Erstmals in Deutschland stellt das Museum Brandhorst über 100 Fotografien von Cy Twombly vor. Blumenstillleben, Landschaften und vor allem auch Atelieraufnahmen zeigen, welches Licht und welche Atmosphäre der Künstler in diesem Medium bevorzugt. Auffällig ist die Unschärfe aller Aufnahmen, die nicht zufällig an die Piktorialisten des späten 19. Jahrhunderts erinnert. Der Verlust an motivischer Deutlichkeit wird allerdings aufgewogen durch den Gewinn an bildhafter Präsenz. Etliche Darstellungen sind darüber hinaus
bewusst überbelichtet, so dass sich die stoffliche Integrität der Sujets auflöst.
Erst in den 80er Jahren trat er mit seinem bis dahin unbekannten plastischen Werk an die Öffentlichkeit. Zu Beginn der 90er Jahre folgte das photographische Oeuvre, zunächst durch Galerieausstellungen und Buchpublikationen. Im Sommer 2009 führte dann die
Retrospektive des Museums moderner Kunst in Wien alle Gattungen zusammen.
Erkennbar wurden Parallelen in der medialen Entwicklung: Twombly zeichnet auf
seine Leinwände, er verwendet Ölfarbe auf Papier, er bemalt die weißen
Gipsskulpturen, und mit seinen Photos bezieht er sich auf sein bildnerisches Werk
und auf seine Lebens- und Erfahrungswelt.
Im Museum Brandhorst sind nicht nur Fotografien von Cy Twombly zu bewundern. Das Museum auch über Gemälde, Skulpturen und Papierarbeiten, die im Obergeschoss untergebracht sind. Die Fotografien werden aus konservatorischen Gründen wegen des Tageslicht im Untergeschoss gezeigt. Das macht es dem Besucher nicht einfacher die Motivzusammenhänge der unterschiedlichen Medien, die der Künstler verwendet hat, wahr zu nehmen – aber hohe Kunst kann auch ein bisschen Anstrengung erwarten.