Robert Mapplethorpe: Thomas, 1987 (c) 2010 Robert Mapplethorpe Foundation
Der 1946 geborene und 1989 verstorbene Robert Mapplethorpe ist einer der wenigen Künstler, denen es vergönnt ist, weit über die Grenzen der Kunstwelt hinaus bekannt zu werden. Er dominierte die Fotoszene des ausgehenden 20. Jahrhunderts und öffnete den Weg zur Anerkennung der Fotografie als Kunstform, er verankerte das homosexuelle Sujet in der Massenkultur; er entwarf in der Fotografie ein klassizistisches Bild vom meist männlichen Körper, das Eingang in die kommerzielle Fotografie fand.
Insbesondere in den USA wurde zu Lebzeiten und postum Mapplethorpes Werk kontrovers diskutiert; bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wurden Ausstellungen seiner Fotografien boykottiert, zensiert oder geschlossen. Umstritten waren stets seine radikalen Darstellungen von Nacktheit und sexuellen Handlungen. Insbesondere Fotos sado-masochistischer Praktiken führten dazu, dass es bei Ausstellungen Protestkundgebungen gab und Museumsdirektoren verklagt wurden. In Japan hat das Oberste Gericht erst 2008 festgestellt, dass Mapplethorpes erotische Bilder nicht gegen das Pornografieverbot verstießen und damit einen acht Jahre lang beschlagnahmten Band mit Mapplethorpe-Fotografien freigegeben. Für den amerikanischen Kritiker Arthur C. Danto schuf Mapplethorpe »einige der schockierendsten – und gefährlichsten – Bilder der modernen Fotografie oder sogar der Kunstgeschichte«.
In Deutschland dagegen gehörten Mapplethorpes Fotografien zur „ästethischen Sozialisation“ der Generationen, die in den 80er und frühen 90er Jahren aufwuchsen, wie Lisa Ortgioes, Moderatorin von frau tv, anmerkt – die Fotografien wurden damals als Poster vertrieben und vor allem die „schwarzen“ Portraits fehlten in kaum einer WG. Allerdings, so bemerkt Kurator Werner Lippert „bedarf diese Ausstellung auch keiner Rechtfertigung. Weil Mapplethorpe unbestritten einer der wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts war. Sie ist eine künstlerische Notwendigkeit.“ Was Mitte der 80er Jahre vorrangig die Zensur beschäftigte, ist inzwischen museumswürdig geworden und nicht mehr Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen, sondern soziologischer und formalästhetischer Analysen.
Die Auswahl von 150 Fotografien umspannt frühe Polaroids von 1973 bis hin zu seinen letzten Selbstportraits aus dem Jahr 1988, die ihn bereits gezeichnet vom nahen Tod zeigen, und präsentiert viele bekannte, geradezu ikonische Motive aber auch bislang nie oder nur selten gezeigte Arbeiten. Sie schöpft aus dem Fundus der New Yorker Robert Mapplethorpe Foundation.
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