Christoph Menke, Director photokina.
Zum 1. Mai 2017 hat Christoph Menke (33) als verantwortlicher Projektmanager die photokina übernommen. „Christoph Menke hat in den vergangenen Jahren bei der KoelnMesse im Geschäftsbereich Unternehmensentwicklung seine Fähigkeiten in der Konzeption von Messeveranstaltungen unter Beweis gestellt und war maßgeblich am neuen Auftritt der photokina beteiligt. Mit seiner Konzeptstärke, und seinem Gespür für innovative, technologiegeprägte Messetrends bringt er genau die Fähigkeiten mit, um die photokina erfolgreich vorwärts zu bringen,“ erklärte damals Katharina C. Hamma, Geschäftsführerin der KoelnMesse. Menke ist seit 2012 im Bereich Unternehmensentwicklung für die KoelnMesse tätig. Die Neuausrichtung der photokina als Leitmesse für Foto & Imaging sieht er als seine bisher größte Herausforderung. Wir sprachen mit ihm über die zu erwartenden Veränderungen der traditionsreichen Messe.
Herr Menke, warum eine neue photokina?
Lassen Sie uns gerne von einer, den Nutzergewohnheiten und Marktgegebenheiten besser gerecht werdenden photokina sprechen. Wir haben insbesondere bemerkt, dass wir mehr dafür tun können und mehr tun wollen, mehr junge Leute für die Messe zu begeistern und sie damit an die Fotografie und die Videografie heranzuführen. Das möchten wir zukünftig mit der Mischung aus den tollen Produkten der Industrie und unseren inspirierenden Events erreichen. Daraus resultieren dann weitere Dinge.
Welche zum Beispiel?
Das sind beispielsweise Aktionen in angrenzenden Bereichen, wo wir das Bewegtbild stärken, um so die photokina auf noch breitere Füße zu stellen. Das ist zum Teil auch bereits durch das Nutzungsverhalten der Menschen vorgegeben, von denen viele zwischen Foto- und Videografie hin- und herwechseln. Vieles von dem, was wir jetzt angehen werden, ist mit der Fotografie oder besser dem Kern der Fotografie, schon längst verknüpft.
Was waren die Gründe für die Frequenzänderung auf einen jährlichen Rhythmus?
Sie ist aus dem Gedanken heraus entstanden, dass wir bisher zwischen zwei Messen den Abstand von zwei Jahren hatten, wo technologisch und auch wirtschaftlich wahnsinnig viel passiert. Außerdem gerieten wir in den Zwischenjahren auch bei den Besuchern hin und wieder etwas in Vergessenheit, weshalb wir die Marke immer wieder neu bekannt machen mussten. Das ist ziemlich aufwendig und kostet große Anstrengungen. In unserer schnelllebigen Zeit, wo wir von Digitalisierung sprechen, von immer kürzer werdenden Innovationszyklen, da passt es einfach nicht zum Charakter einer Weltmesse, die Technologiesprünge nur alle zwei Jahre zu zeigen.
Ab 2019 wird die photokina im jährlichen Rythmus schon im Mai stattfinden.
Was war nun der Anlass für die Verlegung des Termins auf das Frühjahr?
Wir haben uns zu einer Terminänderung entschlossen, weil wir gemerkt haben, dass es zunehmend schwieriger wurde in den klassischen Messemonaten im Herbst die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen. Daher haben wir untersucht in welchen Zeiträumen es uns gelingen könnte, noch mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Sei es von den Besuchern, den Medien und von den Ausstellern, wobei diese nicht von einer Messe zur nächsten hecheln müssen. Das haben wir gemeinsam mit unseren Industriepartnern analysiert und sind so zu dem Termin im Mai gekommen. Zudem wissen wir, dass der Mai durch die photokina auch für die Fotografie einen starken Vertriebsimpuls setzen kann.
Welche Bereiche der „neuen“ photokina erfordern denn die erhöhte Frequenz?
Da sind zum einen die Smartphone Anbieter, von denen wir auch die Firma Huawei für die photokina gewinnen konnten. Bei den Smartphones kommt nun noch das Thema „Künstliche Intelligenz“ hinzu. Das schreitet mit Siebenmeilenstiefeln voran und wir sind uns sicher, dass dies auch auf die Fotografie Einfluss nehmen wird. Genauso werden die Themen Virtual und Augmented Reality und entsprechend 360° Imaging eine Rolle spielen. Hier schreiten die Entwicklungen rasant voran und wenn wir diese Unternehmen für die photokina gewinnen wollen, sind wir gefordert, jedes Jahr mit an den Start zu gehen, um diesen Technologien eine Plattform bieten zu können, sobald sie fertig entwickelt sind und nicht unter Umständen schon wieder veraltet.
Diese Bereiche hat die KoelnMesse jetzt zwar zeitlich als eigenständigen Kongress an die photokina geknüpft, mit dem ihr ideeller Partner, der Photoindustrie-Verband (PIV) jedoch nicht eingebunden ist?
