Lassen Sie mich zur Beantwortung der selbst gestellten Frage mit dem Morgen des zweiten Veranstaltungstages beginnen: Mit dem Vortrag von Peter Holzer, über das für den Erfolg unvermeidliche Verlassen der Komfortzone. In seiner Keynote wies er daraufhin, wie sehr das letzte Jahrzehnt von Veränderungen gekennzeichnet gewesen sei, von Veränderungen die für Viele der Branche auch von Schmerz begleitet waren. Technologien und Märkte haben sich dramatisch verändert. Manches traditionelle Geschäftsmodell habe sich überlebt. Gleichzeitig aber böten sich viele erfolgversprechende neue Möglichkeiten. Doch um diese wahrzunehmen, müssten die Handelnden ihre so bequeme Komfortzone, in der sie sich so schön eingerichtet haben, wieder verlassen und sich auf den schwierigen Weg des Aufbruchs machen, der nicht selten durch das Tal der Tränen führt.
Raus aus der Komfortzone lautet Peter Holzers Erfolgsrezept. Er ist Berater und Lehrer
an der Business School des St. Gallen Management Institutes (SGMI).
Diesen Weg beschreiten die meisten der um die 200 Forumsteilnehmer seit nunmehr acht Jahren. Viele von ihnen sind Wiederholungstäter. Die meisten wissen, was es heißt, die alten Gewohnheiten über Bord zu werfen und sich auf ungewisses Neuland zu begeben. Aber wenn man mit ihnen in den reichlich bemessenen „Networking Pausen“ spricht, findet man schnell heraus, dass es sich zum großen Teil auch um die Erfolgreichen der Branche aus Handel, Industrie und auch der Medien handelt.
Nicht selten hat man den Eindruck, als wäre gerade ein Fußballspiel ergebnislos zu Ende gegangen und die Spieler wollten vor Beginn des Elfmeterschießens und dessen ungewissen Ausgangs einen Kreis bilden, um sich gegenseitig zu motivieren und Mut zu machen. Denn eines haben die an die hundert Vorträge, Erfolgstories und Analysen der letzten acht Foren gezeigt: Die Zukunft lässt sich am besten voraussagen, wenn man sie selbst mitgestaltet.
Das haben der Verleger Thomas Blömer, Erfinder, Initiator sowie Organisator des BFI und die KoelnMesse
http://www.koelnmesse.de mit dem Business Forum Imaging erfolgreich getan. Auch wenn es, wie es nach Peter Holzer sein muss, manchmal wehtat. Den ersten Zahn hat Thomas Blömer der Branche schon auf der ersten Veranstaltung gezogen, als er und seine Referenten ihr klar machen mussten: „The next Big Thing“ wird es nicht geben. Die Zukunft des Imaging ist klein und smart.
Unternehmergeist, Engagement und Kundenorientiertheit sind
für das CeWe Vorstandsmitlied Dr. Christian Friege noch immer
die wesentlichen Voraussetzungen für nachhaltigen Erfolg.
Das gilt auch heute noch! So zumindest sah es Dr. Christian Friege, Vorstandsmitglied bei CeWe, der schon in seiner Eröffnungskeynote am ersten Veranstaltungstag darauf hingewiesen hatte, dass die wichtigsten Branchenneuheiten des jungen Jahres nicht von der Kameraindustrie vorgestellt worden seien, sondern von den Smartphone-Herstellern und deren Branche auf dem Mobile World Congress der gerade in Barcelona stattfand. Dort haben Huawei und Sony Smartphones vorgestellt, deren herausragende Kennzeichen ihre Kameras seien. Dabei konnte das Huawei 10 Plus gleich mit drei integrierten Leica Kameras aufwarten. Aber Dr. Cristian Friege wies gleichzeitig auch darauf hin, dass sich prinzipiell die Erfolgsrezepte von früher kaum von den heutigen unterscheiden würden. Das versuchte er am Beispiel der CeWe Firmengründer Helene und Carl Wöltje und des erfolgreichen Weges in die Zukunft des Unternehmens durch ständige Veränderungen hindurch, zu verdeutlichen. Dass CeWe als Foto- und Druckdienstleister heute so erfolgreich dasteht, verdanke das Unternehmen seinem ständigen, konzentrierten Blick auf seine Kunden und der Veränderungen ihrer Bedürfnisse.
Alberto Spinelli, Director Digital Service Business von Canon Europe
sieht ein Wandel in der Bedeutung der Bilder und damit verbunden
auch ein neues Ökosystem für daas Bildergeschäft.
