Die OM-D E-M1 ist bei uns seit Monaten in ständigem Gebrauch. Durch das Update auf die Firmware 2.0 ist sie wieder ganz neu und voller schöner Überraschungen. Die spektakulärsten Erweiterungen sind zweifellos die neue Keystone Korrektur, die praktisch ein Shift-Objektiv ersetzt und das Tethering Tool für die Fernsteuerung der Kamera über den PC.
Keystone Korrektur – Dinge gerade rücken
Bisher war der Begriff Keystone Korrektur vor allem in der Projektionstechnik zu finden. Sie diente dort zum Ausgleich der trapezförmigen Verzeichnung, wie sie durch eine schräg zur Leinwand gerichtete Projektion auftritt. In der Fotografie sind es die stürzenden Linien, die durch eine schräg zu den senkrechten Linien des Motivs gehaltene Kamera entstehen. Der englische Begriff Keystone bezeichnet ursprünglich den häufig trapezförmigen Schlussstein eines Gewölbes. Die Keystone Korrektur dient zum Ausgleich der Trapezform in ein Rechteck.
Mit der Keystone Korrektur lassen sich trapezförmige Verzerrungen vertikal wie horizontal
eliminieren oder verstärken.
Normalerweise lassen sich solche nicht immer erwünschten Effekte nur mit Hilfe von Shift-Objektiven vermeiden. Diese sind allerdings bisher für MFT-Kameras nicht erhältlich. Ansonsten aber sind sie teuer und häufig auch nur schwer korrekt einzustellen. Zudem bedeuteten sie auch immer den Verzicht auf die automatische Scharfstellung. Mit der jetzt bei der OM-D E-M1 zur Verfügung stehenden Keystone-Korrektur ist dies nun praktisch mit jedem Objektiv und sogar ohne Verzicht auf die automatische Scharfstellung möglich. Die Perspektive-Steuerung steht in den Betriebsarten P, A und M zur Verfügung und wird über das Aufnahme Menü 1 aktiviert. Als Bestätigung der Aktivierung erscheint auf dem Monitor oben in der Mitte ein Symbol mit einem trapezförmigen Gitter. Die Korrektur erfolgt über das vordere bzw. hintere Einstellrad. Mit den Pfeiltasten des Multifunktionswählers auf der Kamerarückseite lässt sich der Rahmen für den Bereich wählen, der aufgezeichnet werden soll. Praktisch ist die Möglichkeit, die Keystone-Korrektur auf eine der frei belegbaren Funktionstasten der Kamera zu legen, um sie jederzeit schnell aktivieren oder deaktivieren zu können.
Erspart in vielen Situatioen ein Shift-Objektiv: Die Keystone Korrektur der OM-D E-M1.
Tethering – die Fernsteuerung per Kabel vom PC
Fernsteuern lässt sich die Olympus OM-D E-M1 per Smartphone oder Tablet PC mit der Ol. Share-App seit eh und je. Für die professionelle Arbeit im Studio ist mit dem Firmware Update und mithilfe der ebenfalls neuen Olympus Capture Software jetzt auch eine erweiterte Fernsteuerung sowie die blitzschnelle Datenübertragung per USB mit dem Notebook oder Desktop PC möglich. Die neue, von der Olympus Support Website kostenlos herunterladbare Capture Software, lässt sich zudem mit der Viewer 3 Bildbearbeitungssoftware, die Olympus den OM-D-Anwendern ebenfalls kostenlos zur Verfügung stellt, verknüpfen. So ergibt sich ein geschlossener Workflow von der Aufnahme bis zur RAW-Datenentwicklung und dem Weiterleiten der fertig bearbeiteten Bilder an den Auftraggeber oder dem Posten im Worldwide-Web. Somit stehen OM-D E-M1 Fotografen zusätzlich zu der Kameraauslösung über die als Zubehör erhältliche Kabelfernbedienung oder neben der Steuerung über mobile Android oder iOS-Geräte nun auch die kabelgebundene, professionelle Bedienung über ein Notebook oder den Desktop-PC zur Verfügung. Bei der Steuerung der Kamera über die Olympus Capture Software, wird der Ladezustand des Kamera-Akkus in der Software angezeigt. So kann der Fotograf sehen, wieviel Energie aktuell noch in der Kamera zur Verfügung steht.
