Hannah Weinberger, Is it and are you – bound?, 2020, Kunstmuseum Bonn, 2021,
Foto: David Ertl
Hannah Weinberger (*1988 in Filderstadt) lebt und arbeitet in Basel. 2013 schloss sie ihr Studium an der Zürcher Hochschule der Künste mit einem Master of Arts (Mediale Künste) ab. In ihrer Ein-Kanal-Videoarbeit Is it and are you – bound? (2020) nimmt Weinberger die Betrachter:innen mit auf eine Reise zu öffentlichen Räumen und Plätzen. Zentrales Motiv sind zahlreiche Skulpturen, die Weinberger in den letzten fünf Jahren auf Reisen entdeckte und deren starre Körper und Oberflächen sie mit der Kamera akribisch erkundet, umfährt und abtastet.
Als Betrachter:in der Installation im Museum wird man unmittelbar in das Bildgeschehen hineingezogen, sodass es scheint als würde man selbst an den leblosen Gestalten vorbei flanieren. Indem Weinberger die zeit- und materialintensive Technik der Bildhauerei ins Zentrum der Arbeit stellt, reflektiert sie ihre eigene künstlerische Praxis, die im Gegensatz zum klassischen Medium der Skulptur ephemer und entmaterialisiert ist. Auf subtile Art und Weise spiegelt die Videoarbeit mit ihrem Spiel zwischen Nähe und Ferne zudem die derzeitige Krise wider, die von sozialer Distanz und Isolation in der Gesellschaft geprägt ist. Weinbergers vielfältiges Gesamtwerk sowie ihre Fähigkeit, eindrucksvolle Erfahrungsräume zu erschaffen, die stets das Denken und Fühlen der Betrachter:innen miteinschließt hat die Jury dazu bewogen, sie als Preisträgerin auszuwählen.
Über den Preis
Im Jahr 1984 rief die Kunstmäzenin Dorothea von Stetten (1913-2011) den nach ihr benannten Förderpreis ins Leben, der seitdem alle zwei Jahre im Kunstmuseum Bonn vergeben wird. Bis 2012 konzentrierte sich die Förderung ausschließlich auf in Deutschland lebende Kunstschaffende. Seit 2014 nimmt der Förderpreis die Kunstszenen der Nachbarländer Deutschlands in den Blick. 2020 richtet sich der Preis nun an Nachwuchskünstler*innen aus der Schweiz. Acht Schweizer Kunstexpert:innen wurden gebeten, jeweils eine:n Künstler:in für den Wettbewerb zu nominieren. Eine Jury hat aus dieser Auswahl die drei Finalist:innen Marie Matusz (*1994 Toulouse, FR), Jan Vorisek (*1987 Basel, CH) und Hannah Weinberger (*1988 Filderstadt, DE) bestimmt, die eigens für die Ausstellung neue, ortsspezifische Arbeiten entwickelt haben.
Die Ausstellung Dorothea von Stetten-Kunstpreis 2020. Junge Kunst aus der Schweiz ist noch bis zum 25.4.2021 im Kunstmuseum zu sehen.