„Imaging Beyond Limits“: Grenzüberschreitungen waren das Thema des diesjährigen Business Forums. Erstmals hatten die Veranstalter das Wort „memories“ als Bestandteil des Titels gestrichen und damit signalisiert, dass Bilder heute weit mehr Aufgaben erfüllen, als unsere Erinnerungen zu stützen. Darauf wies vor allem Alberto Spinelli, Director Digital Service Business von Canon Europe in seinem Vortag hin. Verbraucher würden mit der Zeit den Zugriff auf ihre Bilder verlieren. Seien Bilder früher im Laufe der Jahre immer wertvoller für die Menschen geworden, so gingen sie heute nach einer kurzen Nutzungsphase häufig ganz verloren. Darum sei Canon dabei ein Ökosystem aus digitalen Dienstleistungen zu entwickeln, das es Menschen einfach mache, ihre Erinnerungen auf jedem nur denkbaren Display jederzeit und überall erneut zu erleben. Dabei sei es die Kernstrategie, Verbrauchern Erlebnisse zu vermitteln, die ihre Bilder in die digital vernetzte Welt integrieren, um damit eine emotionale Verbindung der Verbraucher zur Marke Canon zu schaffen.
Camera as a Service
Einen ganz anderen Weg, durch Fotografien Emotionen auszulösen, will Sergey Korzhenevich, Mitbegründer und CEO von Relonch, gehen. Sein Konzept gegen die Smartphone-Fotografie ist wirklich grenzüberschreitend, abgedreht und verblüffend zugleich: Er rückt das gute Bild in den Mittelpunkt, dass jeder mit der Relonch Kamera praktisch garantiert bekommt, ohne dass dazu fotografische Grundkenntnisse erforderlich seien. In San Francisco hat Relonch bereits einen Showroom, wo Kunden sich die Kamera ausleihen können, die eher einem modischen Design-Accessoire als einer klassischen Kamera ähnelt. Nur Sucher, Auslöser und die klassische Form mit Objektiv und Prisma, erinnern daran, dass es sich um eine Kamera handelt.
Sergey Korzhenevich, Gründer und CEO von Relonch überraschte
mit einem völlig neuen ‚Camera as a Service‘ Konzept.
Jeder Verbraucher verdiene Fotos in der Qualität, wie sie auch der White House Photographer so eindrucksvoll von der Familie Obama aufgenommen hat und die auf der ganzen Welt Begeisterung ausgelöst hätten. Wie das möglich ist: Natürlich mit dem „Camera as a Service“ Konzept von Relonch. Und das geht so: Die Kamera überträgt die RAW-Bilder automatisch in das Datenzentrum von Relonch, wo sie entwickelt und optimiert werden und schickt dann die Daten zurück an den Kunden. Der kann sich dann aussuchen ob er eines oder mehrere der Bilder bestellen möchte. Die demonstrierte Bildqualität war verblüffend und die Kamera zweifellos ein Hingucker für Design-Freaks.
Schon Tradition hat die Präsentation von Hans Hartmann, der aktuelle Smartphone-Apps und ihre Geschäftsmodelle von deren Entwicklern in nur jeweils vier Minuten erläutern lässt. Es ist ein schneller Überblick darüber was augenblicklich von den Anwendern als „cool“ angesehen wird oder was das Potenzial besitzt, es werden zu können. Sieben Entwickler hatten diesmal die Chance, ihre Idee den Besuchern zu vermitteln. Es war begeisternd, wie einfach es diese zum Teil sehr jungen Firmen es ihren Kunden machen individualisierte Fotoprodukte per Smartphone zu bestellen. Ob Kalender, Fotobücher, Postkarten oder Fotogeschenke, das Alles ist nur wenige Wischer über den Touchscreen weit entfernt.
Hans Hartman (links), President von Suite 48 Analytics, moderierte
die Vorstellung von sieben innovativen App-Entwicklern.
Im Bild im Gespräch mit Meik Lindberg von Vukee.
Was geht, wie geht’s und wer geht?
Natürlich dürfen bei einem Blick in die Zukunft, die Zahlen von gestern nicht fehlen. Die lieferte traditionell Heribert Trippenhauer, Global Director, Photo, Office and Stationery, GfK Retail and Technology, und zeichnete damit eine Situation der Branche, die weit besser sei, als es die augenblicklich allerorts angestimmten Klagen vermuten lassen. Das der Imaging Markt eher wachse als schrumpfe führte er auf die zunehmende Diversifizierung der Hardware Produkte zurück. Die Impulsgeber seien vor allem die Action Cams, VR-Systeme und Multicopter. Letztere so wurde an anderer Stelle ausgeführt, würden bei den Stückzahlen bereits die Zehnmillionengrenze überschreiten.
Heribert Trippenhauer, gfk, berichtete über die die Trendprodukte
des Imagingmarktes.
