Olympus OM-D E-M1X Equipment: Wenn weniger mehr sein muss!
Nun ja, sie ist die Größte! Wenn man sie an ihren Schwestermodellen der Olympus OM-D Kamerareihe misst. Das macht der duale Handgriff, der es ermöglicht, die Kamera im Hoch- wie im Querformat gleichermaßen bequem zu bedienen. Es sind im Laufe der vielen Jahre als Test & Technik Redakteur zahlreicher Fotofachmagazine viele Kameras durch meine Hände gelaufen. Viele davon haben mich auch bei meiner Arbeit als Fotograf zuverlässig begleitet und an viele davon habe ich mich erst im Laufe von Monaten gewöhnen müssen, bevor sie mir so vertraut waren, wie sich die OM-D E-M1X beim ersten in die Hand nehmen anfühlt. Das ist umso bemerkenswerter, als ich bei meinem ersten „Touch & Try“ während der Vorstellung auf einer europäischen Pressekonferenz keinen Augenblick mit der Kamera allein war. Erst war es die Produkt-Managerin Claudia Bähr, die auch die technischen Details des neuen OM-D-Flagschiffs auf dem Event mitreißend den kritischen Gästen der Fachpresse erläutert hatte, dann der deutsche Olympus Guru Nils Häußler, die mir auf die Finger schauten, um eventuell aufkommende Kritik durch ihr Eingreifen und ihre Hilfestellung gleich im Keim zu ersticken. Zu wichtig war ihnen ihr neues Spitzenprodukt als es durch einen dummen Zufall eventuell unberechtigter Kritik auszusetzen. Überflüssige Liebesmüh, denn keine Kamera war mir je auf den ersten Blick so vertraut wie diese. Und das obwohl sich einiges an ihr gegenüber dem Vorgängermodell, der OM-D E-M1 Mark II (die übrigens weiter im Programm bleibt und nun auch in einer auf 2.000 Exemplare limitierten Jubiläumsedition in auch Silber zu haben sein wird), in der Handhabung geändert hat.
Eiskalt und diesig: Erstes Foto von der Terrasse der Event-Location
mit Blick auf den Hamburger Hafen.
Vertrautheit und Komfort in der Handhabung haben – wie schon gesagt – ihren Ursprung im Design des dualen Handgriffs, an dem alle Bedienelemente dort zu finden sind, wo sie auch erwartet werden. Ganz gleich, ob die Kamera im Hoch oder Querformat gehalten wird. Um das zu realisieren, wurden alle Knöpfe Tasten und Schalter auf der Rückseite des Griffs gespiegelt. Selbst den praktischen Joystik, mit dem sich unter anderen die AF-Felder superschnell dem Motiv entsprechend verschieben lassen, gibt es gleich zweimal. Hinzu kommt die „Ein-Element = eine Funktion“ – Kennzeichnungslogik, nach der sich einfach die Aufgaben der Tasten, Hebel und Schalter erkennen lassen und zuordnen lassen. Wie weit die Möglichkeiten der Individualisierung der Kamerabedienung getrieben wurden, lässt der Umfang der Betriebsanleitung erahnen. Sie soll laut Aussage von Nils Häußler an die 600 Seiten umfassen. Die Optionen der Individualisierung der Kamerabedienung nach Aufgaben und Vorlieben betrifft auch die Menüführung, für die sich Fotografen ihre beliebtesten oder benötigten Funktionen ein schnell aufrufbares, persönliches Startmodell erstellen können.
Die Olympus OM-D E-M1X meistert auch feinste
Tonabstufungen problemlos,
Gefühlt arbeitet der Autofokus superschnell und den Ergebnissen nach auch präzise und zuverlässig. Jedenfalls waren alle Aufnahmen mit den ersten Probeschüssen von der Terrasse auf den Hamburger Hafen absolut scharf. Einer der häufigsten Aufnahmefehler und der Hauptgrund vieler unscharfer Aufnahmen ist Verwacklung. Olympus behauptet, mit der OM-D E-M1X, die beste Bildstabilisation der Welt bieten zu können. Auch das bestätigten unsere Probeschüsse. Verwacklungen gab es dabei nicht, obwohl der Zitterfaktor bei den unangenehmen Minusgraden auf der Terrasse der Event-Location gegenüber des Hamburger Hafens ziemlich hoch lag. Olympus behauptet selbst, damit die Bewegungsunschärfe von einer um bis zu 7,5 Belichtungsstufen längeren Verschlusszeit kompensieren zu können. In den präsentierten Bildbeispielen von Profifotografen waren Beispiele zu sehen, wie ein mit 4 Sekunden Belichtung aus der Hand geschossenes, scharfes Foto. Kaum zu glauben!