Screenshot der Olympus Capture Software für die Kamerasteujerung vom Notebook oder PC.
Live Composite – Setzt viele Aufnahmen zu einem Bild zusammen
Neidvoll haben OM-D E-M1 Fotografen bisher auf die Besitzer der deutlich preiswerteren OM-D E-M10 blicken müssen, die neben den Langzeit-Belichtungsmodi Live Bulb und Live Time die zusätzliche Funktion Live Composite bot. Mit dem Firmware Update steht jetzt auch für die E-M1 die Live Composite Option zur Verfügung. Bei dieser Technik für Langzeitaufnahmen setzt die Kamera eine Vielzahl von nach einander aufgenommenen Fotos zu einem neuen Bild zusammen.
Eine von vielen Effekten von Langzeitbelichtungen, die sich mit der neuen Live Composite Funktion realisieren lassen. Die linkeAufnahme wurde mit Vollautomatik, die rechte mit Live Composite gemacht.
Dazu wird in der Betriebsart M die Kamera mit der Verschlusszeiteneinstellung auf die Position ‚LIVECOMP‘ gestellt. Diese Funktion eignet sich für Aufnahmen bei denen sich die hellen Bildbereiche des Motivs während des Aufnahmezeitraums verändern Dazu zählen beispielsweise Motive wie ein Sternenhimmel oder ein Feuerwerk. Zusätzlich zu der ‚LIVECOMP‘ Einstellung wird eine Referenzbelichtungszeit für die Einzelbelichtungen festgelegt. Um sich diese Voreinstellung für die ‚LIVECOMP‘ Funktion anzeigen zu lassen, wird die Menü-Taste auf der Kamerarückseite gedrückt. Es erscheint ein Auswahlmenü, in dem der Fotograf mit den Pfeiltasten die Belichtungszeit für die einzelnen Serienaufnahmen vorwählen kann. Dabei stehen mögliche Belichtungszeiten von einer halben bis zu 60 Sekunden zur Wahl. Zur Aktivierung der Funktion wird der Auslöser einmal gedrückt. Auf dem Monitor erscheint dann eine Anzeige der Aktivierung. Zum Start der Aufnahmereihe wird dann erneut der Auslöser gedrückt. Die Kamera nimmt nun in vorgegebenen Intervallen ihre Bildserie auf. Das jeweils aktualisierte Composite Bild wird nach jeder Aufnahme angezeigt. So kann der Fotograf die Auswirkungen der neuen Belichtung auf das neue Gesamtbild im gesamten Belichtungsprozess beobachten. Gefällt ihm das Ergebnis beendet ein erneuter Druck auf den Auslöser die Composite-Aufnahme. Die maximale Dauer für ein Composite Foto beträgt drei Stunden. Sie ist jedoch vom aktuellen Ladezustand des Akkus abhängig.
Fotostory – Jetzt auch mit Pause
Eine ganz besondere Form des Erzählens von Geschichten in Bildern ist die Fotostory, die es in dieser Form nur bei Olympus gibt. Bisher fügte Fotostory verschiedene, hintereinander aufgenommene Fotos zu einem sogenannten Composing zusammen. Standen dafür zunächst nur die Mustervorlagen Standard, Geschwindigkeit und lustige Rahmen zur Verfügung, so sind jetzt zwei weitere Vorlagen hinzugekommen: Vergrößern/Verkleinern und Layout. Was aber noch wichtiger ist: Jetzt kann der Fotograf die Aufnahmeserie unterbrechen und zwischenspeichern, um sie später wieder aufzunehmen, fortzusetzen oder zu beenden. Durch Drücken der Menü-Taste im Fotostory-Modus erscheinen die Optionen ‚Sichern‘, ‚Spät. Beend.‘ und ‚Löschen‘. Durch Betätigen der Pfeiltasten wird eine der Optionen ausgewählt und durch die OK-Taste bestätigt. Bei der Wahl von ‚Spät. Beend.‘ werden die bereits gemachten Aufnahmen gespeichert und die Serie kann zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen werden. So ist es beispielsweise jetzt möglich, wichtige über den Tag verteilte Ereignisse in einer Fotostory zusammen zu fassen und dennoch zwischendurch weitere Einzelfotos aufzunehmen.
