Die gerade startende Blumenfestivalsaison bietet großartige Gelegenheiten für effektvolle Makrofotos von Blumen und anderen Pflanzen. Flora- und Fauna-Spektakel wie die Blumeninsel Mainau, die Rosenstadt Sangerhausen im Südharz mit der größten Rosensammlung der Welt oder – wenn es etwas weiter weg sein darf – die Chelsea Flower Show in London (22.-26. Mai) zeigen viele verschiedene Arten von Blumen und Pflanzen an einem Ort, darunter zahlreiche seltene Exoten. Auch Botanische Gärten bieten Makrofotografen eine Fülle von Motiven. Der renommierte Naturfotograf Christian Ziegler gibt Einsteigern Tipps zur Inszenierung von Blumen durch den Einsatz von mit künstlichem Licht.
Foto Christian Ziegler.
Persönlich und nah
Selbst wenn es um scheinbar simple Motive geht, ist auch bei der Blumen- und Pflanzenfotografie die Planung der Schlüssel zum Erfolg. Insbesondere, wenn es um die Makrofotografie bei Nacht geht, entscheidet das Wissen um die Blumen und ihre Blütezeit über den Erfolg. Einige Blumen blühen nur eine Nacht und dann nur für wenige Stunden, andere bietet ein Farbenspektakel über mehrere Tage und Nächte.
„Ich denke auch, dass es wichtig ist, den Charakter der Blume im menschlichen Sinne zu verstehen. Ich schaue mir eine Blume an, um zu sehen, was sie ungewöhnlich macht. Ich tendiere dazu, nach humorvollen Elementen zu suchen und diesen Teil ihres Charakters hervorzuheben. Sobald Sie die Charaktereigenschaften ihres Motivs aufgedeckt haben, können sie die Aufnahme gestalten“, rät Christian Ziegler.
Ein weiteres wichtiges Gestaltungselement ist die räumliche Nähe. „Ich ziehe es oft vor, der Blume sehr nahe zu kommen und nur einen Teil davon zu zeigen. Es ist erstaunlich, was dabei aus den Blumen werden kann. Ich habe einmal eine Krabbenspinnenorchidee fotografiert und ihre ungewöhnliche Form lässt sie wie eine Heuschrecke aussehen.“
Geeignete Beleuchtungstechniken
Ein Besuch eines Blumenfestivals am Tag dient der Orientierung und bietet die Möglichkeit, verschiedene Blumen und Pflanzen zu vergleichen und eine Vorauswahl für das spätere Shooting zu treffen.
„Ich finde oft, dass man durch die Aufnahme und das Studium eines klassischen Porträts die einzigartigsten und eigenartigsten Details einer Blume erkennen kann. Bei der nächtlichen Fotosession kann dann sowohl mit dem Aufnahmewinkel als auch mit der Beleuchtung experimentiert werden, um die jeweiligen Eigenschaften hervorzuheben.“
Foto Christian Ziegler.
Das Experimentieren mit Licht ist eine weitere spannende Möglichkeit, die Bildaussage zu verändern. „Ich arbeite gerne in der ‚Blauen Stunde‘. Das Licht wirkt einfach magisch. Etwa zwanzig Minuten nach Sonnenuntergang hat man den perfekten Blauton.“ Zusätzliche Blitzunterstützung sorgt dann für eine punktuelle Ausleuchtung des Motivs. Bei kompletter Dunkelheit und mit der Nutzung eines Blitzes kann man ganz andere Blumenbilder zeigen. Die volle Kontrolle über das Licht hilft, die Blume vor dem Hintergrund freizustellen und die Aufmerksamkeit auf die Elemente zu lenken, die hervorgehoben werden sollen.
„Ich empfehle auch, mit ultraviolettem Licht zu experimentieren – oft gibt es Muster auf einem Blütenblatt, die man nicht sehen kann, bis man die Blüte mit einer UV-Taschenlampe beleuchtet. Man weiß nie, was man findet, und das gehört zweifellos zum Nervenkitzel!“
Manuelle Kontrolle
Die manuelle Wahl von Zeit und Blende garantiert den maximalen kreativen Spielraum. „Normalerweise versuche ich Blende 16 bis 22 vorzuwählen, besonders bei Nahaufnahmen. Wenn Sie sich auf ein Element der Blume konzentrieren möchten, empfehle ich, die Blende ziemlich offen zu halten, bei etwa Blende 5,6. Für Anfänger, die Hilfe bei der Bildkomposition suchen, bietet die Drittelregel oder der Rastermodus eine gute Orientierung.“
Mauerblümchen inszenieren
Es müssen ja nicht immer die Exoten sein – auch gewöhnliche Blumen und Pflanzen können außergewöhnlich aussehen. Wenn sie entsprechend inszeniert werden. Rote, orangefarbene und gelbe Blumen, wie z.B. Tulpen, können durch Blitz so akzentuiert werden, dass die Farben richtig „knallen“. Besonders eignen sich Ringblitze wie das Macro Ring Lite MR-14EX II oder das Macro Twin Lite MT-26EX-RT für den Einsatz in der Makrofotografie. Die Option, Speedlite Blitzgeräte drahtlos über Lichtimpulse oder Funk fernzusteuern, ergibt zudem eine Fülle an kreativen Einsatzmöglichkeiten.
Foto Christian Ziegler.
„Einfachere und stark duftende Blumen, wie z.B. Gardenien werden oft von nachtaktiven Tieren wie Motten und Fledermäusen besucht. Mit ein wenig Vorplanung und einem Quäntchen Glück lässt sich ein solcher Moment auch mit der Kamera einfangen.“ Auch bei einem solchen Set unterstützt der Einsatz der kompakten Speedlites den Fotografen darin, die Aktion mit knackiger Schärfe einzufangen.
Aufnahme – läuft
„Pflanzen können sich nicht bewegen – das macht die Vorbereitung viel einfacher. Ich fotografiere gerne Pflanzen in der Natur, deshalb bin ich immer mit einem tragbaren schwarzen Hintergrund unterwegs, um die Blumen vom Rest ihrer Umgebung zu isolieren. Dadurch wird sichergestellt, dass der Fokus ausschließlich auf der Blume liegt. Mit einem stabilen Stativ lassen sich auch ungewöhnliche Aufnahmewinkel perfektionieren. Für meine Aufnahmen setze ich das Canon EF 100mm f/2.8L IS Macro USM zusammen mit der EOS-1D X Mark II ein. Diese Kombination erzeugt ein scharfes, klares und fesselndes Bild, das die natürliche Schönheit, von der wir umgeben sind, in beeindruckender Art und Weise einfängt.“
Speziell bei EOS Kameras mit APS-C-Sensoren bieten das EF-S 60mm f/2.8 Macro USM oder das zuletzt entwickelte EF-S 35mm f/2.8 Macro IS STM mit integrierter LED-Leuchte die Möglichkeit in die Welt der kleinen Dinge vorzudringen. Auch für die kompakte, spiegellose EOS M Serie steht mit dem EF-M 28mm f/3.5 Macro IS STM ein Objektiv mit integrierter LED-Leuchte für Exkursionen in den Makrokosmos zur Verfügung.
Workshops von Canon zur Makrofotografie und auch anderen Themen finden Sie hier…