Ja, das ist richtig. Aber wir erhoffen uns davon eine gegenseitige Befruchtung in dem Sinne, dass einige Aussteller der photokina auch die Digility wahrnehmen und umgekehrt. Teilnehmer der Digility sollen die Chance nutzen, die „Enabling Technologies“ für ihre Branche auf der photokina zu begutachten. Umgekehrt schauen auch klassischerweise in der Fotografie beheimatete Unternehmen auf der Digility über den Tellerrand
Viele der neuen Technologien haben auch gesellschaftliche Auswirkungen. Sie verändern das Verhalten der Menschen und erfordern teilweise neue gesetzliche Richtlinien? Was können hier die photokina und vor allem ihr ideeller Partner PIV dazu beitragen?
Die Themen Dashcam oder Fotodrohnen hat die Mannschaft um Herrn Müller-Rieker, Geschäftsführer des PIV, immer wieder positioniert, ins Gespräch gebracht und auch die rechtliche Problematik verdeutlicht. Für solche Auseinandersetzungen über die gesellschaftliche Relevanz, über Ausdehnung und Einschränkung von Anwendungen ist die photokina meiner Ansicht nach eine ideale Plattform. Hier kommen doch Experten aus der ganzen Welt zusammen, deren Vorstellungen und Forderungen sich nirgend woanders besser diskutieren lassen. Genau in diese Richtung gehen wir auch mit unserem Rahmenprogramm. Wir bieten hier ja nicht nur riesige Ausstellungsflächen, sondern ein umfangreiches Bühnenprogramm und Diskussionsforen, wo genau diese Themen zur Sprache gebracht werden. Gerade Trendanwendungen wie KI/AI lassen sich hier von Befürwortern und Gegner in voller Breite ausdiskutieren und Besucher können live erleben, wo wir in solchen Bereichen aktuell stehen und welche Richtung eine Entwicklung nimmt.
Mobile Imaging war schon sehr früh mit einer ansehnlichen Anzahl von Herstellern auf der photokina präsent, die dann aber sehr schnell weggeblieben sind und jetzt jährlich in Barcelona ihre eigene Trendmesse begehen. Nun bemüht sich die photokina mit ersten, bescheidenen Erfolgen sie wieder zurückzugewinnen. Was ist da falsch gelaufen?
Es muss nicht unbedingt immer etwas falsch gelaufen sein, wenn sich Dinge anders entwickeln als man gehofft hat. Ich könnte mir vorstellen, dass damals die Hersteller erkannt haben, dass die Fotohandys noch nicht soweit waren, um sich neben den Kameraherstellern etablieren zu können. Das wir jetzt Honor und Huawei als Aussteller auf der photokina dabei haben, freut mich daher besonders. Es gibt in der Branche inzwischen einige Smartphone-Hersteller, deren Bildergebnisse ganz hervorragend sind und die eine eigene, neue Art des Fotografierens ermöglichen, die vielen Leuten völlig ausreicht. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass künstliche Intelligenz, ähnlich wie sie Huawei und Honor in ihren Smartphones auf der photokina zeigen werden, bald auch in den Produkten der klassischen Kamerahersteller zu finden sein wird. Im neugeschaffenen Imaging Lab auf der photokina werden wir genau über diese Themen sprechen. Eine bessere Plattform für solche Auseinandersetzungen kann ich mir kaum vorstellen. Hier lässt sich eindrucksvoll zeigen, wie innovativ die Imaging Branche ist.
Ein Thema, das bisher kaum von der Branche berührt wurde, ist die Datensicherheit von Kameras. In vielen Bereichen der Imaging-Industrie haben wir es mit sensiblen Daten zu tun. Spielen Datensicherheit und Datenschutz auf der photokina eine Rolle?
Der Datenschutz wird auf jeden Fall auf der Professional Bühne thematisiert. Dort wird es aber in erster Linie um Rechte, Datenschutz und Datensicherheit gehen. Weniger um Technologien zur Datenverschlüsselung. Ich kann mir vorstellen, das Unternehmen, die im Bereich KI/AI tätig sind, sich auch mit Datenverschlüsselung befassen. Aber das ist augenblicklich noch kein Fokusthema für die kommende photokina. Jeder der ins ImagingLab kommt, kann davon ausgehen, dass alle Themen die hier besprochen werden, visionärer, zukunftsweisender und daher auch technischer sein werden, als auf der Communities Stage, wo aktuelle Anwendungen im Vordergrund stehen. Im ImagingLab kommen auch Technologien zur Sprache, die noch nicht unbedingt Marktreife erreicht haben, die aber mögliche Entwicklungsrichtungen schon heute aufzeigen.
Welchen programmatischen Hintergrund hat die Neuausrichtung auf mehr Bühnen, mehr Erlebnis, mehr Action auf der neuen photokina?
Wir wollen den Besuchern natürlich den Stand der Imaging-Technologien in all ihren Ausprägungen erlebbar machen. Darüber hinaus aber wollen wir auf den vielen Bühnen mit Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Workshops auch zeigen, wohin die Reise der Imaging-Welt geht. Dazu sprechen wir alle Experten und Firmen an, die im Imaging Bereich aktiv sind. Bereits einige Wochen vor der Messe werden wir das Programm auf unserer Webseite veröffentlichen, so dass jeder seinen Besuch individuell nach Interessenschwerpunkten vorbereiten und planen kann.
Das Interview mit Christoph Menke hat Heiner Henninges geführt.