Zwei neue Vorlagen und die Möglichkeit die Serie vorrübergehend zu unterbrechen
und später fortzusetzen bietet jetzt die Fotostory-Funktion
ART-Filter – zwei neue Filter mit zusätzlichen Effekten und Varianten
Die beliebten Art-Filter von Olympus sind nochmals um zwei zusätzliche Effekte erweitert worden. Es sind die Filter ‚Vintage‘ und ‚Partielle Farbe‘. ‚Vintage’ gibt den Aufnahmen das Flair früher Farbfotografien aus analogen Zeiten. Dabei kann der Fotograf unter drei verschiedenen Tonungen wählen. Zusätzlich zu diesen Varianten gibt es noch die Möglichkeit Schatten oben und unten sowie links und rechts oder Unschärfe links und rechts hinzuzufügen.
Besonders raffiniert ist der Art-Filter ‚Partielle Farbe’ gestaltet. Anders als bei ähnlichen Filtern verwendet Olympus keine Farbpipette zur Farbwahl sondern den Farbgestalter mit seinem Farbkreis. Damit kann der Fotograf präzise die Farben bestimmen, die erhalten bleiben sollen, während alle übrigen schwarzweiß abgebildet werden.
Die beiden neuen Varianten Filter ‚Vintage‘ und ‚Partielle Farbe‘ erweitern die ART-Filterpalette.
Filmeffekt – Alter Film
Um Videoaufnahmen die Anmutung historischer Dokumente zu geben, lässt sich der neu mit dem Update hinzugekommene Effekt ‚Alter Film‘ verwenden. Bei diesem digitalen Filter werden nach dem Zufallsprinzip Kratzer und Streifen auf dem Filmbild verteilt, so dass der Zuschauer den Eindruck erhält, dass es sich um eine alte Filmaufnahme handele. Wie die anderen Filmeffekte wird auch dieser durch Antippen des Symbols auf dem Touchscreen aktiviert. Nochmaliges Antippen schaltet ihn wieder aus.
Kontinuierliche Schärfentiefe-Anzeige
Im Anwender-Menü D gibt es jetzt eine zusätzliche Funktion mit der Bezeichnung ‚Sperren‘. Wird sie aktiviert, bleibt die Schärfentiefe-Vorschau auch dann eingeschaltet, wenn die Schärfentiefentaste an der Kamerafrontseite wieder losgelassen wird. Erneutes Drücken der Taste schaltet die Vorschau wieder aus. So hat der Fotograf beim Fotografieren mit LiveView die präzise Kontrolle über den Einfluss der gewählten Blende auf die Schärfenausdehnung.
Ist die Funktion ‚Sperren‘ aktiviert, bleibt die Anzeige der Wirkung der eingestellten Blende
auch nach dem Loslassen der Abblendtaste aktiv.
Motivprogramm ‚Schwenken‘ für einfache Mitzieheffekte
Insgesamt bietet die Olympus OM-D E-M1 nach dem Update auf die neue Firmware 2.0 jetzt 25 SCN Einstellungen. Neu hinzugekommen ist der Modus ‚Schwenken‘ für eindrucksvolle Mitzieheffekte. Ist diese Funktion aktiviert, erkennt die Kamera automatisch die Bewegung und steuert eine längere Belichtungszeit ein, um dadurch einen optimalen Mitzieheffekt zu erreichen. Die Kamera zeigt durch zwei unterschiedliche Symbole an, ob sie eine Schwenkbewegung erkannt hat oder nicht. Bei der Verwendung von Objektiven mit eingebautem Bildstabilisator sollte im Schwenkmodus die Bildstabilisation am Objektiv deaktiviert sein.
Die SCN-Motivprogramme wurden zudem um die Funktion ‚Schwenken‘
für eindrucksvolle Mitzieheffekte erweitert.
Viele nützliche Optimierungen
Neben diesen oben beschriebenen, acht Funktionserweiterungen haben die Software-Entwickler von Olympus für das Firmware Update 2.0 zur OM-D E-M1 zusätzlich sechzehn Funktionen der Kamera verbessert und damit die Benutzerfreundlichkeit weiter optimiert. So ist die LiveView-Bildanzeige schneller geworden.
