +2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Die Bereiche Vlogging und Smart Work, also Kompaktkameras und Stative, sowie Zubehör im Sektor Ton und Licht, erfreuen sich – bedingt durch Homeschooling und -office – zunehmender Beliebtheit. Besonders positiv ist auch die Entwicklung hinsichtlich des gewählten Vertriebskanals: Der Fotofachhandel ist im September 2020 um +15,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gewachsen.
Fehlende Produktinnovationen und Lieferverzug sorgen für verschobene Umsätze
Coronabedingt und damit einhergehend in Ermangelung an Fotoevents und Messen wurden seitens der Industrie nicht nur zahlreiche Innovationen und Produkteinführungen zurückgestellt. Durch die teilweise Unterbrechung von Lieferketten in den Produktionsländern hat sich zudem die Auslieferung der bereits bestellten Produkte enorm verlangsamt. Auch Berufsfotografen haben durch weggefallene Einnahmen deutlich weniger in ihre Ausrüstung investiert. Diese aktuell fehlenden Umsätze werden sich voraussichtlich ins nächste Jahr verschieben.
Weihnachtsgeschäft kann für positive Jahresbilanz sorgen
Unter Einbezug des bevorstehenden Weihnachtsgeschäftes mit diversen Cashback- und Rabattaktionen kann das vierte Quartal noch zu einem unter diesen Umständen zufriedenstellenden Jahresabschluss 2020 führen. Für das Gesamtjahr prognostiziert GfK daher lediglich einen Umsatzrückgang, in den von ihr beobachteten Produktwarengruppen, von insgesamt -7 bis -9 Prozent.
Kai Hillebrandt, PIV Vorstandsvorsitzender.
„Die Imaging-Branche darf trotz Corona auf einen versöhnlichen Jahresabschluss hoffen. Damit lassen sich die bis zum Herbst entstandenen Defizite hoffentlich ausgleichen. Besonders der Bereich Fotofinishing profitiert vom Social Distancing, denn der Wunsch, Emotionen und Nähe in Print-Fotoprodukten auszudrücken, ist größer denn je“, sagt Kai Hillebrandt, PIV Vorstandsvorsitzender.
Vor allem aber profitiere der Online-Handel von der Covid-19 Pandemie, sich auch im Weihnachtsgeschäft zeigt. Auch wenn sich laut GFK ein Drittel der Deutschen den weihnachtlichen Bummel in der Innenstadt nicht nehmen lässt, kaufen 55 Prozent in diesem Jahr mehr Weihnachtsgeschenke im Internet als sonst. DAs gilt vor allem für die 18 bis 39-Jährigen.
„Der stationäre Handel hat nach wie vor nicht an Relevanz verloren, vor allem bei höherpreisigen und beratungsintensiven Produkten oder auch bei Produkten, die man vor dem Kauf sehen und ausprobieren möchte“, kommentiert Petra Süptitz, GfK-Expertin im Bereich Consumer Intelligence, die Situation. „Dennoch haben viele Menschen Angst, sich mit dem Coronavirus anzustecken und das Einkaufserlebnis ist aufgrund der Hygienemaßnahmen getrübt. Zudem haben viele Verbraucher während des Lockdowns im April die Vorzüge des Online-Handels zu schätzen gelernt und positive Erfahrungen mit Bestellung, Lieferung und Kundenservice gesammelt. Deshalb ist zu erwarten, dass der Online-Handel sich auch weiterhin positiv entwickeln wird. Der stationäre Handel muss kreative Zukunftskonzepte entwickeln, um Kunden langfristig zu binden.“