Wie die neuen Perspektiven vor allem die professionelle Fotografie revolutionieren werden, führte Jörgt Schamuhn, COO Yuneec Europe, aus. Er wies auch auf den Verfall von Preis und Margen hin, der das Geschäft im unteren Segment unattraktiv mache. Besonders interessant machten sein Vortrag die Ausführungen über die Entwicklung von Sicherheit und die erforderlichen, behördlichen Regulierungen, die für Yuneec und seinen Investor Intel hohe Priorität haben. Interessant zu hören war auch die Ankündigung, dass Yuneec noch in diesem Jahr mit der Zulassung seines ersten manntragenden, elektrisch betriebenen Flugzeuges rechne. Yuneec ziele mit seinen Produkten vorzugsweise auf den professionellen Markt, der allerdings besondere Ansprüche an Service und Beratung stelle. Um diesen Markt erfolgreich zu erobern setzen er und das Unternehmen auf den Fotofachhandel als Partner, den er auf der Veranstaltung direkt ansprach und aufforderte, das Angebot, mit Yuneec zusammenzuarbeiten, anzunehmen. Wie zu hören war, sind auf dem Forum auch einige erfolgversprechende Partnerschaften geknüpft worden.
Jörg Schamuhn, COO Yuneec Europe, berichtete nicht nur über die Chancen
des Multicopter Marktes sondern auch von den Hürden, die genommen werden müssen.
Die Themen Handel und Online Marketing im Zeitalter des Internets behandelten Helena Babic Head of Marketing DACH EAMER Imaging Consumer Kodak Alaris und André Hunziker, Founder and CEO von PNA International. Beide wiesen darauf hin, dass Einkäufe immer häufiger über Mobile Devices getätigt würden. Aber die wesentliche Aussage war der Hinweis, dass dabei immer mehr Daten über die Verbraucher erhoben würden, die es Anbietern immer leichter machen würde, die Wünsche der Verbraucher zu erkennen. Und zwar immer häufiger sogar bevor diese sie selbst formulieren könnten.
Unter der Überschrift Retail 4.0 entwarf Helena Babic mögliche Business Modelle für eine digitale Gesellschaft. Neben den zunehmenden Möglichkeiten der Fotoausgabe wies sie vor allem auf die Chancen hin, die der technologische Wandel mit sich bringt und welche neuen Einkauferlebnisse er den Verbrauchern bieten kann.
André Hunziker dagegen zeigte auf wie sich mit nur relativ wenig Aufwand neue Kundengruppen über das Internet generieren lassen, die fast automatisch Umsätze bringen würden.
Der permanente Wandel des Handels war Thema des Referats „Retail 4.0“
von Helena Babic, Head of Marketing, Kodak Alaris.
Beispiele dafür, wie sich auch die Generation Smartphone für das Bild zum Anfassen begeistern lässt, zeigte Eduardo López, Iberia Regional BD Director Photo Imaging &OD, Fujifilm Espana/Portugal. Dieses globale Konzept von Fujifilm stellt das Erlebnis auch in der digitalen Welt in den Mittelpunkt des Angebots und ermöglicht den Shop-Besuchern im Laden mit ihren eigenen Fotos selbst eine Vielzahl individualisierter Produkte zu erstellen.
Mit Mut und Zuversicht in die Zukunft!
Das zentrale Thema des Business Forum Imaging war wie immer das Überleben des Fotomarktes in einer von der Digitalisierung geprägten, sich rasant ändernden Welt. Dennoch wurde deutlich, dass bei aller Faszination für die neuen virtuellen Welten und die Möglichkeiten der Digitalisierung in einer vernetzten Gesellschaft das anolog Greif- und Begreifbare die Kommunikation und das Erleben der Menschen bestimmt. Gerade Produkte wie das Instax Sofortbild, Filme und gedruckte Bilder erfüllen selbst bei Jugendlichen Träume und wecken Wünsche, die sie offensichtlich in ihren virtuellen, sozialen Netzwerken vermissen.
Eduardo López, Fujifilm Iberia, erläuterte das Konzept des „Wonder Photo Shop“
, der Verbraucher Bilder neu erleben lassen soll.
So war denn auch bei den über 200 Teilnehmern des Forums das persönliche Gespräch, der Austausch über das Erlebte und der gesellschaftliche Höhepunkt mit der Party auf den Rheinterrassen ein wichtiger Faktor, der zur Annahme der technologischen Veränderungen motivierte und Mut machte, sich den Herausforderungen zu stellen. Eigentlich kaum zu verstehen, dass es in der Mehrzahl wieder die Erfolgreichen der Branche waren, die das Forum nutzten, um ihre Zukunftsfähigkeit zu testen und zu sichern. Wer nicht dabei war, wird sich schwertun, die komplexen Veränderungen des Imaging Marktes zu verstehen oder ihnen erfolgreich zu folgen.
Brigitte Henninges