In der Live Info (Live Guide) Betriebsart können jetzt mehrere Parameter gleichzeitig variiert und kontrolliert werden. Besonders praktisch ist auch die Möglichkeit, in den HDR-Modi 1 und 2 eine Belichtungskorrektur um bis zu +/-3 Lichtwerte vorzunehmen. So lassen sich sehr schnell die Grundeinstellungen für Belichtungsreihen bei der HDR-Fotografie verändern. Eine Besonderheit einiger OM-D-Kameras ist der Farbgestalter, mit dem sich sehr einfach die Farbcharakteristik der Aufnahmen verändern lässt. Seine Bedienung ist nun dadurch noch einfacher geworden, dass er sich mit einem einfachen Druck auf die Menu-Taste auf den ursprünglichen Bildmodus zurückstellen lässt.
Mit dem Firmware Update sind nun auch Belichtungskorrekturen
im Bereich von +/- 3 bei HDR 1 und 2 Aufnahmen möglich.
Weitere Optimierungen betreffen den Film-Telekonverter, die individuelle Selbstauslöser-Funktion den MF Assistenten sowie die Fokus Peaking-Anzeige. Neu hinzu kam die Einstellung „elektronische Zoomgeschwindigkeit“, mit der bei Verwendung eines kompatiblen Objektivs die Geschwindigkeit der Brennweitenverstellung gewählt werden kann. Die Funktion wird durch ein entsprechendes Symbol auf dem LCD-Monitor angezeigt. Zudem wurde ein Schnellzugriff über die Pfeiltasten auf die Funktionen „Unterwasser-Weitw.“/„Unterwasser-Makro“geschaffen. Die Touchfunktionen wurden verbessert und die Nivellierungs- sowie die Histogramm-Anzeige lassen sich nun auch in der vergrößerten Einzelbildanzeige kontrollieren. Dazu wurde der vergrößerten Einzelbildanzeige das Symbol für „Touchscreen aus“ hinzugefügt.
Überhaupt wurden die Anzeigen der aufgezeichneten Aufnahmeinformationen erweitert. So können nun die mit den in HDR1/HDR2 Betriebsart aufgezeichneten Aufnahmeinformationen auf dem Wiedergabebildschirm abgerufen werden. So stehen jetzt auch Informationen zur Anzahl der zusammengesetzten Aufnahmen der mit Live Composite aufgenommenen Bilder zur Verfügung.
Die Schnellzugriffsfunktion auf die Einstellparameter wird nun auch von den Einstellungsmenüs der Live Composite, Live BULB und Live LANGZEIT Betriebsarten unterstützt. Im Anwendermenü kann bei Stellung des Schalters auf der Rückseite der Kamera auf die Position 2 HDR-Taste auch das BKT-Menü aufgerufen werden. So lassen sich sehr bequem automatische Belichtungsreihen programmieren.
Eine weitere Verbesserung hat die LivevVewfunktion der Kamera erfahren. Sie beschert Anwendern vor allem bei schnellen Bildfolgen einen unterbrechungsfreien Bilck auf dasa Motiv. Durch die Verkürzung der Bildfwiederholrate auf nur noch 16 Millisekunden ergibt sich ein besonders klares, flickerfreies Sucherbild.
Fazit:
Bei den Firmware Erweiterungen und Funktionsoptimierungen, handelt es sich um weit mehr als die sonst üblichen mit Firmware Updates erreichten, sogenannten Bugfixes um eventuelle Fehler auszumerzen. Wer sich heute eine OM-D E-M1 Systemkamera kauft, bekommt eine um viele Funktionen erweiterte und in der Bedienung deutlich verbesserte Kamera, wie sie manch anderer Hersteller als neues Modell herausgebracht hätte. Das Schöne in diesem Fall ist die Tatsache, dass an diesen Neuerungen und Optimierungen durch das kostenlose Update auch die Käufer der ersten Stunde profitieren. Sie bekommen durch das Update auf die Firmware 2.0 praktisch eine neue noch modernere Kamera.