Leider habe ich nicht ausreichend Zeit gehabt, dies zu verifizieren, obwohl das relativ einfach gegangen wäre. Aber hinterher ist man bekanntlich ja immer klüger. Die OM-D E-M1X besitzt nämlich einen digitalen, elektronischen integrierten ND-Filter. Über den hätte ich leicht eine lange Belichtungszeit provozieren können. Auch über dessen Einsatz gab es in der Olympus Beispiel Galerie überzeugende Aufnahmen, die den beliebten Langzeiteffekt in Bildern von fließendem Wasser (Bächen, Wasserfällen) demonstrierten. Allein dieses Feature erspart Naturfotografen nicht nur hunderte von Euro und sorgt für leichtes Gepäck. Zudem ermöglicht es den Einsatz auch mit Objektiven, beispielsweise mit Fisheye-Objektiven, mit gewölbter Frontlinse, an die sich normalerweise keinerlei Filter ansetzen lassen.
Alle wichtigen Bedienelemente auf der Rückseite gibt es gleich zweimal
für den komfortablen Wechsel von Quer- zu Hochformat..
Ein für Manche vielleicht nicht so wichtiges Ausstattungsmerkmal, das viele Profis aber schätzen werden: Der aktuelle Speicherort für die Bilder oder Filme lässt sich ganz einfach durch Druck auf die entsprechend gekennzeichneten Tasten auf der Kamerarückseite ändern. Ein Druck auf die rechte Taste aktiviert das rechte Kartenfach, mit Druck auf die linke Taste wird das linke Fach aktiviert.
Olympus OM-D Profimodelle präsentiert von Produktmanagerin Claudia Bähr:
OM-D E-M1 Mark II und die E-M1X für Extreme Einsätze.
Fazit
Schnelligkeit, Mobilität, Zuverlässigkeit und Robustheit sind die erklärten Keyfeatures des neuen Olympus Flaggschiffs und die scheint sie auf den ersten Blick auch mehr als zu erfüllen. Doch neben diesen Schlüsseleigenschaften bietet sie viele kreative Möglichkeiten, die auszuprobieren sich während dieser ersten, flüchtigen Erstbegegnung keine Gelegenheit bot. Stattdessen endete diese erste flüchtige Berührung in einer spontanen Anerkennung, die in der Hoffnung auf ein längeres Kennenlernen und eine daraus resultierende lang anhaltende Freundschaft aufkommen ließ. Jedenfalls kann ich es kaum erwarten, diese Kamera erneut und für länger in die Hand nehmen zu dürfen. Mals sehen, ob sie dann auch hält, was der erste Eindruck erwarten lässt.
Blaue Stunde am Hamburger Hafen.
Nachtrag: weil Meckern ja auch bei Kritikern so beliebt und von den Lesern stets erwartet wird: Warum haben die Entwickler bei der 4K-Videofunktion sich auf den 30 fps Modus beschränkt und auf die 60 fps, die der duale TruePic Pozessor vermutlich auch ermöglicht hätte, verzichtet? Gern hätten sie auch die Bildwiederholrate und die Auflösung des elektronischen Suchers etwas steigern können. Und wie wäre es mit einer Funktion zur Verschlüsselung der Bilddaten oder mit einer Beleuchtung der Kennzeichnung von Bedienelementen. Ja und weil die Anforderungen an ein so innovatives Entwicklerteam wie das von Olympus nicht hoch genug seien können, noch die Frage: Wann wird Olympus den ersten LED-Blitz bringen. Elektronenblitze sind zwar der Standard aber angesichts der rasanten Entwicklung bei den LEDs und ihrem kreativen Potenzial als Blitz- und Dauerlicht wohl fast schon ein Anachronismus.
Olympus Executive Officer Shigemi Sugimoto, ziterte bei der Vorstellung der OM-D E-M1X
die Designlegende Maitani, der bereits mit der Einführung der ersten OM SLR
eine kompakte Bauweise für optimale Mobilität forderte.